Emmental soll auf sanften Tourismus und bewährte Werte setzen

Emmental soll auf sanften Tourismus und bewährte Werte setzen
Das Emmental bietet Touristen viele echte und unvergessliche Erlebnisse - zum Beispiel eine Wanderung auf dem Wachthubel. / Bild: Emmental Tourismus
Emmental: Am Tourismusgipfel in Burgdorf sprachen die Verantwortlichen über Optimierungsmöglichkeiten. Ermunterung gabs vom TV-Mann und «Wanderer der Nation», Nik Hartmann.

Im vollen Saal des Casino Theaters Burgdorf drängen sich Tourismusin­teressierte und -player auf den Kino-Klappsesseln. Elisabeth Zäch, Präsidentin des Fördervereins Emmental, freut sich über das zahlreiche Erscheinen. «Emmental steht für Genuss, Kompetenz und Vielfalt», erklärt sie. Nach ihr hält Isabelle Hollenstein, Leiterin Emmental Tourismus, einen kurzen Jahresrückblick. Sie erwähnt unter anderem das bescheidene Jahresbudget von rund 264'000 Franken und die 139'000 Logiernächte im Jahr 2024, bei denen sie durchaus noch ein Optimierungspotenzial orte. Ideen, um das Emmental bekannter zu machen, gehen dem Team nicht aus. Mit der neuen Werbekampagne «Gnuss. Kompetänz. Viufaut» ist ein Gewinnspiel verbunden. Dieses ploppt auf, wenn man die Website emmental.ch öffnet. Hier können Teilnehmende herausfinden, welchem Emmental-Typ sie entsprechen. Nik Hartmann, Gastreferent am Tourismusgipfel, hat das Spiel ebenfalls getestet und ausgewogen abgeschnitten. Damit gehöre Hartmann zu der Gästegruppe, welche Tourismusverantwortliche bevorzugten, heisst es. Ihn interessiere alles, was das Emmental biete.


Gebürtiger Emmentaler

Nik Hartmann, Fernseh- und Radiomoderator, Wanderer und Velofahrer, liebt das Emmental, weil es wie eine grüne Insel zwischen Oberland und Mittelland liege und Städter näher zur Landwirtschaft führe. «Das ist eine der grossen Stärken des Emmentals», sagt der Referent in astreinem Zuger Dialekt, um dann zu gestehen: «Meine Muttersprache war Berndeutsch, bis zum Umzug in den Kanton Zug. Als ich wegen meines Dialekts auf dem Pausenplatz verprügelt wurde, nahm ich den Zuger Dialekt an.» Berndeutsch erinnere ihn an Gefühle, die er als Kleinkind verspürt habe – und an den Geruch auf der Terrasse bei den Grosseltern im Burgdorfer Meienfeld.


Für das Einfache

«Wir leben in einer Welt, in der dank der Digitalisierung jederzeit alles verfügbar ist. Aber beim Reisen kann man noch noch neue Eindrücke gewinnen und unerwartete Dinge erleben, wie als Kind», philosophiert Hartmann. Tourismus sei für ihn wie ein Lagerfeuer oder wie der erste Schnee. Etwas Einfaches, das man nicht zeitverschoben erleben könne. Er zeigt ein Bild aus den Siebzigerjahren. Nik als kleiner Bub mit seinem Grossvater mütterlicherseits, der ihn auf erste Wanderungen mitnahm, im Emmental natürlich. «Tourismus-Hotspots finde ich langweilig», sagt Hartmann weiter. Er bevorzuge Überraschendes, wie es das Emmental biete, sei dies kulinarisch, sportlich oder traditionell. Letzteres findet er besonders wertvoll, weil jede Tradition als Innovation begonnen habe. Zudem ist Hartmann überzeugt: Schweizer mögen Ursprüngliches, Echtes, so, wie es im Emmental überall anzutreffen ist.


Berge und Hügel

«Berge sind das Schönste, was wir haben», erklärt Hartmann, und lässt offen, ob er die Emmentaler «Hügle» mitmeint. Er erzählt ausführlich von seiner Wanderung über die Via Alpina mit ihren vierzehn Pässen, die er mit einem TV-Team und Hund vorwiegend auf Ski bewältigt hat. Er zeigt Bilder, die dokumentieren, dass er nicht nur Schönes erlebt hat. Bei der Überquerung des Chindbettipasses stürzte er etwa zehn Meter ab ins Ungewisse. Vor seinem geistigen Auge sei das Leben an ihm vorbeigezogen, erzählt Hartmann. «Auch der Geruch auf der Terrasse bei den Grosseltern im Meienfeld.» Die Episode endete jedoch gut. Von den Bergen zu den «Hügle»: Der Referent ist überzeugt, dass die «grüne Insel» Emmental Unvergessliches bietet und ermuntert die Tourismusverantwortlichen, weiterhin auf die bewährten Werte der Region zu setzen.

15.05.2025 :: Laura Fehlmann (lfc)