Sprint-OL mitten in Langnau

Sprint-OL mitten in Langnau
Die OL-Karte von Langnau ist im Massstab 1:4000 erfasst und zeigt daher mehr Details als «normale» Karten von Wäldern. Wissen Sie, welche Ecke von Langnau zu sehen ist? Kleiner Tipp: Oben links ist eine Kirche zu erkennen. / Bild: zvg
Emmental: Die OLG Skandia führt den Emmentaler OL im Dorf durch. Der Wettkampf kann als Hauptprobe für die Sprint-OL-Schweizermeisterschaft angesehen werden.

Am Sonntag werden die Läuferinnen und Läufer des Emmentaler OLs nicht in einem Wald auf Postensuche gehen - sondern mitten in Langnau. Der Orientierungslauf findet eine Woche vor der Sprint-OL-Schweizermeisterschaft statt. Daher habe man den Wettkampf quasi als Hauptprobe angesetzt, sagt Laufleiter Joël Lehner. «Der Start ist bei der Oberfeld-Turnhalle, das Ziel irgend­wo anders im Dorf.» Wo genau, das verrät er nicht, obwohl es auf den Ausgang des Rennens kaum einen Einfluss hätte, wie er meint.


Dorfkarte neu überarbeitet

«Bei einem Sprint-OL entscheiden Sekunden über den Sieg. Ein kurzes Zögern bei der Routenwahl kann entscheidend sein», erklärt Joël Lehner. Für den Emmentaler-OL hat Matthias Kobel, sein Vereinskollege, die Dorfkarte «Langnau» aus dem Jahr 2015 überarbeitet. Sie hat den Massstab 1:4000, während für OL-Karten in Wäldern 1:10'000 oder 1:15'000 die Norm ist. Die Dorfkarte ist somit um einiges detailreicher. Am Sonntag wird Matthias Kobel auch als Bahnleger verantwortlich sein. «Da die Laufkarte mit den eingedruckten Posten erst beim Start abgegeben wird, sind die Bedingungen für alle gleich», betont er. Dennoch räumt er ein, dass Mitglieder der OLG Skandia einen kleinen Heimvorteil haben könnten. Für ihn habe die Bahnlegung bereits vor drei Monaten während der Kar­tenüberarbeitung begonnen. «Ich konnte von Anfang an potenzielle Routen im Kopf durchspielen. Dennoch müssen letzte Entscheidungen oft kurzfristig getroffen werden», gibt er zu bedenken. Damit meint er hinderliche Baustellen, Umfahrungen oder andere Veranstaltungen im Dorf, die berücksichtigt werden müssten.


Sprint-OL hat besonderen Reiz

Er versuche, bei jeder Teilstrecke eine Auswahl an möglichen Rennrouten anzubieten. Langnau eigne sich ausgezeichnet, denn das Dorf sei auf engem Raum sehr unterschiedlich. «Das Gebiet um die Fansrüti ist steil mit vielen Treppen und Quartierstrassen, im Dorfkern gibt es enge Durchgänge und verwinkelte Häuser und im Unterdorf eine Wohnblocksiedlung, wo alles gleich aussieht», sagt der Bahnleger. Der Reiz eines Sprint-OLs liege darin, dass die Teilnehmenden bei hohem Tempo ständig knifflige Entscheidungen zur Routenwahl treffen müssten, sagt er weiter. «Die Strecken werden je nach Kategorie nur zwischen 1,5 und 3,5 Kilometer lang sein, mit erwarteten Laufzeiten zwischen 15 und 25 Minuten.» Zu der Frage nach den Unterschieden zwischen Wald- und Sprint-OL meint Joël Lehner: «Die läuferischen Anforderungen unterscheiden sich. Der Sprint ermöglicht ein hohes Lauftempo auf gut begehbaren Strassen und Wegen, während das Gelände im Wald höhere koordinative Fähigkeiten erfordert, zudem sind die Distanzen länger.» Entsprechend anders sei das Training aufgebaut, zumindest wenn man ganz vorne dabei sein wolle.

Mit über 40 verschiedenen Kategorien, die sich anhand von Alter und Schwierigkeitsgrad unterscheiden, rechnen die Veranstalter am Sonntag mit 300 bis 500 Teilnehmenden. Kobel und Lehner sagen, sie seien überzeugt, dass auch viele Top-Athleten die Gelegenheit nutzen würden, eine Woche vor den Schweizermeisterschaften ihre Form zu testen.


Als Zuschauer nahe am Geschehen

Der Sprint-OL ist auch für Zuschauer attraktiv und beste Werbung für den Sport. «Wir empfehlen, sich in der Nähe eines Postens zu positionieren», sagt Matthias Kobel. «Dort kann man beobachten, ob die Athletinnen und Athleten kurz stehen bleiben und überlegen müssen, oder ob sie die Karte bereits im Voraus gelesen haben und genau wissen, wie es nach dem Passieren des Postens weitergeht.» Da die Strassen mehrfach und an unterschiedlichen Stellen in hohem Lauftempo überquert würden, sei von allen etwas Rücksicht und Verständnis geboten. Am Dorfeingang werde eine Signalisation auf den Wettkampf aufmerksam machen, «und an neuralgischen Punkten werden Helfende den Verkehr regeln». Die Schweiz gehört zusammen mit Schweden, Norwegen und Finnland zu den führenden Nationen im OL - sowohl im Wald- als auch im Sprint-OL. Mit Blick auf die Zukunft des Sports erwähnen Lehner und Kobel das Förderungsprogramm «sCOOL - für Beine mit Köpfchen», mit dem OL-Vereine Schulen bei der Durchführung von OL-Trainings und -Wettkämpfen unterstützen. Es sei das Ziel, die jungen Menschen für den Sport zu begeistern.

01.05.2025 :: Remo Reist (rrz)