«Songs sind wie Kinder - irgendwann entwickeln sie ein Eigenleben»

«Songs sind wie Kinder - irgendwann entwickeln sie ein Eigenleben»
«Ehrlich» ist das neuste Werk der Band rund um Samuel Burger (links). / Bild: zvg
Konolfingen: Ein singender Pfarrer, sechs neue Lieder. Auf dem Album «Ehrlich» präsentiert die Band Burger Songs über das Leben, Kindheitserinnerungen und Zwischenmenschliches.

Zum guten Glück machen Burger im weitesten Sinne Mundartrock. Würden sie englisch singen, könnte das zu Missverständnissen beim Bandnamen führen und auf eine «zwischen den getoasteten Hälften eines Brötchens servierte heisse Frikadelle aus Rinderhackfleisch» (Zitat Duden) schliessen lassen. So aber ist klar, dass sich die Band nach ihrem Sänger, Texter und Gitarristen Samuel Burger benannt hat. In der Musikwelt eine gängige Vorgehensweise, man denke nur an Santana, Bon Jovi, Goldfrapp oder Van Halen.


Aus dem Innenleben

Vergangenen Freitag veröffentlichten Burger sechs neue Stücke im Stream, wie auch physisch auf CD. «Ehrlich» wurde die Sammlung von Songs be­titelt, und Ehrlichkeit und Authenti­zität sind Samuel Burger wichtig. Die Texte beschreiben sein Innenleben, was er fühlt und wie er die Welt da draussen wahrnimmt. Im Gespräch erzählt Burger, wie die Lieder entstehen: «Die Texte kommen auf mich zu, es ist nicht so, dass ich sie suchen würde. Da ist ein Song im Kopf und der sagt: ‹so, jetzt mach mal was aus mir›.» Und dann entsteht ein Stück wie «Allmedinge», in dem beschrieben wird, wie der Sänger an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt inklusive der Erinnerungen an den dortigen Waffenplatz mit seinen Panzern und Geschützen. «Die Songs sind ein bisschen wie Kinder. Man zieht sie auf und irgendwann entwickeln sie ein Eigenleben», so beschreibt Samuel Burger den ­Prozess des Songwritings. Sobald die Lieder dann erwachsen sind, ist der Moment gekommen, sie zu veröffentlichen, unter die Leute zu bringen.


Die Musik als treue Begleiterin

In seinem Berufsleben ist Samuel Burger Pfarrer in Konolfingen. Doch diese Berufung wollte erst einmal gefunden werden. Nach zwei Lehren entschied er sich für den zweiten Bildungsweg, holte die Matur nach und studierte Theologie. Die Musik war dabei immer eine treue Begleiterin. 1987 war Burger Mitglied der Gruppe QDK, die ein Album bei Zytglogge veröffentlicht hat und in den frühen 90er-Jahren spielte er bei der Thuner Dialekt Kapelle (T.D.K.). Danach rückte die Musik eine Zeitlang in den Hintergrund. «Wie es halt so geht, Beruf und Familie nahmen viel Raum ein, da ist das Musizieren etwas zu kurz gekommen.» Ab 2017 wurde die alte Passion dann wiederbelebt, 2021 erschien das erste Burger-Album «Mängisch zart u mängisch wild». Jetzt also «Ehrlich», ein Mini-Album mit sechs Songs. Nachdenkliches findet sich in den Stücken «Z´Nacht am Fänschter» und «Frage», Erhellendes in «Ehrlich» und eine Liebeserklärung an die Tonkunst in «Musig». Einen besonderen Platz nimmt der Song «Nöcher cho» ein. Die erste Strophe beginnt trivial, der Sänger fordert das Publikum auf, einen Schritt näher an die Bühne zu treten. Doch je länger das Stück dauert, wird klar, dass es sich hier um das Aufeinander zugehen dreht. Die Idee dazu hat Burger einer persischen Erzählung entnommen, die der Schriftsteller Navid Kermani wiedergegeben hat.

20.02.2025 :: Busche Frei (fbw)