Der Gemischte Chor wirkte beim ersten Auftritt des Konzertvereins im Jahr 1932 mit. / Bild: zvg
Langnau: Dem Konzertchor Langnau ist es zu verdanken, dass die klassische Musik in Langnau einen hohen Stellenwert besitzt. Heuer feiert der Chor sein 175-jähriges Bestehen.
Im Winter 1849 auf 1850 gründeten einige junge Leute, «welche von Lust und Liebe zum Gesange beseelt waren», den Gemischten Chor Langnau. Bei der Gründung waren die «Töchter» in der Überzahl, und im Chor herrschte das allgemeine Stimmrecht. In einer männlich dominierten Welt war das eine Pioniertat. Und die Gründung fand früh statt: Der älteste Gemischte Chor der Schweiz wurde 1824 in Basel gegründet, der Oratorienchor, der älteste Gemischte Chor der Stadt Bern zwölf Jahre nach Langnau (1862). Der Chor nahm regelmässig an Gesangsfesten teil, von denen er oft mit dem «ersten Kranz heimkehrte», wie aus der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen hervorgeht. Zum 50. Geburtstag präsentierte er sich mit dem Vortrag von Kunstliedern im ersten Teil und der Aufführung des Singspiels Dornröschen im zweiten Teil. Im 20. Jahrhundert wandte sich der Chor mehr und mehr der klassischen Musik zu. Für grössere Werke spannte er mit dem Männerchor Sängerbund und dem Orchesterverein zusammen. 1923, als die Kirche ein neues Geläut erhielt, führten die Gesangsvereine und das Orchester «Das Lied von der Glocke» von Andreas Romberg auf.
Zusammenspannen für grosse Werke
Treibende Kraft war der Gemischte Chor zudem bei der Gründung des Orchesters (1866) und des Konzertvereins (1930). Für Letzteren schlossen sich die beiden Gesangsvereine (Gemischter Chor und Männerchor) und der Orchesterverein zusammen, um gemeinsam grosse Werke aufzuführen. 1934 wählte man den ersten gemeinsamen Dirigenten. Meisterwerke wie Händels Messias und Mozarts Requiem gelangten nun zur Aufführung. 1950, zum 100. Geburtstag, führte der Gemischte Chor Langnau Bachs Matthäuspassion auf. Die rege Konzerttätigkeit setzte sich in der zweiten Jahrhunderthälfte fort, auch mit Werken aus dem 20. Jahrhundert. Im Jahr 2000, zum 150-jährigen Bestehen, taufte sich der Chor in Konzertchor Langnau um. Der Blick ins Archiv zeigt, dass die Sorge, genügend Männerstimmen dem Verein zu erhalten, ein Dauerthema war. «Das Problem ist geblieben», bestätigt der Präsident Martin Benteli. Momentan zähle der Konzertchor Langnau 70 Mitglieder, davon 20 Männerstimmen. «Während bei den Frauen die Abgänge mehr oder weniger durch neue Mitglieder aufgefangen werden können, gibt es bei den Männern fast keine neuen Gesichter», bedauert der Präsident, um gleich zu versichern, dass man noch immer über die Runden gekommen sei. «Unser Dirigent, Christoph Metzger, leitet zugleich den Chor des Gymnasiums Neufeld. Ab und zu singen ein paar Schüler von dort bei uns mit. Solche Chöre sind Gold wert. Wenn die Jungen den Chorgesang pflegen, machen sie später eher in einem Chor mit.»
Tolle Zusammenarbeit mit Orchester
Besonders schön findet Martin Benteli die engen Bande zum Langnauer Orchester. Bevor er beruflich ins Emmental kam, sang Benteli in einem Chor in Bern. Dort habe man auch ab und zu ein Orchester beigezogen, aber das sei immer ein finanzieller Kraftakt gewesen. «Hier in Langnau sind alle zwei Jahre grosse Aufführungen mit Orchester möglich», lobt der Präsident, «und es ist sehr schön, dass Chor und Orchester von der gleichen Person geleitet werden. Das vereinfacht vieles, und mit Christoph Metzger haben wir einen kompetenten Dirigenten, der den Chor wie das Orchester zu führen versteht.» Anfang Februar steht das Jubiläumskonzert an. Zwei Gloria-Werke gelangen zur Aufführung: das eine sehr bekannt von Antonio Vivaldi, das andere von Francis Poulenc aus dem 20. Jahrhundert. Dazwischen erklingt Mozarts «Exsultate, jubilate». Ein festliches Programm also, das den 175-jährigen Konzertchor Langnau dreimal hochleben lässt.