Wie soll sich Palliative Care regional entwickeln? / Bild: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)
Schüpfheim: Das Netzwerk Palliative Care Region Entlebuch blickte auf sein erstes Jahr zurück – und liess sich inspirieren durch die Arbeit des Hospiz Zentralschweiz.
Palliative Care Region Entlebuch ist ein Netzwerk, das unheilbar Kranke in ihrer letzten Lebensphase betreut sowie deren Angehörige unterstützt. Letzte Woche traf sich das Entlebucher Netzwerk in Schüpfheim. Um Palliative Care bekannter zu machen und die Bevölkerung zu sensibilisieren, sei ein Flyer gedruckt worden, sagte Madeleine Zihlmann, Leiterin der Kerngruppe Spitex Region Entlebuch. Nach der Startveranstaltung vom November 2023 müsse man nun das Erreichte anschauen, auswerten und künftige Ziele festlegen. Palliative Care müsse sich vernetzen. Was das bedeutet, erfuhren die Teilnehmenden im Kurzreferat von der Ärztin Sibylle Jean-Petit-Matile vom Hospiz Zentralschweiz. Diese Institution in der Stadt Luzern besteht seit fünf Jahren.
Religiöse und spirituelle Fragen
Die spezielle Palliative Care brauche es für komplexe Situationen, die häufig jüngere Leute mit körperlichen, religiösen und spirituellen Fragen betreffen, sagte die Ärztin. Diese Patienten seien auf der Suche nach Orientierung und passten nicht in ein Pflegeheim mit alten Menschen. Das Hospiz biete ihnen ein Zuhause in einer wohnlichen Atmosphäre mit vielen Begegnungsorten. «Bei uns gibt es keine weissen Arztkittel und keine Spitalatmosphäre. Bei uns wird gelebt.» Das Hospiz sei professionell organisiert. «Ärzte und Pflegepersonal sind 24 Stunden verfügbar. 60 Freiwillige widmen sich den Bewohnern und öffnen die Türen. Menschen brauchen menschliche Kontakte und alle schätzen die angenehme Atmosphäre.» Und von den zwölf Einzelzimmern sei immer eines verfügbar, führte Sibylle Jean-Petit-Matile weiter aus.
In der anschliessenden Diskussion tauchte auch die Frage nach einer Sterbebegleitung durch Exit auf. Man pflege den offenen Austausch mit allen Beteiligten, auch mit Angehörigen. Aber wegen der starken Polarisierung dieses Themas könnten Exit-Begleitungen nicht im Hospiz stattfinden, lautete die Antwort der Ärztin.
«Stossen auf taube Ohren»
Auch die Finanzierung gab zu reden. Der Stiftungsfonds des Dachverbands «Hospize Schweiz», der auch Betriebsdefizite deckt, unterstützt Patienten, die den Aufenthalt nicht bezahlen können. Obwohl das Hospiz billiger sei als das Spital, zahle der Kanton nichts. «Wir stossen da auf taube Ohren», beklagte sich Sibylle Jean-Petit-Matile.
Danach formulierten die Teilnehmenden Erwartungen und Wünsche an das Netzwerk, reflektierten die aktuelle Zusammenarbeit und benannten Stolpersteine. In einem letzten Schritt sammelten sie Ideen für Massnahmen zur Stärkung der Vernetzung und Zusammenarbeit in der Region.