Nicole, Anton und Jürg Grossenbacher (v.?l.) präsentierten am Emmentalischen Ziegen- und Schafmarkt ihre Tiere – und waren erfolgreich. / Bild: Max Sterchi (mss)
Schüpbach: Einst wollte Anton Grossenbacher keine Schafe, unterdessen züchtet die Familie seit drei Generationen. Mit Erfolg, wie sich am Emmentalischen Ziegen- und Schafmarkt zeigte.
Der Emmentalische Ziegen- und Schafmarkt ist einer der grössten im Land. Rund 800 Schafe und 140 Geissen waren Anfang September in der Markthalle zu begutachten oder wurden zum Kauf angeboten. Auf dem Parkplatz fielen Autonummern aus Glarus, Sankt Gallen, dem Thurgau, dem Wallis oder sogar aus dem Liechtensteinischen auf. Aber auch zahlreiche Schaf- und Ziegenzüchter aus dem Emmental und dem übrigen Kanton Bern waren anwesend. Einige mit 20 oder mehr Tieren, andere mit einzelnen Schafen oder Ziegen. Die Familie Grossenbacher aus Dürrenroth lud aus ihrem Anhänger sieben Schafe aus. Grossvater Anton, Vater Jürg und Tochter Nicole Grossenbacher teilen sich ein gemeinsames Hobby: das Schafzüchten.
«Ich wollte eigentlich keine Schafe»
Als Anton Grossenbacher ein Heimwesen in Dürrenroth in Pacht nehmen konnte, übernahm er von seinem Vorgänger eine paar Schafe. «Ich wollte damals aber keine Schafe und habe sie sofort wieder verkauft und drei Kühe angeschafft», erzählt er. Weil das Pachtland aber steil ist, seien Kühe für den Weidebetrieb ungeeignet gewesen und so habe er wieder auf Schafe umgestellt. Vor rund 25 Jahren konnten Grossenbachers vom ehemaligen Vermieter ein altes Haus übernehmen und zum grossen Teil in Eigenregie umbauen. Damals begann auch Sohn Jürg Grossenbacher in grösserem Stil mit der Schafhaltung. «Ich konnte eine weitere Landfläche zupachten und schliesslich eine Herde von rund 45 Mutterschafen heranzüchten», schildert er. Dies habe er neben seinem Hauptberuf als Zimmermann getan. Und während die beiden Züchter von ihrer Leidenschaft erzählen, nimmt auch Jürgs Tochter Nicole Grossenbacher am Tisch Platz und berichtet strahlend, dass ihr junger Widder soeben den zweiten Rang von 15 Tieren erreicht hat. Auch ihr bedeutet die Schafzucht sehr viel: «Die Arbeit mit den Tieren, draussen zu sein, das Glücksgefühl, wenn im Frühjahr die jungen Lämmer geboren werden», all das fasziniere sie. Und wie schön sei es doch, an Ausstellungen prächtige Schafe zu zeigen und dafür Anerkennung zu erhalten.
Der Wolf und andere Risiken
Zum Thema Wolf sind sich die drei Züchtergenerationen einig. «In der Schweiz reicht der Platz nicht für
Wolf und Schafe. Es ist so frustrierend, wenn wir Schafe mit viel Herzblut aufziehen und sie dann vom Wolf getötet werden», sinniert Nicole Grossenbacher. Ein totaler Schutz der Herden sei unmöglich. Die Schafzüchter seien auch mit verschiedenen Tierkrankheiten konfrontiert, etwa der Klauenfäule oder der Blauzungenkrankheit. Und in den Bergen seien auch die Gänsegeier ein Problem. «Diese Vögel können – wenn sie im Schwarm auftreten – Panik bei den Schafen auslösen und diese über Felswände in den Tod treiben», sagt Jürg Grossenbacher. Aus diesen Gründen verzichteten sie seit einiger Zeit auf die Alpsömmerung im Diemtigtal. Und wie sieht die Zukunft für die Schafzüchter aus? «Wir beschränken uns auf die Zucht des Braunkopfschafes. Dieses war früher die Hauptrasse; in den letzten zehn Jahren hat sich deren Bestand aber halbiert und sie gilt heute als gefährdete Rasse», berichtet Nicole Grossenbacher. «Aber wir sind zuversichtlich und machen vorderhand weiter», meint Vater Jürg. Die Punktierungen von Grossenbachers Schafen rechtfertigen diese Zuversicht: Von ihren sieben Schafen platzierten sich je zwei Tiere im ersten, im zweiten und im dritten Rang.