Wohin führt der Weg von Blau-Weiss Oberburg und der anderen Frauen-Teams der Region? / Bild: Erhard Hofer (hol)
Fussball: Im Juli 2025 findet in der Schweiz die EM der Frauen statt. Obschon die Popularität rund um den Frauenfussball steigt, fehlen in der Region vielfach junge Spielerinnen.
«Das wars mit dem Frauenfussball in Huttwil und Sumiswald», so lautete die Überschrift der anfangs Juni publizierten Mitteilung des Sportvereins Sumiswald. Nach 18 Jahren musste die Frauenequipe, die als «Rasechatze» bekannt war, ihr Team wegen personellem Mangel auflösen. Und dies, obschon der Fussball der Frauen immer bekannter wird und nächstes Jahr gar die Europameisterschaft in der Schweiz stattfindet. Doch, wie sieht die Lage in den Regionalteams tatsächlich aus?
Wiederaufstieg im Visier
Sowohl das Team Region Entlebuch (TRE) als auch der FC Langnau verabschiedete sich vergangene Saison mit ihrem Frauenteam aus der zweiten in die dritte Regionalliga. Aber nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg. Nach vier gespielten Runden in der neuen Liga stehen die Frauen des FC Langnau ungeschlagen an der Tabellenspitze. «Die Stimmung im Team ist wirklich gut. Unser Ziel ist klar der Wiederaufstieg», bestätigt auch der neue Trainer Adrian Nyffenegger. Er selbst war zuvor lange bei Huttwil engagiert, zuletzt auch als Trainer des nun eingestellten Frauenteams. Im neuen Verein habe er sich gut eingelebt. «Viele der Spielerinnen kannte ich schon von letzter Saison, wenn sie bei Huttwil aushalfen.»
Das Team Region Entlebuch musste sich in der Drittliga-Gruppe erst etwas finden. Das erste Heimspiel ging noch verloren. Doch bereits eine Woche später folgte der erste Sieg, und auch am Wochenende feierte das TRE einen 3:2-Heimsieg gegen die SG Obwalden. Die Stellung in der zweiten Liga halten konnte letzte Saison der FC Blau-Weiss Oberburg. «Dieses Jahr soll der Klassenerhalt nicht so knapp sein. Wir wollen uns eher in Richtung Mittelfeld orientieren», erklärt Ann-Cathrin Gysin, die als Frauen-Verantwortliche des Vereins, aber auch als Spielerin Einblicke ins Team hat.
Nachhaltigkeit nur dank Juniorinnen
Im Gegensatz zu ihren Regional-Kolleginnen aus Sumiswald und Huttwil kann sich Blau-Weiss momentan nicht beklagen. «Dank der guten Arbeit im Nachwuchsbereich konnte man in dieser Saison einige Juniorinnen in den Aktivteams integrieren». Für die Frauenabteilung von Oberburg ist aber auch klar: «Ohne Juniorinnen ist es nicht möglich, nachhaltig ein Frauen-Team zu unterhalten.» Ziel innerhalb des Vereins sei es daher, auf möglichst allen Juniorinnenstufen ein Team stellen zu können.
Junge, motivierte Spielerinnen sind auch beim FC Langnau gefragt. Ei-nen Grund für fehlende Spielerinnen sieht Adrian Nyffenegger im Fehlen der Anziehungsmagnete und Vorbilder: «Früher hatten wir in unserer Region noch die Academy des schweizerischen Fussballverbands, wo Spielerinnen wie Lia Wälti oder Ramona Bachmann trainierten. Das hatte eine grosse Wirkung und zog Mädchen gruppenweise an.» Heute fehle eine solche Gruppendynamik. Ähnlich sieht es auch Ann-Cathrin Gysin. Meist brauche es ein gewisses Gruppengefüge, damit sich junge Mädchen einem Verein anschliessen würden.
Gezielte Werbung
Die Frauen-Verantwortliche des FC Blau-Weiss Oberburg sieht noch weitere Gründe für den Personalmangeln der Sportvereine. «Die Gesellschaft hat sich verändert und es gibt kaum mehr Menschen, die nur ein Hobby haben und sich diesem voll verpflichten.» Heute gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie wir unsere Freizeit verbringen können. Dennoch werben die Fussballvereine mittels Social Media, Flyern oder auch Plausch-Fussballturnieren. In Adrian Nyffeneggers Augen sei es vor allem wichtig, dass sich die Kinder und Jugendlichen bewegen. Ob sie sich jetzt für Fussball oder sonst eine Sportart entscheiden, sei letztendlich egal. Dem schliesst man sich auch seitens Blau-Weiss Oberburg an. «Eine Sportart im Team auszuführen ist etwas sehr Bereicherndes. Man bewegt sich, trifft Freunde und kann sich fürs Leben weiterentwickeln.»
Und obschon die Lage im regionalen Frauenfussball momentan teilweise etwas prekär ist, klingen die Stimmen aus den Vereinen zuversichtlich. Immerhin kicken nächsten Sommer die besten Spielerinnen Europas direkt vor unserer Haustüre. Für Werbung sollte also gesorgt sein.