50 Jahre unter den besten Schweizer Teams

50 Jahre unter den besten Schweizer Teams
Das Bild, das wohl im Emmentaler Blatt erschienen ist, zeigt eine Spielszene aus dem ersten NLA-Spiel von Langnau im Jahr 1961 gegen Basel. / Bild: zvg
SCL Tigers: Die Emmentaler stehen vor einer Jubiläumssaison – der 50. in der obersten Spielklasse. Auf dem Weg dahin hat der Dorfklub viele Entwicklungen und Abstiegskämpfe überlebt.

Die Durchführung einer Nationalliga-Meisterschaft wurde 1937 beschlossen. Auf die meisten Teilnahmen kommen bisher der SC Bern mit 76, Davos und die ZSC Lions mit je 72, Ambri mit 59 und Kloten mit 58. An sechs-ter Stelle mit 49 Saisons folgen bereits die Langnauer. Sie spielten erstmals 1961/62 in der höchsten Liga. Nun wird ihre Geschichte um einen Meilenstein reicher. Die übernächste Woche beginnende Meisterschaft ist bereits ihre 50. auf höchster Stufe. Ein halbes Jahrhundert unter den besten Mannschaften unseres Landes.


Jede Entwicklung überlebt

Die sportlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Langnauer sind im Vergleich zum Grossteil der Konkurrenz vor allem aus den Städten seit jeher beschränkt. Trotzdem fanden sie immer wieder einen Weg, um im Schaufenster des Schweizer Eishockeys zu bleiben. So überlebten sie den sportlichen Wandel vom Amateur- und Halbprofibetrieb zum Vollprofitum. Ebenso wie die wirtschaftliche Entwicklung vom Dorfklub mit einigen wenigen Fränkli in der Kasse zum modernen Sportunternehmen mit einem Budget in Millionenhöhe. 2020/21 verkrafteten sie auch die Coronakrise mit leeren Zuschauerrängen und leeren Kassen.

Auch bezüglich des Stadions ging es Schritt um Schritt vorwärts. Das erste NLA-Heimspiel der Geschichte fand am Sonntag, 3. Dezember 1961, auf der noch offenen und mit 5600 Zuschauern voll besetzten Kunsteisbahn statt. 1975 folgte die Überdachung, 37 Jahre danach, unter der Führung von Verwaltungsratspräsident Peter Jakob, die Sanierung der Ilfishalle und jetzt der Erweiterungsausbau der Emmental-Versicherung-Arena mit zweitem Eisfeld, Athletikbereich und zusätzlichen Gastroräumlichkeiten.


Mit den Eigenen am stärksten

Zwischen 1965 und 1981 gehörten die Langnauer mit dem Titelgewinn von 1976 sowie drei Silber- und fünf Bronzemedaillen zu den erfolgreichsten Teams der damaligen Nationalliga A. Es war die Zeit, in welcher sich die Förderung des eigenen Nachwuchses auszahlte. Die Emmentaler waren in dieser Phase mit den eigenen Spielern so stark wie nie. In der Meistermannschaft kamen 22 Spieler zum Einsatz – nur vier waren keine waschechten Langnauer. Doch die Zeiten änderten sich. Die Kosten- und Lohnexplosion teilte die oberste Spielklasse immer mehr in eine Zwei- oder sogar Dreiklassengesellschaft. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sportlichen Voraussetzungen bekamen auch die Emmentaler zu spüren. Trotzdem vermochten sie ihren Platz im Oberhaus immer wieder zu verteidigen – nicht weniger als 24-mal in den letzten 26 Jahren. 17-mal, so oft wie kein anderer NLA-Klub, waren sie in den Abstiegskampf verwickelt und überstanden ihn nur einmal nicht. Ein weiteres erstaunliches Kapitel in der Geschichte der Langnauer.


Comeback mit Seltenheitswert

Es gab allerdings auch Phasen, in welchen die Vereinsverantwortlichen Misswirtschaft betrieben und man sich allergrösste Sorgen um das Weiterbestehen des Klubs machen musste. Der Tiefpunkt wurde 1991 und 1993 mit den Abstiegen in die 1. Liga und einer Million Schulden erreicht. Es gehört zu den starken Eigenheiten der Emmentaler, dass sie auch aus dieser Misere einen Weg fanden. Nicht zuletzt dank dem Führungsduo Fred Wenger/Simon Schenk und der beispiellosen Unterstützung der Fans. Durchschnittlich 4000 Personen schauten sich die Spiele in der Drittklassigkeit gegen Wiki, Thun, Worb, Marzili Bern und andere an. Nur vier Jahre später spielten die Langnauer schon wieder in der damaligen NLA. Es war ein Comeback mit Seltenheitswert. Nur gerade einem halben Dutzend Klubs gelang nach dem Abstieg bis in die 1. Liga die Rückkehr in die oberste Spielklasse: Davos, Zug, Arosa, La Chaux-de-Fonds, Villars und – wie könnte es anders sein – Langnau.

05.09.2024 :: Werner Haller (whz)