Das nächste Projekt: Florian Röthlisberger revidiert den Motor eines Autotraktors aus dem Jahr 1936. / Bild: Max Sterchi (mss)
Bowil: «30 Jahre Freunde alter Landmaschinen» wird am Wochenende gefeiert. Was ist das Faszinierende bei der Restaurierung und Pflege alter Traktoren und Maschinen?
Seit elf Jahren ist Florian Röthlisberger im Verein der Freunde alter Landmaschinen Bern (Falbe) aktiv, seit vier Jahren gehört er dessen Vorstand an. Der Berner Verein wurde 1994 gegründet und zählt 870 Mitglieder. Er ist die grösste der in der schweizerischen Dachorganisation verbundenen zehn Sektionen. Zweck des Vereins ist die Erhaltung, Restaurierung und der Betrieb alter Landmaschinen wie Traktoren, Zugfahrzeuge, Stationärmotoren und weitere Landwirtschaftsmaschinen. Weiter organisiert er Veranstaltungen und Ausstellungen.
Faszinierendes Hobby
Florian Röthlisberger interessiert sich bereits seit Kindesalter für alte Traktoren. «Unser Nachbar hatte schon damals einen Lanz Bulldog; und immer, wenn Chrigu» – so heisst der Nachbar – «den Oldtimer startete, war ich der erste, der ihm zuschaute», erinnert er sich. Auch sein Vater fröne diesem Hobby seit Langem, und so seien er und sein Bruder früh mit der Faszination an der alten Technik in Berührung gekommen. «Mich begeistert in erster Linie die Technik und
die geniale Mechanik der alten Fahrzeuge und Maschinen. Ich will diese Traktoren und Geräte in den Originalzustand versetzen, betriebstüchtig machen und unterhalten, um damit die technische Entwicklung von früher für die heutige Generation erlebbar zu machen», erklärt Florian Röthlisberger. Und schon greift er zum Werkzeug und schraubt an einem Motor aus dem Jahre 1936. «Das ist ein Opel Motor aus einem Autotraktor, den ich zusammen mit meiner Freundin Steffi erwerben konnte», berichtet er. Der Motor ist total zerlegt; Zylinderkopf, Ölpumpe, Ventile und Getriebe sind ausgebaut und fein säuberlich auf dem Werkstatttisch aufgereiht. Alles wird revidiert, gereinigt, wenn nötig repariert und wieder zusammengebaut.
Umfassende Sammlung
Der Autotraktor reiht sich in eine grosse Anzahl Objekte der Röthlisbergers ein. Florian besitzt mehrere Standmotoren und drei Traktoren. Dazu gehört auch ein Landini mit Jahrgang 1955, der von einem Glühkopf-Zweitaktmotor mit einem Hubraum von 7,5 Litern angetrieben wird. «Diesen Traktor habe ich völlig zerlegt und in Bananenkisten verpackt gekauft. Der Vorbesitzer konnte ihn wohl aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selber zusammenbauen», erzählt Röthlisberger und macht sich daran, das stattliche Gefährt zum Laufen zu bringen. Zuerst wird der Glühkopf mit dem Benzinvergaser-Brenner auf Betriebstemperatur gebracht. Dann folgt das Anlassen –natürlich von Hand und mit dem
nötigen Schwung. Der Motor kommt in Gang, es beginnt das langsame und tiefe Klopfen, der Motor läuft – aber in der verkehrten Richtung. Den Motor abstellen, bei der letzten Umdrehung und genau im richtigen Augenblick wieder Diesel einspritzen, und schon läuft der Motor vorwärts. Florian Röthlisberger hat dieses Prozedere im Griff.
Und nicht nur das, anschliessend an unser Gespräch wird er den Landini vor den Mähbinder spannen und ein Getreidefeld mähen; wie vor fünfzig Jahren.
Programm Jubiläumstreffen Bowil:
Freitag, 16.8., ab 17 Uhr Fyrabe-Bier, Festwirtschaft, Barbetrieb ab 21 Uhr.
Samstag, 17.8., ab 8 Uhr Festwirtschaft, Dreschen wie früher, Vorführung Traktoren, ab 21 Uhr Bar.
Sonntag, 18.8., ab 8 Uhr Festwirtschaft, 10 Uhr Wettheizen der Glühkopftraktoren.