Die Schweiz segelt um die Medaillen

Die Schweiz segelt um die Medaillen
Die Olympia-Segelregatten finden vor der Küste Marseilles statt. / Bild: Sailing Energy
Segeln: Yves Mermod und Maja Siegenthaler schaffen an den Olympischen Spielen in der 470-Klasse die Qualifikation für die Medaillenrennen. Sie gewannen zwei der acht Regatten.

«Ich habe uns mental noch nie so stark gesehen. Egal was passiert ist, wir haben es weggesteckt und sofort wieder nach vorne geschaut», sagte Maja Siegenthaler am Dienstagabend im Interview im Anschluss an das achte Olympia-Rennen der 470-Kategorie. Gemeinsam mit Yves Mermod aus Grosshöchstetten hatte sie die Qualifikation für das Medal-Race geschafft, das gestern Mittwoch nach Redaktionsschluss auf dem Programm stand. Vor diesem entscheidenden Rennen lag das Schweizer Team auf Rang 6 und hatte sogar noch eine theoretische Chance auf eine Medail­le.


Risiko im richtigen Moment

Tatsächlich wussten Mermod/Siegen­thaler immer wieder auf Rückschläge zu reagieren. Die Olympia-Regatte begann denkbar ungünstig: Nach einem Fehlstart wurden die beiden im ersten Rennen disqualifiziert. «Es war extrem knapp», sagte Mermod – trotzdem war das Streichresultat schon nach dem ersten Rennen Tatsache. Das Schweizer Duo liess sich nicht beirren und holte sich gleich anschliessend im zweiten Lauf den Sieg. Am Samstag, dem zweiten Wettkampftag, lief es wieder nicht nach Wunsch: Mermod und Siegenthaler erwischten in beiden Rennen keinen guten Start; verloren viel Zeit, weil sie einmal gekentert waren. Und, sie hatten auch mit dem Wind kein Glück. Im Gesamtklassement fielen sie auf den 14. Rang zurück. «Wir haben gewusst, dass wir Risiko nehmen müssen, wenn wir die Top-Ten und damit das Me­dal-Race noch erreichen wollten», sagte Siegenthaler. «Wir haben eine gute Balance gefunden.» Das zeigte sich mit dem Plätzen 4 und 7 am Sonntag. Weil am Montag mangels Wind das Rennen abgebrochen wurde, entschieden die beiden Rennen am Dienstag über die Teilnahme am Medal-Race. Und auch hier entschieden sich die beiden für die Risiko-Variante: Nach einem schlechten Start und einer erneuten Strafe – bei der sie zusätzliche Wendungen machen mussten – segelten sie, im Gegensatz zum Rest des Feldes, nach links. Sie spekulierten richtig, erwischten viel Wind und schoben sich vom zweitletzten auf den ersten Rang! Mit dem zweiten Laufsieg schoben sie sich im Gesamtklassement weiter vor. Auch im letzten Rennen schaffte das Schweizer Team nach einem schlechten Start eine Aufholjagd und klassierte sich auf Rang 9, was den 6. Gesamtrang bedeutete. «Wir sind jedes Rennen von Neuem angegangen und waren mental stark», sagte Mermod. «Und wir blieben ruhig und hatten Spass auf dem Boot.»

Der 470-Modus

19 Nationen bestreiten über fünf Tage zehn Regatten, zwei pro Tag. Das schlechteste Resultat wird gestrichen. Die zehn besten Teams schaffen es ins Medal-Race. Die Resultate der Qualifikation werden mitgenommen, der Rang der finalen Regatte zählt aber doppelt.

Weil am Montag in Marseille kaum Wind wehte, konnte kein 470-Rennen bestritten werden. Es fanden deshalb nur acht der zehn Regatten statt, das Medal-Race war dann für gestern Mittwoch nach Redaktionsschluss geplant.

08.08.2024 :: Micha Strohl (msz)