Adrian Zurmühle während eines Einsatzes als Militärbeobachter der Vereinten Nationen in der Grenzregion Libanon?/?Israel. / Bild: zvg
Trubschachen: Im Juni wurde Adrian Zurmühle in den Gemeinderat gewählt. Er setzte sich im Ausland für den Frieden ein und freut sich nun darauf, im Lokalen etwas zu bewirken.
Der Gemeinderat von Trubschachen setzt sich aus Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Bauern zusammen. Wie ordnet sich das neue Mitglied in diesem Gremium ein? «Ich habe konservative Züge und denke gleichzeitig in der Verantwortung sozial, weil unsere Gesellschaft heute zu viele Verlierer hat», beschreibt sich der parteilose Adrian Zurmühle. Ihm liege am Herzen, dass ganzheitlicher gedacht und geschaut wird und es nicht nur darum geht, «wie viel Platz es in einem Wasserglas haben könnte. Das sind althergebrachte patriarchalische Ideen, welche heute schon – leider noch unbemerkt oder versteckt – verlieren». Im Lokalen könne man etwas bewirken. «Ich liebe es, im Gemeinderat mitzuarbeiten», sagt er. Die Arbeit im siebenköpfigen Gremium bezeichnet er als «ein Ringen um veritable Kompromisse». Um diese zu finden, brauche es spannende Diskussionen.
Heimisch im Emmental
Der gebürtige Thurgauer ist zwar ein Zuzüger, wohnt jedoch schon seit 20 Jahren in Trubschachen. Trotz seiner zeitweilig langen Auslandaufenthalte (siehe Kasten) kennt man ihn im Dorf. Er war mehrere Jahre Ortschef der Feuerwehr und fühlt sich längst heimisch im Emmental. Zurmühle wirkt offen und bodenständig, hat seinen Thurgauerdialekt beibehalten, und steht zu seiner Herkunft. Sein Vater sei Konditor gewesen. «Deshalb weiss ich, wo die Gipfeli herkommen, und dass diese zuerst verkauft werden müssen», sagt er. Ins Emmental zog Adrian Zurmühle, «um aus dem Nebel herauszukommen». Wie vieles in seinem Leben, habe sich dieser Umzug einfach so ergeben. «Möglich wäre auch Appenzell oder das Wallis gewesen. Aber mir gefällt es hier. Trubschachen ist schon etwas Besonderes.» Hier fand er an der Sonnseite ein altes Bauernhaus, das er umbaute. Es steht hoch oben an einem stotzigen Hang, «wo man mit und um jedem Meter kämpft». Zurmühle betreibt mit Freude die bestehende Holzheizung und bereitet selber mit Leidenschaft das Holz auf. Fällt Bäume, spaltet, sägt u bigelet. E 28 und E 29 heissen die dafür notwendigen Ausbildungen, die er für korrektes Holzen absolviert hat. Holzen ist sein Hobby, sein Sport, seine Leidenschaft. Zwischen den Högern plagt ihn kein Fernweh. «Mich hat es eigentlich nie fortgezogen. Es war eher zufällig, dass ich zuerst für das Katastrophenhilfekorps und danach für die Armee im Ausland arbeiten konnte. Es hat sich einfach so ergeben.»
Lernen von Ghana
In Ghana, wo er eine starke Beziehung zu den Menschen aufbauen konnte, hat es ihm besonders gefallen. «Da entstand in mir richtig Freude an Afrika, an seinen Kulturen in jeder Form. Ghana ist farbig, flexibel in der Denkweise und in der Struktur, hat Lebensqualität und viel Potenzial, welches wir im Westen nicht bereit sind, anzuerkennen und davon zu lernen.» Besonders beeindruckt ist er von den jungen Menschen in Ghana. Sie seien sehr ambitioniert, wissbegierig, kommunikativ und kompetent in dem, was sie denken und tun. «Vor allem aber sind sie uns voraus, da ihre emotionale Stabilität vortrefflich ist! Wenn ich daran denke, mache ich mir Sorgen um die Kinder und Jugendlichen bei uns, um ihre Seelen und deren Entwicklung. Der Einfluss der digitalen Welt ist schon auf kleine Kinder sehr stark. Da müssen wir Erwachsenen hinstehen und unsere Verantwortung wahrnehmen. Nochmal: Wir könnten viel lernen von Ghana!»