Brenzikofen: Am Wochenende findet in Brenzikofen die Delta-Club-Schweizermeisterschaft statt. Ein Anlass, der an diesem Ort vermutlich nie mehr durchgeführt werden kann.
Die Startrampe auf der 1000 Meter über Meer liegenden Falkenfluh thront über einer hohen Nagelfluh. Mut ist gefragt, um hier den Start ins Leere zu wagen. Am bevorstehenden Wochenende tun dies zahlreiche Deltapilotinnen und Deltapiloten aus der ganzen Schweiz an der Delta-Club-Schweizermeisterschaft. Aus Anlass des 45-Jahr-Jubiläums des Delta-Teams Falkenflue hätte diese Meisterschaft bereits vor Jahresfrist stattfinden sollen. Schlechtes Flugwetter verhinderte dies aber im 2023. «Nun hoffen wir diesmal auf mehr Wetterglück», erklärt Carlo Allemann, Sportchef des Delta-Teams Falkenflue.
Wegen des Südanflugs
Sollte die Meisterschaft am kommenden Wochenende oder bei ungünstigen Wetterprognosen eine Woche später nicht stattfinden können, ist dies künftig ab der Falkenfluh vermutlich nicht mehr möglich. Grund dafür ist der seit über zehn Jahren geplante GPS-gestützte Südanflug auf dem Flughafen Bern-Belp. Rund 200 Einsprachen von Einzelpersonen, Vereinen und Gemeinden wurden damals eingereicht und zogen das Vorhaben in die Länge. Alle Einsprachen wurden abgelehnt und auch der Gang vors Bundesgericht durch den Schweizerischen Hängegleiterverband trug keine Früchte. Somit sieht es so aus, dass Deltaflüge ab der Falkenfluh nur noch dieses Jahr fast uneingeschränkt durchgeführt werden können. Die Einführung des neuen Anflugverfahrens ist auf 1. April 2025 geplant. Bedeutet dies auch das Ende des Delta-Team Falkenflue? «Nein», erklärt Carlo Allemann, «wir können noch fliegen, jedoch sehr beschränkt. Die Querung zum Gurnigel wird fast nicht mehr möglich sein», erklärt Allemann. Im kontrollierten Nahverkehrsbereich vom Flughafen Bern (TMA-Zone) dürfe man nach dem Start auf der Falkenfluh nur noch 300 Meter aufsteigen. Das heisst: Eine Deltapilotin oder ein Deltapilot mit Start auf der Falkenfluh auf 1000 Meter Höhe darf nur noch auf maximal 1300 Meter aufsteigen. «Auf dieser Höhe wird es schwierig, die richtige Thermik zu finden, um bestenfalls Richtung Emmental unter die nächsthöhere TMA-Zone hinauszufliegen, wo dann zwar höher, aber noch immer sehr eingeschränkt geflogen werden dürfte», ergänzt Carlo Allemann.
Schleppwinde als Alternative
Dass die Situation jetzt so eingetroffen ist, bedauern sowohl Carlo Allemann wie auch Brenzikofens Gemeindepräsidentin Sabine Lüthi. «Das Einvernehmen mit den Landbesitzern und der Gemeinde war all die Jahre sehr gut. Im Vergleich mit vielen anderen Schweizer Hängegleiter-Klubs hatten wir hier schon fast paradiesische Zustände», lobt Allemann. «Es wäre schön, wenn ab der Falkenfluh trotz Einschränkungen weiter geflogen würde», ergänzt Sabine Lüthi und hofft, dass die 45-jährige Startrampe oberhalb Brenzikofen auch künftig rege benutzt wird.
Sollten Deltaflüge ab der Falkenfluh wegen der beschränkten Flughöhe unattraktiv werden, sieht Carlo Allemann eine Alternative. «Ähnlich wie Segelflugzeuge könnten die Deltapiloten mittels Schleppwinden in die Höhe gezogen werden. Klubmitglieder sind daran, eine Schleppwinde zu bauen. Um damit starten zu können, müsste das Delta-Team dann aber zuerst auch das entsprechende Gelände finden», erklärt er. Ob die Deltaflug-Tradition in Brenzikofen so weiterhin aufrecht erhalten bliebe, ist indes offen.