Präsidenten-Treffen mitten in Zollbrück: Alfred Brechbühl, Jürg Jost, Beat Boss und Hans Fankhauser (von links). / Bild: Remo Reist (rrz)
Zollbrück: Der Ortsverein Zollbrück feiert sein 100-jähriges Bestehen. Wir haben den aktuellen und die drei letzten Präsidenten des Vereins zum Gespräch getroffen.
«Jede ungescholtene Person der Ortschaft Zollbrück und Umgebung darf Mitglied werden», steht in den Statuten des Ortsvereins Zollbrück von 1924. Seither ist viel Wasser die Emme hinuntergeflossen, die Ziele aber blieben unverändert: Man will in erster Linie die Leute zusammenbringen. Auch Arbeiten wie der Unterhalt der 15 öffentlichen Sitzbänke und die Pflege des Blumenschmucks an diversen Orten im Dorf gehören dazu. «Viel mehr braucht es nicht», findet Beat Boss, der aktuelle Präsident. Seine Vorgänger Jürg Jost, Hans Fankhauser und Alfred Brechbühl stimmen ihm zu.
Die Burgruine als Stolz
Über die ersten 20 Jahre des Ortsvereins findet man im Archiv fast nichts. Ein Meilenstein geschah 1943: Das Grundstück der Burgruine Wartenstein – bis zu diesem Zeitpunkt in Privatbesitz – wurde neu verurkundet. Der Ortsverein wurde Besitzer. Materielle Gesichtspunkte standen nicht im Vordergrund. Im Kaufvertrag steht: «Es ist der Wunsch, die noch respektablen Überreste mittelalterlicher Zeugen vor dem gänzlichen Zerfall zu bewahren.» Viele Feste bei der Ruine folgten, zum Beispiel die «Burgputzete» – oft halfen auch die Männerturner mit. Jahrelang wurde die Fahne im Frühling und Herbst ausgewechselt, für den Winter wurde ein witterungsbeständigeres Exemplar aufgehängt. Jeder Franken wird mit Bedacht ausgegeben, schliesslich liegt der Vereinsbeitrag seit den 1960-er-Jahren bei 10 Franken.
Die Sache mit den Fahnen
«Früher organisierte der Ortsverein die feierlichen Empfänge der Hornusser, Schützen und Musikgesellschaften nach eidgenössischen Anlässen. Am Bahnhof gratulierte die Gemeinde, der Anlass wurde durch die Musikgesellschaft umrahmt», erinnert sich Hans Fankhauser. Teilweise habe es schnell gehen müssen. Entschädigt wurde der Ortsverein nie. Heute wird die Leistung zusammenfassend am Ehrungsanlass gewürdigt. Noch etwas weiss Fankhauser zu berichten: «Ich wusste von einem Anlass von Mitte August. Nach der 1.-August-Feier entschied ich, die Fahnen gleich hängen zu lassen.» Bald sei er darauf hingewiesen worden, dass er nicht befugt gewesen wäre, darüber zu entscheiden.
Austausch mit anderen Vereinen
Jürg Jost erinnert sich an ein bleibendes Erlebnis: Mit Hans Fankhauser machte er sich auf, um bei der Brätli-stelle Lehnegg eine Linde zu setzen. «Das wurde ein Chrampf, denn der Boden war so steinig.» Aber die Linde stehe heute noch. Beim Planen des Häuschens sei darauf geachtet worden, dass das Holz mit dem Traktorstapler reingestellt werden könne. Oft werde im Stillen gearbeitet, sagt Jürg Jost. Viele Leute hätten erwähnt, dass sie die Veranstaltungen wie das Neujahrsapéro oder das Eiertütschen schätzen würden. Beat Boss freut es, dass man näher mit den umliegenden Ortsvereinen zusammengerückt ist. Eine Fusion sei kein Thema, sagt er. Aber den jährlichen Gedankenaustausch empfindet er als wertvoll. Früher sei es nämlich auch mal vorgekommen, dass zwei Vereine gleichzeitig ein Lotto im selben Restaurant geplant hatten.