Etwas Neues – selbst für Routiniers

Etwas Neues – selbst für Routiniers
Yannick Glauser (links) und Simon Flühmann posieren vor dem Training des Tigers-Kleinfeld-Teams. / Bild: Markus Zahno (maz)
Unihockey: Zum ersten Mal findet eine Weltmeisterschaft im 3-gegen-3-Unihockey statt. Mit Simon Flühmann und Yannick Glauser sind auch zwei Emmentaler im Schweizer Team dabei.

Simon Flühmann ist vor zwei Jahren vom Spitzensport zurückgetreten, Yannick Glauser sogar bereits vor vier Jahren. Das Unihockey hat die beiden, die viele Jahre in der NLA spielten, aber bis heute nicht losge­lassen. So haben sie das Kleinfeldteam der Unihockey Tigers initiiert, in dem sie selber auch spielen. Das Team schaffte es dieses Jahr auf Anhieb in den Halbfinal des Ligacups, in dem es knapp an Nuglar United scheiterte. Mit 17:18 nach Verlängerung. Schon daran sieht man: Glauser und Flühmann sind nach wie vor ambitioniert. So erstaunt es nicht, dass sie ein Aufgebot für das Schweizer Nationalteam im 3-gegen-3-Unihockey erhalten haben.


Die Regeln

3-gegen-3-Unihockey? Das ist eine Sportart, die es in dieser Form bisher erst in Finnland gegeben hat. Das Spielfeld misst nur 22 mal 13 Meter und ist damit kleiner als das übliche Schweizer Kleinfeld. Auf dem Feld stehen pro Team drei Spieler plus ein Goalie, die Spielzeit beträgt zweimal zehn Minuten. Eine Besonderheit ist: Sobald der Ball das Feld verlässt, gibt es keinen Freischlag – sondern der Goalie nimmt sofort einen neuen Ball aus einem Sack, der am Tor befestigt ist, und spielt ihn aus. Penaltys werden aus nur fünf Metern Distanz direkt geschossen und, und, und.

«3-gegen-3-Unihockey ist sehr schnell, noch schneller als das übliche Kleinfeld-Unihockey», sagt Simon Flühmann. Das mache es äusserst attraktiv für das Publikum. Funktionäre hoffen deshalb, dass ein solches Format dereinst olympisch wird.

Zuerst findet am kommenden Wochenende die erste Weltmeisterschaft im 3-gegen-3-Unihockey statt. Austragungsort ist Lahti, die sportbegeisterte Stadt im Süden Finnlands. Die Schweiz ist bei den Frauen wie den Männern dabei. Spielerinnen und Spieler, die sich für eine Aufnahme ins Nationalteam interessierten, konnten sich in einer öffentlichen Ausschreibung melden. Rund 200 Anmeldungen gingen ein. Aus diesen haben die Coaches dann die Nationalteams zusammengestellt. Die langjährigen Tigers-Spieler Yannick Glauser und Simon Flühmann, die auch abseits des Unihockeyfeldes gute Freude sind, haben sich gemeinsam gemeldet – und es beide ins Team geschafft.


Die Ziele

Zwei Samstage lang hat sich das Nationalteam mit den speziellen Regeln bekannt gemacht, zusammen trainiert und auf die WM vorbereitet. «Vieles ist noch ungewohnt», erzählt Simon Flühmann. «Wenn du so lange mit den herkömmlichen Regeln gespielt hast, hast du diese automatisch im Kopf.» Entsprechend viele Überraschungen erlebe man im Training mit den neuen Regeln. «Aber das geht ja fast allen Nationalteams so. Von daher denke ich: Das kommt schon gut», sagt der 36-jährige Zäziwiler, der auf dem Grossfeld mit den Tigers Cupsieger wurde und mit Wiler-Ersigen Meister wie auch Cupsieger.

Die Finnen sind an der 3-gegen-3-WM zu favorisieren, weil sie diese Art von Unihockey länger kennen. Und die Schweizer? «Wir wollen eine Medaille gewinnen», antwortet Flühmann. Doch es gibt ein «Aber»: Die Schweiz hat wie Schweden oder Tschechien nur ein Team an der WM, Finnland dagegen – dank einer Sonderregelung – drei Teams. Es ist also nicht auszuschliessen, dass die Finnen die Medaillen unter sich ausmachen.


Der Modus

So oder so wollen Simon Flühmann, der als Aussendienstmitarbeiter bei einer Hebebühnen-Firma arbeitet, und seine Teamkollegen das verlängerte Wochenende in Lahti geniessen. Am Freitag reisen die Schweizer an. Dann geht es Schlag auf Schlag: Am Samstag stehen die Gruppenspiele gegen die USA, Polen und Spanien an. Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich für die KO-Phase, die ebenfalls bereits am Samstag beginnt. Am Sonntag stehen Halbfinals und Finals auf dem Programm. Am Montag reist das Team zurück in die Schweiz. Idealerweise mit einer Medaille. Und bestimmt mit vielen neuen Erfahrungen.

08.05.2024 :: Markus Zahno (maz)