Marcel Steiner steuert den nächsten Titel an

Marcel Steiner steuert den nächsten Titel an
Bild: Martin Burri (mbu)
Bergmeisterschaft: Marcel Steiner, sechsfacher Schweizermeister in der Klasse der Rennsportfahrzeuge, zählt auch in der Saison 2024 zu den grossen Titelanwärtern. Ein Besuch in seiner Werkstatt in Oberdiessbach.

Nach dem ersten Testwochenende im französischen Bresse steht Marcel Steiners Rennauto – der rund 600 PS starke und noch unlackierte LobArt LA01 – «oben ohne» in der herausgeputzten Garage in Oberdiessbach. Ordnung, Sauberkeit und Exaktheit am Arbeitsplatz eines ambitionierten Autorennfahrers ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dies ist auch beim 49-jäh­rigen Garagier Marcel Steiner ersichtlich. Fein säuberlich zerlegt, steht der Rennbolide ganz hinten in der Werkstatt. Am Heck arbeitet der Carbonator Daniel Krähenbühl. «Um den Luftfluss am Unterboden und an den Seitenteilen zu optimieren, werde ich am Heck zusätzliche Carbon­elemente anbringen», umschreibt Krähenbühl sein Tun. Der Rennwagen war im Winter in Turin beim Hersteller und erhielt dort die neue Carrosserie.

Die Tests in Frankreich haben bezüglich Luftfluss kleine Mängel aufgedeckt. «Das Wochenende war für mich durchzogen», blickt Marcel Steiner zurück. «Die Zeiten waren nicht ganz so schnell wie erhofft, auch wenn sich diese im Bereich des Vor­jahres bewegen. Um in dieser Saison vorne mitzufahren, muss das Fahrzeug schneller werden, denn Gleichstand bedeutet Rückschritt», ist sich der Routinier bewusst. «Auch meine Konkurrenz hat nicht geschlafen», erklärt Steiner weiter.


Rennbolide ist ein Unikat

Marcel Steiners Fahrzeug ist ein Unikat. Angetrieben wird es mit einem 1,75 Liter Helftec-Honda-Turbo-Motor mit rund 600 PS: ein neuer Motor mit Turbopower, den Steiner im 2022 erstmals eingesetzt hatte.
In der vergangenen Saison 2023 konnte er dies auch gleich mit dem Titel in der Klasse der Rennsportfahrzeuge krönen. «Das Rennen um den Titel im letzten Jahr war bis zum Schluss eng», blickt Steiner zurück. Sein grösster Konkurrent war einmal mehr der Walliser Eric Berguerand. Seit 2010 blieben die Titel immer in den Händen Steiners oder Berguerands. Nach seinem Sieg am Gurnigel im September 2023 war der sechste Schweizermeistertitel für Steiner Tatsache. «Erfreulich für mich ist auch, dass dies der erste Titel in der Schweizer Bergmeisterschaft mit einem Turbomotor sowie mit CO2-neutralem Synfuel ist», sagt Steiner, dessen Vorbild Ayrton Senna ist.


Synfuel, eine weitere Neuerung

«Wir können die Welt nicht retten alleine mit diesem neuen Treibstoff, aber bestimmt etwas für den Rennsport tun», ist sich Steiner bewusst. Synfuel ist ein neuer CO2-neutraler Treibstoff aus Deutschland, den der Garagist in der letzten Saison erstmals eingesetzt hat. Werde der Strom zur Erzeu-gung der Synfuels (auch E-Fuels genannt) vollständig aus erneuerbaren Quellen oder Nuklearenergie gewonnen und das zur Herstellung notwendige CO2 aus der Atmosphäre beziehungsweise aus nachhaltig gewonnener Biomasse entnommen, könnten mittels E-Fuels betriebene Verbrennungsmotoren klimaneutral laufen, ist auf der Webseite von Synfuel zu lesen. Steiner jedenfalls ist in seinem Rennumfeld ein Pionier mit diesem Benzin. Der Oberdiessbacher wird diesen Treibstoff trotz teurerem Literpreis (8,5 Franken) auch in der Saison 2024 einsetzen. Weil Steiner mit seinem Titel 2023 bewiesen hat, dass der Erfolg mit Synfuel möglich ist, ist anzunehmen, dass die Konkurrenz nachziehen wird.


Rennfahrerblut fliesst in der Familie

1991 begann Marcel Steiner seine Rennfahrerkarriere in einem Go-Kart und ab 1996 bestritt er Rennen im Fahrzeug seines Vaters Heinz Steiner. Der Martini MKII BMW damals leistete 365 PS. Vater und Sohn teilten sich in der Saison 1999 dieses Fahrzeug. Heinz Steiner fuhr damit die Schweizer Bergmeisterschaft und Marcel nahm an Rundstreckenrennen im Ausland teil. Im Herbst 1999 beendete Heinz Steiner mit seinem Tagessieg am Gurnigel seine erfolgreiche aktive Karriere als Rennfahrer. Heute ist er Teamchef in der Equipe seines Sohnes.

Das Saisonziel 2024 von Marcel Steiner ist die Titelverteidigung in der Schweizer Bergmeisterschaft. «Das wird nicht einfach, denn die Konkurrenz ist gross», sagt er. Starten wird er auch in der Europa Bergmeisterschaft. Hier kann er sich mit noch stärkerer Konkurrenz messen.

In der Schweizer Bergmeisterschaft fällt die Startflagge am 8. und 9. Juni mit dem Bergrennen am Hemberg. Bis dahin wird in der Werkstatt in Oberdiessbach noch fleissig am LobArt LA01 geschraubt.

Schweizer Bergmeisterschaft

Marcel Steiners Renntermine 2024 in der Schweiz: Hemberg: 8./9. Juni; La Roche–La Berra: 15./16. Juni; Reitnau: 30. Juni; Massongex: 6./7. Juli; Ayent–Anzère: 20./21. Juli; Les Rangiers: 17/18. August; Oberhallau: 24./25. August; Gurnigel: 7./8. September; Les Paccots: 14./15. September.

08.05.2024 :: Martin Burri (mbu)