Ein Jahrhundert für das Schuhwerk – wie Wengers dem Onlinehandel trotzen

Ein Jahrhundert für das Schuhwerk – wie Wengers dem Onlinehandel trotzen
Gegenwart: Daniel, Fred und Bernhard Wenger vor dem Schuhmarkt am Hirschenplatz. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Langnau: Das Schuhhaus Wenger feierte am Wochenende sein 100-jähriges Bestehen. Mit einem Fest vor dem Schuhmarkt blickten die Firmeninhaber zurück – und auch voraus.

Am Wochenende herrschte reger Betrieb am Hirschenplatz in Langnau. Bernhard und Daniel Wenger luden ihre Kundschaft und die Bevölkerung mit Bratwurst, Bier und Musik zum Jubiläumsfest vor dem «Schuhmarkt» ein. Mit dabei war auch der 94-jährige Fred Wenger, Vater der beiden heutigen Geschäftsinhaber. Zusammen mit seinen Eltern gilt Fred Wenger als eigentlicher Baumeister der Wenger Schuhe in Langnau. Am Freitag durfte er gemeinsam mit den beiden Söhnen die Grussbotschaften aus Politik und Sport entgegennehmen.

Selbstverständlich ist dieses Jubiläum keinesfalls. Der zunehmende Onlinehandel hat auch die Schuhbranche erreicht und die Umsätze im traditionellen Schuhhandel sind eingebrochen. Grosse Schuhketten wie Voegele und Reno schlossen ihre Geschäfte. Auch Bernhard und Daniel Wenger mussten einen Schritt rückwärts treten. Am 10. Dezember 2014, am Tag des Langnau Märits, startete das Geschäft «Wenger Schuhe?+?Sport» in der Dorfmühle den Totalausverkauf. Der Schuhmarkt am Hirschenplatz dagegen hat als einziges Schuhgeschäft in Langnau überlebt.


Die Reise der Wenger-Schuhe

Begonnen hat die Geschichte der Wenger Schuhe nicht etwa in Langnau, sondern im waadtländischen Avenches. Antoinette und Ernst Wenger eröffneten dort im Mai 1924 eine Schuhmacherei und ein Schuhgeschäft. Im Jahr 1931 übersiedelten sie mit dem Geschäft nach Langnau in die Sternwarte an der Oberfeldstrasse. Hier wurde der erste Mietvertrag für die Firma Wenger in Langnau unterzeichnet – mit einer Jahresmiete von 750 Franken. Zwei Jahre später erfolgte der Umzug an die Alleestrasse und damit der Start zu einer erfolgreichen Reise durch das Dorf Langnau zum heutigen Schuhmarkt am Hirschenplatz.


Corona und Wanderlust

Im März 2020 schlug der Corona-Lockdown auch beim Schuhmarkt Langnau zu. Im ersten Corona-Sommer nach dem Lockdown erfolgte jedoch eine unerwartete Wende. «Die Menschen machten Ferien in der Schweiz und auch in Langnau trafen Touristen ein wie kaum jemals zuvor», so Daniel Wenger. «Wandern stand hoch im Kurs und entsprechend verlief das Geschäft mit guten Wanderschuhen.» Ausserdem liege der Standort des Geschäfts optimal; die Kunden könnten die Wanderschuhe gleich am nahegelegenen Höheweg rauf und runter ausprobieren. Die Qualität der Schuhe und die fachliche Beratung hätten sich rasch rumgesprochen.

«Als Spezialisten für Sicherheitsschuhe sind wir ausserdem weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt», sagt Wenger. Mit dem reichen Sortiment an Schuhen und dem guten Ruf der Firma können die Gebrüder Wenger hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Meilensteine der Firmengeschichte

  • 1924 - Eröffnung Schuhgeschäft Wenger in Avenches
  • 1931 - Umzug nach Langnau in die Sternwarte
  • 1933 - Umzug an die Alleestrasse 9
  • 1954 - Fred Wenger tritt in die Firma ein
  • 1959 - Umzug an die Marktstrasse 16, Hauptgeschäft bis 1997
  • 1963 - Eröffnung des Schuhmarktes am Hirschenplatz als Zweitgeschäft
  • 1965 - Fred Wenger übernimmt mit Leni Wenger-Bühler das Schuhhaus
  • 1979 - Bernhard Wenger tritt in die Firma ein
  • 1988 - Eröffnung der Filiale Wasen, Schliessung 1997
  • 1993 - Daniel Wenger tritt in die Firma ein
  • 1997 - Verlegung des Hauptgeschäfts von der Marktgasse in die Dorfmühle
  • 2015 - Aufhebung des Geschäfts in der Dorfmühle mit dem Entscheid zur Konzentration auf den Standort des heutigen Schuhmarktes
08.05.2024 :: Erhard Hofer (hol)