Sie waren so nahe dran wie nie zuvor

Sie waren so nahe dran wie nie zuvor
Riesige Enttäuschung: Trotz starkem Auftritt hat es nicht gereicht für den Cupsieg. / Bild: zvg
Unihockey: Skorpion Emmental unterliegt im Cupfinal den Kloten-Dietlikon Jets knapp mit 3:4 nach Verlängerung. Die Leistung stimmt jedoch optimistisch für die Playoffs.

75 Sekunden waren in der Verlängerung gespielt, als Andrea Gämperli zum 4:3 traf und die Kloten-Dietlikon Jets ein weiteres Mal zu Cupsieger­innen machte. Sie vollendete einen schönen Angriff nach einem suboptimalen Wechsel der Skorps. Ein kleiner Fehler, der knüppelhart bestraft wurde. Ein Detail, dass diesen ausgeglichenen Final entschied.

Dass in diesem Spiel Kleinigkeiten den Ausschlag geben würden, zeichnete sich bald einmal ab. Denn die Skorps – vor dem Spiel als leichte Aussenseiterinnen gehandelt – spielten absolut auf Augenhöhe mit den Jets. «Wir waren phasenweise das bessere Team», stellte der enttäuschte Cheftrainer Raphael von Allmen kurz nach dem Spiel fest. So etwa in der Startphase: «Der Plan war, die Jets mit unserem Steuersystem früh unter Druck zu setzen.» Das gelang oft, die Skorps spielten mutig und gingen nach einem Ballgewinn von Selma Bergmann und dem Abschluss von Nathalie Spichiger verdient in Führung. Mit dem 1:1 nach neun Minuten kamen die Zürcherinnen besser ins Spiel. So ging es weiter – mal hatten die Skorps leicht die Oberhand, mal die Jets.


Haldemann brachte Schwung

Was die Emmentalerinnen in diesem Spiel auszeichnete: Sie wussten nach heiklen Phasen immer zu reagieren. So auch zu Beginn des Mitteldrittels: Die Skorps lagen 1:2 in Rückstand und erwischten einen schlechten Start. Von Allmen brachte die erst 16-jährige Stürmerin Corin Haldemann. Die Eggiwilerin bestritt erst vor kurzem ihre ersten Spiele in der höchsten Liga – und fand sich plötzlich auf grosser Bühne vor 2600 Zuschauerinnen und Zuschauern wieder. «Ich war unglaublich nervös», berichtete die Rechtsauslegerin. Anzumerken war ihr das kaum. Schon im zweiten Einsatz legte sie sehenswert den Ausgleich durch die Schwedin Nova Ekedahl auf. Auch sonst brachte die laufstarke Haldemann Schwung in die Partie, spielte mutig, clever und scheute keinen Zweikampf, auch nicht mit der schwedischen Nationalspielerin Ida Sundberg. Corin Haldemann war damit Sinnbild für ihr Team, das sich auflehnte und das Zepter in der Partie wieder übernahm. Während die Jets im letzten Drittel mit zwei Linien agierten, blieben die Skorps lange auf drei Linien. Bis zum 3:2-Führungstor für die Zürcherinnen, das «zu einem dummen Zeitpunkt kam», wie Raphael von Allmen sagte. Von da an stellte auch er auf zwei Linien um. Nach wie vor auf dem Feld war Corin Haldemann. «Ich bin dem Staff dankbar, dass sie mir so viel Vertrauen schenken», sagte sie. So schwierig sei es für sie aber nicht gewesen, denn «meine Teamkolleginnen haben mich extrem unterstützt und gepusht». Haldemann zahlte das Vertrauen mit dem Assist zum 3:3, dem zweiten Treffer von Spichiger, zurück. In der Schlussphase hatten die Skorps das Spiel mehrheitlich unter Kontrolle. Und wenn nicht, konnten sie auf die glänzende Torhüterin Helen Bircher zählen. Trotz guter Gelegenheiten wollte aber der vierte Treffer nicht gelingen – so triumphierten auch im vierten Finalspiel zwischen den beiden Teams die Jets.


Kommt es zur Revanche?

Trotzdem kann Raphael von Allmen seinen Spielerinnen keinen Vorwurf machen: «Wir haben uns bis hierher super entwickelt. Und jetzt im Cupfinal haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt.» Auch Captain Marylin Thomi sah viel Positives: «Ich hatte heute ein super Gefühl, wir waren so gut vorbereitet. Wir hatten dieses Feuer und diesen Siegeswillen.» Noch nie waren die Skorps so nahe am ersten Titel­gewinn. Und doch bleibt trotz guter Leistung eine riesige Enttäuschung. «Wir können nicht zufrieden sein», so Marylin Thomi. Hadern können die Silbermedaillengewinnerinnen aber nicht lange. Schon am Samstag startet der Playoff-Viertelfinal. Als Gegnerinnen haben die Skorps die Wizards Bern Burg-dorf anstelle von Berner Oberland gewählt. «Ihr offensiver Spielstil liegt uns etwas besser», begründet von Allmen den Entscheid. Sollten sich die Favoritinnen durchsetzen, so wartet im Halbfinal voraussichtlich eine Best-of-seven-Serie gegen die Jets – und die perfekte Gelegenheit zur Revanche.

29.02.2024 :: Micha Strohl (msz)