Von Königen, Mist und der FDP

Von Königen, Mist und der FDP
Vreni Felder wusste über zig Episoden zu berichten. / Bild: Elio Stettler (ese)
Flühli: Die Botin am Hirsmändig hatte wieder viel Lustiges zu berichten: ausgebüxte Schweine, untätige FDPler und ein Mann, der sich selbst in einer Ausnüchterungszelle einschloss.

Vergeblich harrten die Fasnächtler auf den dritten Böllerschuss. Und auch alle anderen spitzten die Ohren und schauten einander ungläubig an. Alle anderen? Die Hirsmändigs-Botin sagte es so: «Töfflibuebe und BMW-Fahrer, Golduhrenträger und Heizölsparer, alle, die im Härdöpfelstock ein Seeli mit Sosse wollen, diejenigen, die einen Hund, eine Katze oder Hasen haben.» Statt mit drei wurde der Hirsmändig heuer mit anderthalb Böllerschüssen eröffnet. Möge der Böög in Zürich am 15. April die Arbeit des Hirsmändig-Böllerschussverantwortlichen vervollständigen. Nichtsdestotrotz setzte sich die Guggenmusik «Rüdigchönner» mit Pauken und Trompeten um 11.00 Uhr von der Kirche her Richtung Dorfplatz in Bewegung.


Ehre, wem Ehre gebührt

Auf dem Dorfplatz wurde die Gugge von Armin Bachmann, Schreiber der Hirsmändiggesellschaft im Waldemmental, empfangen. Launig und eloquent stellte er die auf einem Podest versammelten Ehrengäste vor. Das waren unter anderen die Kantonsratspräsidentin Judith Schmutz, Hirsegötti und -gotte Richi und Stefanie Schuler aus Morschach und Karin Portmann vom Re­gionaljournal SRF. Nicht fehlen durften selbstverständlich die beiden neuen Entlebucher Nationalratsmitglieder: Vroni Thalmann und Pius Kaufmann. Schon von Weitem hörte man die 14 Hirsmändig Trychler auf der Hauptstrasse ein-marschieren. Mit verschiedenen Rhythmen und Figuren brachten sie die rund zehn

Kilogramm schweren Glocken zum Tönen und erzeugten Hühnerhautstimmung. Den Trychlern folgte in einer von einem hübschen und geduldigen Pferd gezogenen Kutsche der Hirsebuur. Und dann erschien sie, die Hauptperson des uralten Fasnachtsbrauchs: die Hirsmändig-Botin Vreni Felder in ihrem grün-roten Ornat hoch zu Ross. Auf dem Dorfplatz angekommen, verlas sie auf dem Ross sitzend die wichtige Hirsmändig-Botschaft.


Königliches und anderes

Allerlei Komisches und Lustiges konnte man beim genauen Zuhören erfahren: So hat man neben einem Schwingerkönig und einem Schützenkönig beinahe auch noch einen Jasskönig im Waldemmental erhalten. Leider hat der aussichtsreiche Kandidat die Einladung nicht richtig gelesen und ist für den Final am falschen Ort erschienen. Ein anderer Waldemmentaler hat den Unterboden seines Autos fleissig auf einer  speziellen Liftrampe gewaschen. Leider aber fehlte ihm dann das Münz, um die Rampe wieder nach unten zu bewegen. Ein anderer schloss sich in seinem Skoda ein, weil die Batterie seines Autoschlosses kaputt war. Ein Sanitär, der in der Ausnüchterungszelle in Sörenberg eine Dusche installieren sollte, schloss sich versehentlich in der Zelle ein. Mit dem Sackmesser schaffte er es aber, sich wieder zu befreien. Hingegen zu wenig gut verschlossen war ein landwirtschaftlicher Kipper, gefüllt mit Mist. Das Fuder entleerte sich auf dem Dorfplatz und auf der Hauptstrasse, bevor der Bauer es merkte. Ein anderer verlor zwar keinen Mist, dafür entwichen ihm 100 Säue. Wieder ein anderer wollte auf seinem Grundstück eine dürre Tanne fällen, was ihm der Kanton untersagte. Aus Versehen fällte dann ein Gemeindearbeiter eben diese Tanne. Der Tannenbesitzer seinerseits wurde dann beim Kanton vorstellig, weil er nun eine Entschädigung für sein Holz haben wollte. Der «pfitzte» Mann konnte beim Kanton 200 Franken herausholen. Die Hirsmändig-Botin nahm auch die Politik ins Visier. «Iz merki grad, vo der FDP hei mer hüt no gar nüd gha. Machet öppis, süsch chömet er s nächscht Jahr wider nid dra», schloss die Botin schmunzelnd und unter Gelächter der Zuschauenden. Anschliessend ans Hirsemahl im «Kurhaus» Flühli ging es den ganzen Nachmittag weiter mit Schnitzelbänken. Dabei erhielt Vroni Thalmann wegen ihrer tatsächlich gemachten Aussage, sie sei grün, eine tiefgrüne Jacke, während Pius Kaufmann mit einer Leuchtweste auftrat, um in Bern alle blenden zu können.

15.02.2024 :: Beatrice Keck (keb)