Offener Brief mit heftiger Kritik an «sonderbaren Vorgängen»

Offener Brief mit heftiger Kritik  an «sonderbaren Vorgängen»
Die Heizzentrale soll beim ehemaligen Spital zu stehen kommen. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Grosshöchstetten: Die abgesetzten Verwaltungsräte der Energie Grosshöchstetten AG stellen dem Gemeinderat Fragen zur geplanten Heizzentrale. Antworten gibt es noch keine.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Gemeinderat den Verwaltungsrat einer privatrechtlich organisierten Unternehmung absetzt. So geschehen in Grosshöchstetten im November 2023. Vier von fünf Mitgliedern des Verwaltungsrats der Energie Grosshöchstetten AG (ENGH) mussten gehen, weil sie das Projekt eines Wärmeverbunds mit der Begründung hatten fallen lassen, dass im Strombereich grosse Investitionen anstünden. Der Gemeinderat erklärte sein Handeln anlässlich der Gemeindeversammlung von 14. Dezember – die vier anwesenden abgesetzten Verwaltungsräte schwiegen. «Wir wollten unsere Haltung nicht aus dem Stegreif rechtfertigen», sagt Ruedi Sutter, einer der Vier, «niemand hat uns angesprochen, niemand hat uns den Ball zugespielt.» In den Wochen danach seien sie zum Schluss gekommen, dass sie sich, schwiegen sie weiter, «zu Mittätern» einer Sache machten, die fundamental schief laufe. Und so schrieben sie mit Datum vom 22. Januar einen offenen Brief an den Gemeinderat. Diesen liessen sie auch an sämtliche Haushalte in Grosshöchstetten zukommen.

Fünf Punkte bemängelt

In diesem Brief stellen die Autoren Fragen zu fünf aus ihrer Sicht «sonderbarenVorgängen».
*Der Gemeinderat zeige ein sonderbares Verständnis für Gewaltenteilung, wenn er sich eigenmächtig

von Verwaltungsräten trenne und sie durch Gemeinderäte ersetze. *Es sei ein sonderbares Umweltverständnis, wenn die CO2-Schleuder Erdölheizung durch eine CO2-Schleuder Holzverbrennungsanlage ersetzt werde. *Der Standort für die Heizzentrale im Neuhuspark sei sonderbar. Aufgrund der langen Zuleitungen erhöhten sich die Kosten und der Energieverlust. Ein Heizsystem auf CO2-freier Basis müsste in der Dorfmitte zu stehen kommen. *Das Wirtschaftsverständnis sei sonderbar, weil die ENGH gemäss Vorgaben gewinnorientiert geführt werden müsse, das Projekt der Heizzentrale aber trotz deutlich überhöhten Wärmepreisen zu Defiziten führen werde. *Werde die Heizzentrale von der ENGH realisiert, seien die Stimmberechtigten vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie   müssten in wenigen Jahren einem Kapitalzuschuss in Millionenhöhe an die ENGH zustimmen, ohne sich je zum Projekt   äussern zu können. Das zeige ein sonderbares Finanzierungsverständnis.

Die GPK soll es richten

Hoffnung setzen die entlassenen vier Verwaltungsräte in ihrem Brief auf die Geschäftsprüfungskommission, die angekündigt hat, die Vorgänge um den Wärmeverbund einer unabhängigen und kritischen Prüfung zu unterziehen. Die Ex-Verwaltungsräte fordern vom Gemeinderat, bis zum Vorliegen des GPK-Berichts keine finanziellen Verpflichtungen zum Projekt Wärmeverbund Neuhaus einzugehen und zu den im Brief aufge­worfenen Fragen bis Ende Februar Stellung zu nehmen.

Das wird eventuell knapp. Der Gemeinderat werde an seiner nächsten Sitzung darüber diskutieren, wie er auf diesen offenen Brief reagieren wolle, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer auf Anfrage. Sie werde dieser Stellungnahme sicher nicht vorgreifen, das wäre «nicht angebracht». Diese Sitzung hat nach Redaktionsschluss für diese Ausgabe der «Wochen-Zeitung» stattgefunden.

08.02.2024 :: Rudolf Burger (bur)