Emmenmatt: Die Saatgutgenossenschaft Oberemmental braucht mehr Kühlraum für ihre Saatkartoffeln. Sie plant gemeinsam mit der GLB, eine Halle auf Stelzen zu bauen.
«Der Grundstein ist gelegt», freut sich Beatrice Eichenberger, Präsidentin der Saatgutgenossenschaft Oberemmental (SOE). Nach dem Erhalt der Baubewilligung haben sich die Genossenschafter am 7. Dezember einstimmig für die nötige Investition ausgesprochen. Die SOE hat das Bauvorhaben in Emmenmatt gemeinsam mit der GLB aufgegleist. «Die Saatgutgenossenschaft kam vor einem Jahr auf uns zu, weil es ihr an Platz zum Lagern der Saatkartoffeln mangelt», erklärt Bernhard Ryser, Projektleiter der GLB. Schon heute teilen sich die beiden benachbarten Unternehmen einzelne Gebäude. Und so entstand die Idee, gemeinsam eine neue Halle zu realisieren. Grünland müsse die GLB als Grundstücks-Eigentümerin dafür nicht hergeben, versicherte Ryser. «Der Bauplatz ist bereits betoniert und wurde von uns bisher zum Lagern von Baumaterial genutzt.» Weil die GLB diesen Platz auch in Zukunft benötigt, wird das Erdgeschoss der Halle weiterhin vom Bauunternehmen genutzt. Darüber entsteht ein auf Pfeilern stehender Kühlraum für mindestens 1000 Paloxen, also rund 550 Tonnen Saatkartoffeln. Die Saatgutgenossenschaft erstellt das Gebäude darüber mit einem Überbaurecht. Der Zugang zum Kühlraum erfolgt dank der Topographie des Geländes ebenerdig. Insgesamt wird das Gebäude 15 Meter hoch und kostet 950´000 Franken.
Wertschöpfung hier behalten
«Beim Bau geht es auch darum, unseren Standort zu stärken und die Wertschöpfung im Emmental zu behalten», betonen die Verantwortlichen der SOE. Die Genossenschaft, zu der 74 Landwirtschaftsbetriebe gehören, arbeitet als Dienstleistungsbetrieb für die Semag, Saat und Pflanzgut AG in Lyssach. Als solcher ist die SOE zuständig fürs Sortieren, Aufbereiten und teilweise fürs Lagern der von den Landwirten gelieferten Saatkartoffeln.
Die Semag wiederum ist eine von vier Vermehrungsorganisationen von Saatgetreide und Kartoffeln in der Schweiz und verantwortlich für die Kantone Bern, Solothurn und Basel. Sie bestimmt in Absprache mit den Abnehmern, wie der Fenaco, wie viel von welchen Sorten in der nächsten Saison angebaut werden soll. Weiter überwacht die Semag die Qualität des Pflanzgutes und übernimmt den Handel zwischen den Produzenten und den Grossabnehmern.
Daniel Eggimann ist Vorstandsmitglied der Semag und arbeitet ebenfalls in Emmenmatt. «Die Schweiz ist das südlichste Anbaugebiet für Saatkartoffeln von Europa», weiss er. «Weiter südlich ist der Schädlings- und Krankheitsdruck dafür zu hoch, um Saatkartoffeln produzieren zu können.» In Emmenmatt werden etwa 3500 Tonnen Kartoffeln pro Jahr umgesetzt, davon werden rund 2500 Tonnen der Saatkartoffeln in der Anlage in Emmenmatt sortiert. An der Sortieranlage arbeiten unter anderem Bäuerinnen und Bauern, auf deren Feldern die Kartoffeln gewachsen sind.
Kühlung simuliert Winterruhe
Ist eine Paloxe à 550 Kilogramm Saatkartoffeln gefüllt, wird sie versiegelt, bezeichnet und bei zwei bis
drei Grad Celsius gelagert. Die Kühlung simuliert den Winter und verhindert die verfrühte Keimung der Knollen.
Gegen das Baugesuch sind gemäss SOE keine Einsprachen eingegangen. Für die Bauzeit rechnet die GLB mit «weniger als einem Jahr». Die SOE-Genossenschafter wünschen sich ihrerseits, dass das Kühllager schon für die nächste Kartoffelernte im Sommer bereitsteht.