Der Historische Verein schreibt Geschichte

Der Historische Verein schreibt Geschichte
Der Gedenk­anlass zu Ehren Franz Josef Studers vor 100 Jahren war der Beginn des historischen Vereins Entlebuch. / Bild: Gody Studer (gse)
Region Entlebuch: Vor 100 Jahren wurde der Historische Verein Entlebuch gegründet. Das Ziel, in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Lokalgeschichte zu fördern, verfolgt der Verein bis heute.

Auslöser für die Gründung des Vereins war der Gelehrte Franz Josef Stalder, der von 1792 bis 1822 als Pfarrer in Escholz-matt wirkte und als Begründer der schweizerischen Dialektforschung gilt. Während seiner Zeit in Escholzmatt schrieb der Sprachwissenschaftler wichtige Werke. So übersetzte er das Gleichnis vom verlorenen Sohn in 71 Mundarten der germanischen und lateinischen Schweiz und verfasste die «Fragmente» über die Talschaft Entlebuch.

Hundert Jahre nach seinem Wegzug führten ein paar Geschichtsfreunde aus Escholzmatt eine Gedenkfeier an den Sprachforscher durch. Der Anlass wie die dazu erschienene Publikation stiessen auf Anklang, so dass die Organisatoren im nachfolgenden Jahr einen Geschichtsverein gründeten, der als Sektion Escholzmatt dem «fünfortigen historischen Verein» (Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug) angeschlossen war.

Erster Präsident wurde Hans Portmann, Amtsarzt in Escholzmatt. Ihm zur Seite stand Otto Studer, Gemeindeschreiber und späterer Nationalrat. Zusammen führten die beiden den Verein nahezu ein halbes Jahrhundert lang. Im Jahr 1965 übernahm Albert Bitzi das Präsidium und hatte das Amt bis zu seinem Tod inne. Auch er stammte aus Escholzmatt und war Amtsstatthalter. Ab 1990 führten zwei weitere Escholzmatter die Geschicke des Vereins: der Lehrer Anton Kaufmann, genannt Götti, und der langjährige Redaktor des Entlebucher Anzeigers, Andreas Schmidiger, genannt Gax.


Schulprojekt statt Festschrift

2011 übernahm Anton Schwingruber als erster Nicht-Escholzmatter das Präsidium. Der ehemalige Regierungsrat führte souverän durch die diesjährige Jubiläumsversammlung. Bei den Tätigkeiten erklärte er, dass der Verein bewusst auf eine Festschrift verzichtet habe und stattdessen etwas für die Schuljugend machen wollte. Unter der Leitung von Vorstandsmitglied Michel Charrière habe im September eine gross angelegte Projektwoche für die Oberstufe stattgefunden, die von fünf Schulen besucht worden sei. Unter dem Motto Geschichte bewegt hätten die Achtklässler Workshops zur Geschichte des Entlebuchs besucht (die «Wochen-Zeitung» berichtete).

Im zweiten Teil der Jubiläumsversammlung würdigte Anton Schwingruber in einer kurzen, humorvollen Rede seine Vorgänger. Anhand des Protokolls der ersten Sitzung zeigte er, wie tatenlustig die Gründerväter vorgingen. Als erstes entwarfen sie ein neues Wappen für Escholzmatt, das bis heute besteht, und teilten sich Themen zu, über die sie schreiben wollten. Albert Bitzi sei ein Original gewesen, wusste Schwingruber über die zweite Generation zu berichten. Wenn sich kein Referent habe finden lassen, habe er jeweils «knallhart» aus der Kartei der Orts- und Flurnamen vorgelesen. Anton Kaufmann und Andreas Schmidiger würdigte Schwingruber als «wunderbares Duo», die es geschafft hätten, ihre Spitznamen aus der Studentenzeit zu behalten und im Volk beliebt zu bleiben.

Blätter der Heimatkunde

Grossen Wert legte der Historische Verein Entlebuch in der Vergangenheit auf die Schriften und Publikationen. Unzählige Beiträge – verfasst von Vereinsmitgliedern und andere Geschichtsfreundinnen – haben Eingang in die Blätter der Heimatkunde sowie anderen Publikationen gefunden. Bis heute organisiert der Verein regelmässig Referate zur Lokal-geschichte.

Das Heimatarchiv in Escholzmatt ist dank des Vereins im Jahr 1972 entstanden. Es bewahrt wichtige Dokumente, Literatur und Bildmaterial auf. Als nächstes soll die Digitalisierung angepackt werden, hiess es an der Versammlung.

Neuen Präsident gewählt

An der Jubiläumsversammlung ist Fritz Lötscher, Marbach, zum neuen Präsidenten gewählt worden. Weiter nimmt Guido Schumacher, Schüpfheim, neu im Vorstand Einsitz. Die abtretenden Mitglieder Anton Schwingruber, Jakob Dängeli, Hans Erni wurden verdankt. Hans Erni wurde die Ehrenmitgliedschaft verliehen für seine über 40-jährige Mitarbeit im Vorstand, seine zahlreichen Publikationen, seine Mitarbeit beim Aufbau des Heimatarchivs und der Hugo-Loetscher-Bibliothek. Am Ende des geschäftlichen Teils gab der Vorstand seiner Hoffnung Ausdruck, in vier Jahren an der nächsten Generalversammlung eine Frau wählen zu können.

14.12.2023 :: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)