Bei der Energie-AG kommts zum Knall

Bei der Energie-AG kommts zum Knall
Hier, im ehemaligen Personalhaus des Spitals, soll die Heizzentrale des Wärmeverbundes entstehen. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Grosshöchstetten: Wegen unterschiedlichen Vorstellungen betreffend Wärmeverbund hat der Gemeinderat fast den kompletten Verwaltungsrat der Energie Grosshöchstetten AG abberufen.

Alte Ölheizungen durch ökologische­re Energieträger zu ersetzen – das sei dem Gemeinderat von Grosshöchstetten ein wichtiges Anliegen, erklärt Gemeindepräsidentin Christine Ho-fer. Deshalb haben die Behörden schon vor einiger Zeit einen Wärmeverbund aufgegleist, der mit Holz betrieben werden soll. Angeschlossen werden sollen der Neuhuspark (das ehemalige Spital), gemeindeeigene Liegenschaften im Zentrum sowie weitere Abnehmer. Die Heizzentrale ist im ehemaligen Personalhaus des Spitals geplant. Die gesamten Investitionskosten belaufen sich auf 3 Millionen Franken. Bezahlen soll sie die Energie Grosshöchstetten AG, die den Wärmeverbund auch betreiben wird. Und hier beginnt das Problem.


Investieren

Die Energie-AG wurde vor acht Jahren gegründet, sie befindet sich voll im Besitz der Gemeinde Grosshöchstetten. Strategisch geleitet wurde die AG bis vor kurzem von einem fünfköpfigen Verwaltungsrat. Und dieser hatte, was die künftige Ausrichtung der AG anbelangt, andere Vorstellungen als der Gemeinderat.

Laut einer Medienmitteilung der Gemeinde argumentierte der Verwaltungsrat, dass im Kerngeschäft grössere Investitionen anstünden – etwa die Erneuerung des Stromnetzes und die Einführung von intelligenten Zählern (Smart Meter). Auch seien Investitionen nötig, um den Strom von neuen Liegenschaften mit Photovoltaik abnehmen zu können. Deshalb habe sich der bisherige Verwaltungsrat auf das Kerngeschäft konzentrieren wollen und sich «defensiv zur Übernahme neuer Aufgaben geäussert», heisst es in der Mitteilung. Oder einfacher gesagt: Unter den gegebenen Bedingungen  sei der Wärmeverbund finanziell nicht zu stemmen. Der Gemeinderat halte den Wärmeverbund aber nach wie vor für ein wichtiges Projekt und sei bestrebt, die Geschäftsfelder der AG zu erweitern, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer. «Wir sind uns bewusst, dass für die Energie Grosshöchstetten AG auch andere grosse Investitionen anstehen.» Doch diese würden gestaffelt erfolgen, «deshalb sind wir überzeugt, dass wir die Kosten für den Wärmeverbund stemmen können».


Auswechseln

Die Spannungen zwischen dem Gemeinderat und dem Verwaltungsrat der Energie-AG bestehen offenbar bereits seit längerem. Auf einen gemeinsamen Nenner kam man nicht. Deshalb hat der Gemeinderat nun gehandelt: Er hat eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen und vier der fünf bisherigen Verwaltungsratsmitglieder der Energie-AG abberufen. Konkret sind dies Ulrich Brunner, Ruedi Sutter, Adriano Toma und Thomas Zumbrunnen. Einzig Peter Däpp, der bisherige Vertreter des Gemeinderats, bleibt weiterhin im Verwaltungsrat. Nebst Däpp besteht der Verwaltungsrat neu aus Gemeinderat Magnus Furrer sowie Gemeindepräsidentin Christine Hofer. Die drei werden die Geschäfte der Energie Grosshöchstetten AG vorerst bis zur Generalversammlung im kommenden Juni leiten.


Vorwärtsmachen

Die abberufenen Verwaltungsratsmitglieder wollen sich im Moment nicht weiter zum Thema äussern. Der neue Verwaltungsrat seinerseits will zügig vorwärts machen mit dem Wärmeverbund, wie Christine Hofer erklärt. Die Umsetzung des Projekts ist formell beschlossen, nun werden die Gespräche mit den Verantwortlichen des Neuhusparks sowie mit weiteren potenziellen Wärmebezügern fortgesetzt. Zum Beispiel könnten auch
die geplante Überbauung Bühlmatte oder die ebenfalls geplante Dreifachturnhalle angeschlossen werden. Mit der Besitzerin der Überbauung Talacker stehe man ebenfalls im Kontakt, schreibt die Gemeinde in ihrer Medienmitteilung.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Bereits im Herbst 2024 soll der Wärmeverbund in Betrieb gehen. In einem ersten Schritt wird der Neuhuspark mit Energie beliefert, ein Jahr später sollen auch die Gemeindeliegenschaften angeschlossen sein. Im Endausbau soll der Wärmeverbund Grosshöchstetten eine Leistung von 1,5 Megawatt haben.

07.12.2023 :: Markus Zahno (maz)