Als Familie in eine andere Welt eintauchen

Als Familie in eine andere Welt eintauchen
Familie Meister verbrachte den Sommer in Vancouver – aber nicht nur als Ferien. / Bild: zvg
Oberdiessbach: Pfarrer Daniel Meister reiste mit seiner Frau und den drei Kindern für einen Studienurlaub nach Vancouver. Nun sind sie mit vielen ­Eindrücken wieder daheim.

Reformierte Pfarrpersonen dürfen während der Berufstätigkeit eine halbjährige Auszeit nehmen. Möglich ist dies frühestens nach zehn Dienstjahren. Pfarrer Daniel Meister, seit zehn Jahren in Oberdiessbach tätig, hat gleich die erste Gelegenheit genutzt. «Unsere Kinder sind 9, 11 und 13 Jahre alt, ein ideales Alter für eine solche Auszeit, wie wir fanden. Für meine Frau und mich war stets klar, dass wir diese Immersionserfahrung, also das Eintauchen in eine andere Welt, als ganze Familie erleben möchten», erklärt Meister.


Studium am Regent College

Daniel Meister und seine Frau Barbara entschieden sich schliesslich, nach Richmond, einer Stadt etwas südlich von Vancouver, zu reisen. Im Westen von Kanada verbrachten sie aber nicht einfach Ferien. Daniel Meister und Barbara, die bis vor Kurzem für den Cevi tätig war, studierten am Regent College. Vor über 50 Jahren als theologisches Seminar gegründet, ist das College inzwischen weltweit bekannt. Das Ehepaar konnte in konzentrierter Form Wochenkurse besuchen und seinen theologischen Horziont erweitern. Daneben stand Daniel Meister in engem Austausch mit einer lokalen (anglikanischen) Kirchgemeinde und lernte, wie man dort Kirche lebt, leitet und kirchlichen Nachwuchs ausbildet. In dieser Kirche hat die ganze Familie zudem viele Freunde gewonnen. Die Familie verreiste nicht von heute auf morgen, für die Planung nahm man sich rund zwei Jahre Zeit. Viele Dinge mussten organisiert werden. Der Aufwand habe sich aber gelohnt, sagt Daniel Meister, der Sommer wurde zu einer unvergesslichen Familienzeit. «Zudem tauschten wir unsere Wohnung mit einer kanadischen Familie. Sogar die Autos wurden gegenseitig genutzt.» Es sei eine Win-Win-Situation gewesen.


Kinder wurden in Kanada eingeschult

Ein weiteres Ziel war, die Kinder in Kanada einzuschulen. Dieses Vorhaben entpuppte sich als recht aufwändig. Es musste ein gesetzlicher kanadischer Beistand bestimmt werden. Einer der kanadischen Pfarrer aus der Kirche, die sie besuchten, übernahm zum Glück diese Rolle. Dank Schulkonzerten, dem Frühlingsfest oder dem Schulabschluss sei die ganze Familie integriert gewesen, der Kontakt sei zudem über alle Klassen hinweg schön gewesen «und die Kinder konnten die Englischkenntnisse enorm verbessern», betont Daniel Meister. Der älteste Sohn durfte am Ende des Schuljahres sogar die Graduation erleben. Eingekleidet in traditionelle Gewänder wird diese Zeremonie am Ende der siebten Klasse durchgeführt – mit dem Ende der Primarschulzeit.


Mit gemischten Gefühlen nach Hause

Zum Schluss ging Daniel Meisters Wunsch in Erfüllung, seine amerikanische Gastfamilie zu treffen, die er von früher kennt. Ein Highlight war auch der Besuch der Rocky Mountains. Mit gemischten Gefühlen habe man schliesslich die Rückreise angetreten: «Der Kontakt mit den Liebsten in der Schweiz blieb über all die Monate bestehen, wir mussten uns in Kanada jedoch von vielen neu gewonnenen Freunden trennen.» Schon am Flughafen in Zürich seien sie herzlich empfangen worden und sogar das Haus sei schön dekoriert gewesen. Der Wiedereinstieg in der Schweiz habe jedoch etwas Zeit gebraucht, das Herz sei teils noch in Kanada geblieben. Oder wie es Daniel Meister formuliert: «Gewisse Sachen, die wir erlebt haben, kann man schlecht erzählen – man muss sie erlebt haben.» Gefreut hat sich Daniel Meister, endlich wieder auf dem Tennisplatz zu stehen. Er gehört zu den besten Spielern des TC Oberdiessbach und durfte im Frühling sogar ein Doppel mit Dominic Stricker spielen, der weltweit in der Einzelwertung zu den besten 100 Spielern gehört (aktuell ATP Nr. 92).

Für den Austausch im Bildungssystem

Unterstützt wurde die Familie Meister von der Organisation Movetia. Ob in der Schweiz, in Europa oder weltweit – Movetia fördert und unterstützt Aktivitäten für Austausch, Mobilität und Kooperation in allen Bildungsbereichen von der Primar- bis zur Tertiärstufe sowie in der Erwachsenenbildung und im ausserschulischen Bereich.

16.11.2023 :: Remo Reist (rrz)