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Auf den zweiten Blick

Esther, Mose, Naemi, Paulus, Maria und Johannes. Allesamt bekannte, angenehme biblische Figuren.

Doch es gibt noch ganz andere. In der Bibel lesen wir auch von unbequemen Figuren. Einige kommen zur Räson, wie zum Beispiel Zachäus, andere nicht. Und doch haben gerade diese Figuren auch ihren Platz in der Bibel. Eine dieser Figuren, ist Rahab aus dem Buch Josua. Josua schickt zwei Männer aus, um die Stadt Jericho auszuspähen. Sie werden dabei entdeckt und erhalten von Rahab in ­ihrem Haus Schutz. In der Bibel heisst es: «Und sie gingen und kamen in das Haus einer Hure, die Rahab hiess, und dort nächtigten sie.» (Jos 2,1b) Zwei Männer aus dem Volk ­Israel nächtigen also im Haus einer Hure. Politisch korrekt ­sagen wir heute: Sexarbeiterin. Dank Rahab haben diese ­Männer überlebt. Dank Rahab konnte Josua später Jericho einnehmen. Wer ist also diese Frau, von der gesagt wird, sie arbeite im ältesten Gewerbe seit es uns Menschen gibt? Rahab wird in der Josuageschichte als selbstständig arbeitende und kluge Frau beschrieben. Eine Frau, die sich zum Gott Israels bekennt. Sie treibt die Handlung der Josuageschichte geschickt voran. Sie nimmt den beiden Männern ­Josuas das Versprechen ab, dass sie und ihre Familie bei der Einnahme Jerichos verschont bleiben. Rahab ist eine mutige Frau. Sie wagt es, die Soldaten des ­Königs auszutricksen und den Spähern zur Flucht zu verhelfen und vergisst ob allem Mut nicht, an das Wohlergehen ihrer Familie zu denken. Ja, laut den biblischen Überlieferungen und Auslegungen hat Rahab wahrscheinlich im Sexgewerbe gearbeitet. So wie wir Rahab kennenlernen, wird eines ganz deutlich: Sie ist mehr als ihre Arbeit. Sie ist Familienfrau, sie ist tapfer, mutig, vorausschauend und klug. Ihr Beruf, ihre Tätigkeit sagt nichts über sie als Menschen und als Frau aus. Sie ist, wer sie ist, verheimlicht nicht was sie tut, um ihre Familie zu ernähren und hilft anderen in Not. An Rahab zeigt sich einmal mehr, nichts ist so, wie wir denken und meinen. Ein Blick hinter die Fassade lohnt sich immer.

02.11.2023 :: Silvia Stohr