Niklas Hubacher legt Hand an als Carrosseriespengler. Sein Kollege Levin Probst (hinten) schaut zu. / Bild: Martin Burri (mbu)
Trachselwald: Vergangenes Wochenende fand in Heimisbach die Herbstmesse mit insgesamt 37 Ausstellern statt. Künftige Schulabgänger erhielten Einblick in 50 Berufe.
2013 fand in Heimisbach die bisher letzte Gewerbeausstellung statt. Zehn Jahre später organisierte das lokale Gewerbe unter OK-Präsident Martin Raschle die Herbstmesse 2023. Vier Stunden vor der Eröffnung der Ausstellung lud das OK interessierte Schülerinnen und Schüler zu einer Berufsinfo ein. Die zahlreich anwesenden Schülerinnen und Schüler erhielten Einblick in 50 Berufe. Die Rekrutierung von Lernenden in den meisten Berufsgattungen wird zusehends schwieriger. Dies bestätigen Thomas Flückiger, Inhaber der Firma Rundholzmöbel in Heimisbach, und Niklaus Meister, Gemeindeschreiber von Trachselwald. «Als Unternehmer musst du heute auf angehende Lernende zugehen und sie abholen. Weil es aktuell weniger Schulabgänger gibt und im Gegensatz dazu das Berufsangebot stets grösser wird, ist es schwieriger, Lehrstellen zu besetzen», erklärt Flückiger, der auch als Gewerbeschullehrer unterrichtet. Auch Niklaus Meister bestätigt, dass das Besetzen der bisher so beliebten KV-Lehrstellen heute schwieriger sei.
Oft wird Sek gefordert
Für viele Berufslehren wird heute ein Sekundarschulabschluss gefordert. Dies kommuniziert zum Beispiel auch der Verband der Elektrobranche so. Doch Patrick Steiner, gelernter Elektroinstallateur EFZ bei der Elektro Reist AG, sieht dies anders. «Ich bin der Meinung, dass auch ein guter Realschüler eine Elektro-Lehre erfolgreich abschliessen kann.» Dass in diversen Berufen nur noch Sekundarschülerinnen und -schüler gefragt sind, daran stösst sich auch Peter Jost aus Oberhünigen. Bei ihrer Anfrage für eine Schnupperlehre als Tiermedizinische Praxisassistentin habe Tochter Marina (8. Klasse) als Primarschülerin gleich negativen Bescheid erhalten. Dafür sei ein Sekschulabschluss nötig, habe es geheissen. «Diese Forderung stört mich», ärgert sich Peter Jost. «Ohne den Menschen und seine schulische Leistung zu kennen, stoppt man mit dieser Haltung den Elan in der Berufswahl, dies finde ich schade.» Den Informations-Mittag für zukünftige Lernende nutzt die Familie Jost, um Einblicke in verschiedene Berufe zu erhalten. «Eine gute Idee, dieser Anlass», lobt Jost.
Auch Niklas Hubacher aus Rüderswil und Schulfreund Levin Probst aus Zollbrück sind in ihren Herbstferien nach Heimisbach gekommen. Die beiden Achtklässler finden es gut, hier über diverse Berufe Infos abholen zu können.
Ausscheidung für Zimmerleute
Interessant für die Besucherinnen und Besucher der Herbstmesse 2023 war auch ein Besuch bei der Nationalmannschaft der Zimmerleute. Die schweizweit sieben besten Zimmerleute, darunter auch Michael Bieri aus Süderen, bestritten in Heimisbach ihre erste von zwei Ausscheidungen zur Qualifikation für die World-Skills 2024. Die zweite Ausscheidung findet im November in der Ostschweiz statt und der beste aus dem Septett zimmert 2024 in Lyon um den WM-Titel mit. Innerhalb von 22 Stunden mussten sie in Heimisbach das vorgegebene Objekt von A bis Z möglichst perfekt aufbauen.
Michael Bieri holte sich diesen September an den Euro-Skills den Titel des Vize-Europameisters. Er scheint bereit zu sein für die Ausscheidung zur Weltmeisterschaft. «Ich gebe mein Bestes, der Beste soll gewinnen», sagt Bieri. In Heimisbach, in dieser ersten Ausscheidung, war er der Beste der sieben Zimmerleute. Bieri arbeitet in der Firma Santschi Holzbau in Uetendorf, und dort hat er in diesem Jahr seine Lehre erfolgreich abgeschlossen.