«Bei uns wird ein Pferd nicht in ein Schema gedrückt»

«Bei uns wird ein Pferd nicht in ein Schema gedrückt»
Daniela und Martin Stegmann schätzen an den Freiberger-Pferden vor allem das breite Spektrum. / Bild: Karin Rohrer (krr)
Wachseldorn: Für die Familie Stegmann ist die Freiberger-Pferdezucht ein Betriebsstandbein. Dies mit zehn Zuchtstuten, dem eigenen Zuchthengst Hokaydo sowie Reit- und Jungpferden.

Schon Martin Stegmanns Grossvater hatte Arbeitspferde, das Pferde-Gen wurde also weitergegeben. 1989 schaffte Martin Stegmann die erste Stute namens Fileuse an, drei Jahre später den Zuchthengst Cynar. «Und dann nahm der Pferdebestand eigentlich nur noch stetig zu», schmunzelt der Züchter, welcher ab diesem Zeitpunkt jährlich selbst gezogene Fohlen im Stall hatte. Seine Frau Daniela zog mit einem Warmblutpferd auf dem Hof ein, aber fast zwangsläufig hat es ihr später auch den Ärmel reingezogen für die Freiberger. «Nicht zuletzt, da ich von meinem Schwiegervater meinen ersten Freiberger geschenkt bekam, weil ich ihm die Buchhaltung führte», ergänzt Daniela Stegmann.

Die Stegmanns haben Zuchtstuten vom sportlichen bis zum eher schweren Typ, was sich in der Nachzucht niederschlägt: «Bei uns wird ein Pferd nicht in ein Schema gedrückt. Aber wir versuchen, das Bestmögliche aus ihm herauszuholen», betonen die beiden. Der Körperbau sei ihnen wichtig, sie wollten korrekte Pferde und schauten genau auf das Vorderbein. «Wir wählen gezielt die Hengste aus, die wir zur Zucht einsetzen.» Den Zuchthengst Hokaydo hat Martin Stegmann 2018 als Dreijährigen erstanden, seither deckt dieser auf dem Hof. Pro Jahr erblicken rund 30 Fohlen von ihm das Licht der Welt.


Das Zuchtniveau halten

Daniela und Martin Stegmann sind vom Freiberger überzeugt: «In kaum einer Rasse hat man ein so breites Spektrum, und wir müssen das Rad nicht neu erfinden.» Der «Fribi» sei gefragt wie nie und sie hofften natürlich, dass dies so bleibe. Es sei wichtig, den Freiberger auf diesem hohen Zuchtniveau zu halten. «Er soll mit seinem Format und seinen ganzen Vorzügen wie Frühreife und Leichtfuttrigkeit beibehalten werden.» Aus ihrer Zucht gingen und gehen etliche Siegerfohlen an Schauen hervor, aber auch Feldtest-Sieger und Elitejungstuten. Ein Wallach wurde Bundeslandmeister im Fahrsport in Deutschland. Martin Stegmann kann zwei Miss Bern sein Eigen nennen. «Luna heimste im September 2022 im Rohrimoos diesen Titel ein und nun, ein Jahr später, war es Narina», erklärt Martin Stegmann, welcher die Geschichten und Abstammungen seiner Freiberger in- und auswendig kennt.


Ganzer Einsatz für Freiberger

Martin Stegmann setzt einen Grossteil seiner Freizeit für das Freibergerpferd ein, er ist auch im Vorstand des Schweizer Freibergerverbandes sowie Präsident der Zuchtkommission und Präsident des Pferdezuchtvereins der Region Thun. Zudem ist er seit zehn Jahren Gemeindepräsident von Wachseldorn. Daniela Stegmann ist regelmässig im Sattel anzutreffen, hin und wieder nimmt sie auch gerne das Leitseil in die Hände. Sie arbeitet in Teilzeit als Tiermedizinische Praxisassistentin bei einem Tierarzt. Und eben: Die Pensionäre wie auch die eigenen 15 Freiberger wollen gut versorgt sein.

05.10.2023 :: Karin Rohrer (krr)