«Die Leute schätzen es, fast jederzeit in die Bibliothek zu können»

«Die Leute schätzen es, fast jederzeit in die Bibliothek zu können»
Wer die Open Library nutzen möchte, benötigt eine Zugangskarte. Marianne Schnider ist begeisterte Nutzerin des Angebots.
Schüpfheim: Eine Bibliothek, die selbstständig und ausserhalb der Öffnungszeiten besucht ­werden kann, ist seit einem Jahr in Schüpfheim in Betrieb. ­Bewährt sich dieses Modell?

Der Moment war mit Spannung erwartet worden, als vor einem Jahr, am 17. September, in Schüpfheim die erste Open Library im Kanton Luzern eröffnet wurde. Das Vorhaben tönte vielversprechend: Während 365 Tagen können von 6 bis 22 Uhr Medien selbstständig ausgeliehen werden. Das Geschenk, das sich das Bibliotheksteam zum 50. Geburtstag der Bibliothek selbst gemacht hat, ist gut angekommen. Sowohl das Team als auch die Nutzerinnen und Nutzer schätzen das Angebot. Die Erfahrungen seien durchwegs positiv. Karin Felder, Leiterin der Regionalbibliothek Schüpfheim, erzählt von Grosseltern, die mit Enkelkindern Zeit in der Bibliothek verbringen. Oder von Kundinnen, die Kinder zum Sport­training ins Moosmättili bringen und die Wartezeit in der Bibliothek über­brücken mit Lesen von Zeitungen und Zeitschriften. Oder von Kunden, die gemütlich Kaffee oder Tee trinken in der Bibliothek.


Schlechtwetterjoker am Sonntag

Marianne Schnider aus Schüpfheim ist begeistert: «Ich finde es genial.» Die Mutter und Lehrerin wohnt in der Nachbarschaft und ging vorher schon oft in die Bibliothek. Doch irgendwie sei sie mit den Öffnungszeiten immer wieder im Clinch gewesen. Medien zurückzugeben, war zwar dank der Rückgabebox möglich, doch für Marianne Schnider ist es ein grosses Plus, die Bibliothek selbstständig nutzen zu können. «Ich habe immer irgendwelche Medien auf meinem Konto.» Und ein zweiter positiver Aspekt ist für sie der Schlechtwetter-Joker, zum Beispiel an einem Sonntag. Dann geht sie mit ihren beiden Kindern in die Bibliothek. «Wir geniessen es sehr, wenn wir hier ganz allein für uns sind und in Ruhe lesen oder spielen können.» Wer die Open Library nutzen möchte, benötigt eine Zugangskarte, die an ein Jahresabonnement gekoppelt ist. Das Mindestalter liegt bei 15 Jahren. An einer Station können Medien via Strichcode-Lesegerät selbständig ausgeliehen und zurückgegeben werden. Aktuell verfügen 270 Personen über eine Zugangskarte, und es werden kontinuierlich mehr. Für Karin Felder ist der persönliche Kontakt nach wie vor wichtig: «Während der Öffnungszeiten bedienen wir die Kundinnen und Kunden gerne und freuen uns über die persönlichen Begegnungen.»  

Damit die Open Library überhaupt möglich wurde, brauchte es ein neues Schliesssystem und elektrische Installationen. Zudem musste eine eigene Bibliotheks-Software entwickelt werden. Gemäss Karin Felder nutzen in der Zwischenzeit auch andere Bibliotheken diese Software-Variante.


Bedeutend günstiger als gedacht

Als 2018 erste Offerten eingeholt wurden, rechnete man mit Gesamtinvestitionen von rund 40´000 Franken. Das Projekt wurde dann mit 23´000 Franken bedeutend günstiger realisiert. Angesprochen auf Probleme bei der Umstellung sagt Karin Felder, dass sich Pannen in Grenzen hielten. So gab es weder Vandalismus noch Generalabstürze. Es sei höchstens vorgekommen, dass bei der Technik etwas nicht geklappt habe. Doch dafür liege eine Liste bereit, wo die Kundinnen und Kunden ihre Ausleihen aufschreiben könnten und so trotzdem Medien mitnehmen dürften.

21.09.2023 ::