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Test bestanden!

«Hättet dir es Säckli wöue?» Diese Frage bringt mich am Tresen eines Bioladens massiv ins Schwitzen.

Ein typischer Spontaneinkauf, ohne Plan, ohne Struktur, nur ich und mein knurrender Magen, der mich in dieses hübsche «Lädeli» gelenkt hat. Mein Gepäck, ein Rucksäckli, vollgestopft mit vielen unwichtigen Dingen, jedoch ohne Platz, um nun diese Spontaneinkäufe zu verstauen. Doch in der heu­tigen Zeit auf die Frage: «Hättet dir es Säckli wöue?» mit einem einfachen «Ja gärn» zu antworten, ist doch politisch unkorrekt und vielleicht sogar illegal.

Es könnte ja ein Trick sein, eine sogenannte Fangfrage. Ich schaue nervös hin und her. Beobachte die anderen Menschen im Laden. Alle haben sie geflochtene Körbe, mitgebrachte Stoffsäcke und sogar Gläser dabei. Nur ich stehe unorganisiert da, schaue auf ­meinen Berg der Einkäufe und ersaufe fast in Selbstkritik. Ich werde das Gefühl nicht los, dass, wenn ich einfach sagen würde «Ja gärn, ich möchte ‹heilandsack› nochmal (Tschuldigung) so ein praktisches Säckli, weil es einfach grad soooo unglaublich gäbig wäre», dass dann die leise Musik im Hintergrund verstummen würde, aus dem Lagerraum die Umweltpolizei käme und mich in Handschellen abführen würde. Oder dass sich alle Menschen im Laden mit dem Finger auf mich zeigend umdrehen und kreischen würden: «Wegen dir schmelzen die Gletscher.» Bei dieser Vorstellung schlucke ich leer. Der Verkäufer wartet immer noch auf meine Antwort. Ich könnte ihm auch sagen, dass ich das Säckli gerne nehme, und dabei schwören, dass ich es anschliessend immer wieder verwenden würde. Ob ihn das zufriedenstellen würde? Ob es kontrolliert würde von der Polizei? Könnte ich so die Gletscher retten? Unschlüssig bewege ich mich hin und her. Schliesslich antworte ich so selbstsicher wie möglich: «Nenei! I bruche kes Säckli.» So cool lächelnd, dass die Gletscher eher noch an Zuwachs gewinnen, zahle ich meinen Einkauf und stopfe die Gläser mit Currypaste und Tomatenaufstrich in den Rucksack. Dieser lässt sich nun nicht mehr verschliessen. Nachdem ich mir den offenen, klirrenden Rucksack aufgesetzt habe, klemme ich mir noch das Kilo Mehl unter den linken Arm und das Brot unter den Rechten, immer lässig grinsend. Schliesslich frage ich den Verkäufer, ob er so nett wäre und mir den Stangensellerie über beide Unterarme legen könnte. Der Verkäufer mustert mich anerkennend. Er legt den Stangensellerie auf die gewünschte Stelle. Soviel Einsatz für die Umwelt ist er wohl doch nicht gewohnt. Und
so wackle ich klirrend und keuchend nach Hause, im Bewusstsein, dass, wenn die Gletscher schmelzen, dann zumindest nicht wegen mir. Test ­bestanden!

24.08.2023 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl