Dahlienschau gibts seit 1923

Dahlienschau gibts seit 1923
Diese Auf­nahme von der Dahlienschau in Waldhaus stammt aus den Kriegsjahren. / Bild: zvg
Lützelflüh: Seit 100 Jahren residiert die Dahlie, die Königin der Herbstblumen, mit ihrer Blütenpracht in der Gärtnerei Waldhaus. Die aktuelle Schau zeigt rund 12’000 Pflanzen und 250 Sorten.

Karin Mäder leitet seit 2014 den gesamten Betrieb der Gärtnerei Waldhaus, wobei sie durch Elisabeth Brändli-Bärtschi, der langjährigen und immer noch tatkräftig mitwirkenden Besitzerin des Anwesens, unterstützt wird.

Dahlien gehören zur Familie der Korbblütler und stammen ursprünglich aus warmen Ländern wie Mexiko. Doch wie kam die Pflanze, die mit ihrer riesigen Vielfalt an Formen, Farben und Grössen die Menschen begeistert, nach Waldhaus? Die Antwort findet sich in einer der Pflanzengeschichte ähnlich langen Familiengeschichte der Bärtschis. Die Vorfahren der heutigen Besitzerin lebten nachweislich seit 1438 in Waldhaus. Sie betrieben Landwirtschaft und Viehzucht, wobei sich Elisabeth Brändli-Bärtschis Grossvater zusätzlich mit einer Baumschule und als Erfinder eines bis heute gebräuchlichen Baumharzes einen Namen machte. Während die Söhne Fritz und Walter in die Fussstapfen der Vorfahren traten, wurde Sohn Hans Gartenarchitekt. Er war es, der während eines Studienaufenthaltes in Dresden in Kontakt mit Dahlien kam. Fasziniert von dieser Pflanze, brachte er 1910 die ersten 15 Knollen nach Hause. Sie gediehen hier gut und so lud er 1923 erstmals zu einem Tag der freien Dahlienbesichtigung ein. Als er 1936 verstarb, kümmerten sich zuerst seine Brüder um die Dahlienkulturen, bis dann 1964 Elisabeth, die Tochter von Fritz, dieses Geschäft übernahm. Sie führte und entwickelte es unter dem Namen Gärtnerei Waldhaus weiter und die jährlichen, nun mehrwöchigen Blumenschauen wurden zum weit herum beliebten Anlass. «Die Artenvielfalt der Dahlien wird ständig erweitert und mit unserem Angebot an besonderen, hier vermehrten und kultivierten Gewürz- und Heilkräutern ergänzt», sagt Elisabeth Brändli.


Eine Pflanze mit vielen Gesichtern…

Dahlien haben viele Gesichter, sowohl aufgrund ihrer Farben, die in allen Nuancen von reinweiss bis schwarzrot und mehrfarbig leuchten, als auch wegen den unterschiedlichen Formen, die in einfach- und gefülltblühende Arten eingeteilt werden. Je nach Form werden sie Ball-, Pompon-, Seerosen-, Cactus- oder Schmuckdahlien genannt. «Wir selber bezeichnen Dahlien, deren Körbchen in der Mitte der Blüte sichtbar ist, auch gerne Bienendahlien, weil sie den Insekten leicht zugängliche Nahrung bieten», erklärt Elisabeth Brändli. Zu den Bienendahlien zählt auch die in sechsjähriger Arbeit entwickelte Eigenzüchtung «Gruss aus Waldhaus». Sie ist bis heute die einzige Schweizer Dahlienzüchtung, die weltweit im Handel ist und auch in ausländischen Gartenschauen gezeigt wird.


… und Verwendungszwecken

Neben dem Erscheinungsbild ist auch die Verwendbarkeit der Dahlienpflanze vielseitig. «Knollen und Blüten sind essbar und wurden schon von den Azteken als Nahrungspflanzen und für medizinische Anwendungen kultiviert», weiss Elisabeth Brändli. «Mir, uns ‹Dahlien-Essern›, ist es wichtig, qualitativ hochstehende, gesunde und nachhalte Nahrungmittel mit Beigabe von Dahlienknollen zu kreieren», erzählt sie. Ihr neuestes Projekt dreht sich ums Backen mit Dahlien, nachdem sie zuvor schon Rezepte aus einem original mexikanischen Kochbuch mit hiesigen Zutaten anpasste. Infos dazu sind auf www.gaertnerei-waldhaus.ch abrufbar. Sirupe, Konfitüren, Gewürzsalze und anderes mehr aus Blütenessenzen sowie eine Dahlientorte mit Knollen sind in der Gärtnerei Waldhaus sowie in einigen Dorfläden schon seit einiger Zeit erhältlich.


Alles Handarbeit

Bevor Blumenschmuck oder gar Essen und Getränke ins Haus kommen, werden die Dahlien mit viel Aufwand und Liebe von Hand gehegt und gepflegt. «Im Herbst, möglichst erst nach dem ersten Frost, der das Wasser aus den Stängeln zurück in die Pflanzenknollen treibt, entfernen wir die erfrorenen Teile und bringen dann die ausgegrabenen Knollen gesäubert ins kühle Winterquartier», umschreiben die Gärtnerinnen den Jahreskreislauf. Ausgepflanzt und gleichzeitig verjüngt werde erst wieder Ende Mai. Das sei die ideale Zeit, damit sich die Pflanzen im Freiland akklimatisieren könnten, wie auch, um die bei der Verjüngung anfallenden überflüssigen Knollen in der Küche zu verwenden.

Am 27. August gehts los

Die 100. Dahlienschau der Gärtnerei Waldhaus bei Lützelflüh – ein Herbsterlebnis für alle, die Blumen lieben – ist
ab 27. August bis Mitte Oktober (Frosteintritt) täglich durchgehend von 09.30 bis 17.00 Uhr geöffnet. Zeitgleich ist auch das Restaurant Blueme-Festhüttli offen. Der Gärtnereiladen und der Naturkräuterverkauf sind ganzjährig geöffnet.

24.08.2023 :: Elisabeth Pfäffli (eph)