Rettungssanitäter Peter Bieri musste sich auch technisches Wissen zum Rega-Helikopter aneignen.
Schangnau: Peter Bieri hat es geschafft. Er hat die hohen Anforderungen erfüllt und steht als Rettungssanitäter für die Rega-Basis Wilderswil im Einsatz.
Bei Einsätzen sitzt er links vom Piloten. Der gebürtige Schangnauer Peter Bieri ist Rettungssanitäter und arbeitet auf der Rega-Basis in Wilderswil. Hier belegt er, in einer Wohngemeinschaft zusammen mit den anderen Mitgliedern der Crew, in grosszügigen Räumlichkeiten ein eigenes Zimmer. Sein Dienst – die Schichten dauern 24 oder 48 Stunden – ist soeben, also morgens um 7 Uhr, zu Ende gegangen. Den letzten Einsatz, berichtet Bieri, habe er gestern geleistet. Eine Person musste nach einem Absturz während eines Hüttenabstiegs mit der Rettungswinde geborgen werden.
Der Allrounder der Crew
Die Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter der Rega bildeten, führt Bieri aus, das Bindeglied zwischen Aviatik und Medizin. «In der Luft unterstützen wir den Piloten im Cockpit, am Boden helfen wir der Notärztin oder dem Notarzt bei der medizinischen Versorgung. Wir sind die Allrounder, die Hems Crew Member (HCM), also das medizinisch-technische Besatzungsmitglieder. Ein wichtiger Teil seines Jobs sei die Bedienung der Rettungswinde. Diese kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Rettungshelikopter nicht beim Patienten landen kann. Mit dem Bediengerät in der Hand steuert Peter Bieri die Rettungswinde, an der er die Notärztin hinunterlässt. Über die Bordsprechanlage gibt er dem Piloten laufend Richtungsanweisungen, weil dessen Sicht nach unten eingeschränkt ist. Die gleichzeitige Bedienung der Rettungswinde, das Lesen des Geländes, die Einschätzung von Höhe und Distanz gehörten bei den Einsätzen, so Peter Bieri, zu den grössten Herausforderungen.
«Rega war schon immer in meinem Kopf»
Nach seiner Lehre und Tätigkeit als Automonteur habe er bald in den Rettungsdienst gewechselt. Der einjährigen Ausbildung als Transportsanitäter folgte eine verkürzte Ausbildung von zwei Jahren als Rettungssanitäter. In dieser Funktion sei er während insgesamt neun Jahren für das Spital Emmental im Einsatz gestanden. «Aber die Rega hatte ich immer im Kopf», sagt Bieri. Er habe sich medizinisch weitergebildet, vor allem in der Gebirgsmedizin und sei somit seinem Ziel immer nähergekommen. Nach einem anspruchsvollen Assessment habe er sein Ziel erreicht: Seit Anfang dieses Jahres ist Peter Bieri HCM bei der Rega. Die Einführungsphase, erklärt er, dauere gut zweieinhalb Monate, bis zum Abschluss aller weiteren Ausbildungsmodule gehe es fast zwei Jahre. Nach einer ersten Grundausbildung mit den technischen und medizinischen Geräten sowie dem Umgang im und um den Helikopter stünden laufend weitere Aus- und Weiterbildungen an.
Teamplayer gefragt
Grundvoraussetzung, um überhaupt ein Assessment als Rettungssanitäter bei der Rega absolvieren zu können, seien drei Jahre Erfahrung im bodengebundenen Rettungsdienst. Verlangt würden im Weiteren ein umfangreiches technisches Verständnis, ein hervorragendes räumliches Vorstellungsvermögen sowie psychische und physische Belastbarkeit. «Für mich persönlich am wichtigsten ist es, ein guter Teamplayer zu sein. Man muss im Team funktionieren, auch bei Nacht, auch unter schwierigsten Bedingungen», sagt Bieri.
Wertschätzung ist Motivation
Nein, Angst bei Einsätzen dürfe man nicht haben. Falls sie doch da sei, müsse das unbedingt angesprochen werden.
Auch über die häufige Fahrlässigkeit von Wanderern und Alpinisten sollte man sich besser nicht nerven. «Wieso jemand in eine Notsituation geraten ist, ist für uns unerheblich: Die Rega rettet, sie richtet nicht.» Insgesamt überwiege für ihn das Gute, das Schöne. Dazu gehöre auch die hohe Wertschätzung, die er von Geretteten im Nachhinein immer wieder erfahre. Dies sei für ihn eine grosse Motivation. Und ja, die notwendige Entspannung nach stressigen Einsätzen finde er in seiner Freizeit. «Auf dem Rennvelo lüfte ich meinen Kopf durch», sagt Peter Bieri. «Oder ich erhole mich bei einer Hochgebirgstour auf einen Viertausender.»