«Der Wettbewerb hat sich gelohnt»

«Der Wettbewerb hat sich gelohnt»
Wo sich heute viele Parkplätze des Spitals befinden, sollen neue Gebäude aber auch Freiräume entstehen. / Bild: wz
Langnau: Wie könnte das Areal mit dem Spital und dem Kirchgemeindehaus weiterentwickelt werden? Das Siegerprojekt überzeugt mit Raum, neuer Verkehrsführung – und Witz.

ag im Kirchgemeindehaus Langnau besichtigt werden können, je realisiert werden, ist offen. «Gelohnt hat sich der Ideenwettbewerb so oder so», bilanziert Martin Sturm. Der Architekt leitete das qualitätssichernde Verfahren im Auftrag der drei Parteien Regionalspital Emmental, Kirchgemeinde und Gemeinde Langnau. «Die eingereichten Projekte zeigen auf, was in dem Perimeter möglich wäre», hielt Martin Sturm an der Vernissage fest.


Denkmalpflege forderte Wettbewerb

Für das Spital kann eine zusätzliche Nutzfläche von 6000 Quadratmetern geschaffen werden. Gleichzeitig kann den Anforderungen der kantonalen Denkmalpflege sowie des Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (Isos) entsprochen werden. Die Denkmalpflege, welche den Ideenwettbewerb gefordert hatte, war auch mit einem Vertreter im siebenköpfigen Preisgericht vertreten. Dieses hatte am Ende fünf Projekte zu beurteilen. Neun Architekturbüros bewarben sich um den Ideenwettbewerb, sechs wurden eingeladen ein Projekt auszuarbeiten. «Wir waren gehalten auch einem jungen Büro die Teilnahme zu ermöglichen», berichtete Martin Sturm. «Leider hat dieses am Ende keine Eingabe gemacht.» Aus den fünf Projekten hat das Preisgericht einstimmig «Boulevard de la Santé» als Sieger bestimmt.


Historisch – voluminös

«Wie viel ist verträglich?» Das sei die zentrale Frage gewesen, hielt Matthias Frei von der BFR LAB Architekten GmbH aus Langenthal an der Vernissage fest. Die Lösung des Siegerprojekts präsentiert sich zweigeteilt: Während die Bauten des Spitals zum Teil in den Hang gebaut werden sollen, grosse Volumen und einen modernen Stil aufweisen, orientieren sich die Gebäude nahe der Haldenstrasse an der historischen Bausubstanz des Oberdorfs. So weisen die Häuser etwa Satteldächer auf und ordnen sich bezüglich Höhe und Volumen den bestehenden Bauten unter. «Langnau hat schöne Häuser», sagte Matthias Frei, «aber schlechte Plätze. Die sind alle zugeparkt.» Parkplätze sind auf den Plänen spärlich zu finden, dafür ein Eingang in eine Einstellhalle. Um den Bärenplatz aufzuwerten sehen die Architekten für das Spital eine neue Erschliessung vor: Die Zufahrt zum Spital soll nicht mehr vor dem «Bären» durchführen, sondern hinter dem Gasthaus (und der sogenannten Bärenscheune). «Somit wird der Platz beim ‹Bären› und Chüechlihus verkehrsfrei», führte Frei aus. Für die Besucher soll sich der Eingang künftig in der Nähe des Änteliparks befinden. «Der heutige Zugang ist verwirrend. Indem wir dem Spital ein neues Gesicht gegeben, werden sich die Leute besser orientieren können», führte Frei aus. Zur besseren Orientierung der Patienten soll auch ein separater Bau für die Tagesklinik vor dem Spital sorgen. Die Parkplätze werden in den Untergrund verlegt.


«Cleverer Ausbau»

Den Spitalzugang zu verlegen, finde er einen interessanten Ansatz, meinte Bernhard Antener, Verwaltungsratspräsident der Regionalspital Emmental AG. «Clever ist auch, die bestehenden und neuen Bauten mit einem neuen Verbindungsgang zu erschliessen.» Schliesslich lobte Antener auch, dass die Bauten etappiert erstellt werden und dass diese unabhängig von der Kirchgemeinde und der Gemeinde gebaut und betrieben werden können.

Derzeit stehen beim Spital viele Container – zusätzlicher Platz ist also nötig. «Das Spital Langnau hat ganz klar Potenzial, etwa in der inneren Medizin», sagte der Verwaltungsratspräsident. «Ein Ausbau muss aber mit Bedacht geplant werden. Derzeit lautet das Credo ‹Bestand halten›.»
Als nächster Schritt werde nun eine Überbauungsordnung ausgearbeitet, blickte Antener voraus. Dabei würden natürlich die Pläne des Ideenwettbewerbs einfliessen.

 

«Nun ein Raumprogramm erstellen»

Noch mehr unter Zugzwang ist die  Kirchgemeinde Langnau. Sie sucht seit Jahren nach einer Lösung für ein neues Kirchgemeindehaus. Das bestehende ist in die Jahre gekommen und weist einen entsprechend hohen Sanierungsbedarf auf. «Wir brauchen für die Kirchgemeinde auch kein so grosses Haus», sagte Stefan Bongiovanni, Präsident der Kirchgemeinde. Man werde nun als nächstes ein Raumprogramm erstellen. Auf dem Areal der Kirchgemeinde sind auf den Plänen nebst dem neuen Kirchgemeindehaus auch zwei separate Bauten gezeichnet. «Wir werden sehen», meinte der Präsident und hob die Schultern.


Gemeinde will Spital unterstützen

Am Wettbewerb, welcher 180´000 Franken kostet, beteiligte sich auch die Gemeinde Langnau, in deren Besitz sich ein Teil des Areals befindet. Es habe «schon etwas gebraucht», um die Gemeinde zu überzeugen, bei diesem Wettbewerb mitzumachen, meinte Gemeindepräsident Walter Sutter. Selber etwas zu erstellen, gedenke die Gemeinde nicht, «wenn wir aber Hand bieten können, um das Spital zu sichern, helfen wir gerne».

Langnau komme dank des Ideenwettbewerbs günstig zu einer ganzen Palette, wie das Oberdorf entwickelt werden kann. «Und die Denkmalpflege und das Isos sagten Ja», betonte Martin Sturm. Das Siegerprojekt überzeuge nicht zuletzt auch durch die Freiräume. So ist etwa auch ein Obstgarten vorgesehen. Warum? «Um Äpfel zu klauen», steht auf dem Plan.

06.07.2023 :: Bruno Zürcher (zue)