Regionale Produkte sollen künftig effizienter vermarktet werden. / Bild: zvg
Emmental: Das «Ruschtig»-Label hat sich von alten Bindungen gelöst und mit dem Förderverein Emmental fusioniert. Produkte sollen besser und unbürokratischer vermarktet werden können.
Seit Anfang April ist der Förderverein Emmental – das Netzwerk, dem Vereine, Firmen, Schulen und andere Organisationen mehr angehören – um eine erste Fachgruppe reicher. Der Verein «Ämmitaler Ruschtig» hat mit dem Förderverein fusioniert, nachdem er Anfang Jahr aus der Dachorganisation «Das Beste der Region» ausgetreten war. Wieso? «Die Mitgliedschaft bei der Dachorganisation ‹Das Beste der Region› war mit unseren neuen Zielen und Wegen nicht mehr das richtige Gefäss für uns», sagt «Ruschtig»-Präsident Christian Jakob. «Das Beste der Region» verfolge das Ziel, mit einer Zertifizierung alle Regionalprodukte der ganzen Schweiz gleich zu behandeln, zu kontrollieren und zu fördern. «Für die ‹Ämmitaler Ruschtig› geht es in erster Linie darum, alle Produzenten des Emmentals, die ein Regionalprodukt herstellen, zu vereinen – egal, wie gross oder klein sie sind. Wir brauchen schnellere Entscheidungswege und müssen selber wieder prägender und unabhängiger von schweizweiten Regeln werden.»
Vorbild «Echt Entlebuch»?
Weniger Bürokratie und rasches Handeln erhofft sich «Ämmitaler Ruschtig» jetzt vom Förderverein Emmental, der sich im Umbau befindet, sich aber im Projekt «Dynamik Emmental» zum Ziel gesetzt hat, die Marke Emmental nachhaltig zu fördern und zu entwickeln. «Es gibt viele Vereine und Organisationen mit vielen Ideen, die aber nichts voneinander wissen», sagt Geschäftsführerin Isabelle Hollenstein. Diesem Umstand wolle man abhelfen. «Ämmitaler Ruschtig» werde in die Struktur des Vereins integriert; eine von Christian Jakob geleitete Fachgruppe Regionalprodukte wird nun zusammengestellt.
Ähnlich organisiert wie neu die «Ämmitaler Ruschtig» ist seit längerem schon die Marke «Echt Entlebuch». Sie gehört zur Unesco Biosphäre Entlebuch. «Wir kümmern uns vor allem um die Vermarktung der ‹Echt-Entlebuch›-Produkte, wir bringen sie in die Regale von Migros und Coop in der ganzen Zentralschweiz», erklärt Direktorin Anna Baumann. Sie gibt an, dass auf diese Weise der Absatz von mehr als 500 Produkten gefördert werde. Rund ein halbes Dutzend davon werden von der Bergkäserei Oberberg von Franz Renggli in Schüpfheim hergestellt. «‹Echt Entlebuch› verhilft uns zu einem gemeinsamen Auftritt gegen aussen», sagt der Käsereimeister, «die Vermarktung ist so professioneller geworden.»
«Ruschtig»-Mitglieder verunsichert
Beim Kontakt mit Mitgliedern von «Ämmitaler Ruschtig» ist eine gewisse Verunsicherung zu spüren. Er sei dabei, weil er als Migros-Lieferant zertifiziert sein müsse, und das sei bisher durch das Label «regio garantie» passiert, aus dem «Ämmitaler Ruschtig» nun aber ausgetreten sei, sagt zum Beispiel Michael Spycher von der Bergkäserei Fritzenhaus in Sumiswald. «Ich bin aus Solidarität dabei, weiss aber momentan nicht, wie es weitergeht.» Das weiss auch Alena Langenegger von der Firma «Emmentaler Waldpilze» nicht, aber sie, Vorstandsmitglied im Verein, erhofft sich durch die Neuorganisation «Stabilität, mehr Kraft, mehr Mitglieder und eine bessere Zusammenarbeit». Ihr als Auswärtige habe «Ämmitaler Ruschtig» geholfen, durch Zeitungs- und Radiobeiträge bekannt zu werden, aber für andere hätten sich die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Auch Langenegger erwähnt als Problem die Zertifizierung, die nach dem Austritt aus dem Verein «Das Beste aus der Region» nicht mehr gewährleistet sei.
Nicht im Krach auseinander
Laut «Ruschtig»-Präsident Christian Jakob wird der Prozess der Zertifizierung in Zukunft durch die neugegründete Fachgruppe innerhalb des Fördervereins Emmental umgesetzt. Er hält auch fest, dass die Austritte von einzelnen Mitgliedern nichts mit der Neuausrichtung von «Ämmitaler Ruschtig» zu tun gehabt hätten, sondern eben mit den hohen Kosten der bisherigen Zertifizierung: «Auch deswegen sind wir nicht mehr Mitglied von ‹Das Beste aus der Region›, weil ein hoher Anteil der Kosten fremdbestimmt war und durch Kontrollen verursacht wurden.» Jakob hält aber fest, dass sich die beiden Organisationen «in keinster Weise im Unfrieden oder mit Differenzen trennen». Die beiden Organisationen gingen einfach einen unterschiedlichen Weg in dieselbe Richtung mit dem gleichen Ziel: die Förderung der regionalen Produkte und die Stärkung der Produzenten.