Die «Hülfskasse» gibts seit 200 Jahren

Die «Hülfskasse» gibts seit 200 Jahren
Die 200-jährige Sumiswalder Krankenkasse besitzt eine wertvolle Miniaturen-Sammlung. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: 30 Handwerker gründeten 1823 zwecks Vorsorge die «Kranken- und Hülfskasse Sumiswald». Heute ist die Krankenkasse ein prosperierendes Unternehmen.

Nach einem dreijährigen Unterbruch konnte die Hauptversammlung der Sumiswalder Krankenkasse wieder mit physischer Präsenz durchgeführt werden. «Es freut mich, dass sich die Lage normalisiert hat und wir just zu unserem 200-Jahre-Jubiläum wieder zusammenkommen können», sagte Präsident Ueli Haldimann zu den 338 Anwesenden im Restaurant zum Kreuz. Gleich zu Beginn durfte Bertha Geissbühler (93) als ältestes anwesendes Mitglied (seit 1946) einen Blumenstrauss in Empfang nehmen.


Vorsorgen für den Notfall

Bei der Gründung der «Kranken- und Hülfskasse Sumiswald» existierte in der Gegend ein blühendes Handwerk. Die «Professionisten» gehörten damals mehrheitlich zur Klasse des Mittelstandes. Trotz einfacher Lebensweise waren sie meistens ausserstande, Ersparnisse zu sammeln, um im Notfall die Familie weiterhin zu ernähren. So reifte die Idee zur Selbsthilfe. 30 Handwerker schlossen sich zusammen und gründeten im fünften Weinmonat 1823 die «Kranken- und Hülfskasse Sumiswald».

«Es kann wohl für den fleissigen Handwerker, Künstler oder Gewerbsmann, der von seiner Arbeit lebt, nicht bald eine drückendere Sache sein, als die, welche der Gedanke an die unvermeindlich herannahenden Tage des Alters und der Krankheit aufweckt», ist in der Gründungsschrift zu lesen. Ein liederlicher Müssiggänger kümmere sich nicht um die Zukunft. Wenn er nicht mehr sein könne, so müsse ihm die Gemeinde helfen. «Wir wollen uns miteinander zu dem edlen Zweck vereinigen, durch festgesetzte Beiträge eine Anstalt begründen, von welcher jeder von uns in Krankheit und Alter – nicht aus Gunst und Gnade – sondern von Rechts wegen eine sichere Unterstützung erhalten kann.»


Jahresprämie: 5.20 Franken

Im Gründungsjahr betrug die Jahresprämie 5.20 Franken und das Vermögen der Kasse 510 Franken. Das tägliche Krankengeld wurde mit 50 Rappen und das Sterbegeld mit 11.60 Franken vergütet.

Die «Kranken- und Hülfskasse» ist mit den Jahren kontinuierlich gewachsen und dem Zeitgeist angepasst worden. Seit 1914 ist sie für alle Berufsgattungen und auch für Frauen offen. 1930 hat Schneidermeister Fritz Grädel, Grünen, das Amt des nebenamtlichen Kassiers und Verwalters übernommen und dann 40 Jahre lang ausgeübt. Durch die hauptberufliche Führung durch Kurt und Elisabeth Pfister ab 1971 wurde ein neues Kapitel in der Entwicklung aufgeschlagen. Die beiden haben das Unternehmen bis ins Jahr 2008 geprägt. Dann erfolgte die Stabsübergabe an Rolf Pfister, Geschäftsführer, und Christoph Pfister, seinem Stellvertreter. Sie führen die Kasse bis heute. Die «Sumiswalder» ist die älteste eigenständige Krankenkasse der Schweiz. Sie ist stolz auf ihre historische Miniaturen-Sammlung, welche mittlerweile 67 filigrane Exponate umfasst.


Prämienvolumen: 78 Millionen

An der Hauptversammlung ging es auch ums aktuelle Geschäft. Geschäftsführer Rolf Pfister erläuterte die Jahresrechnung 2022. Bei einem Prämienvolumen von 78 Millionen Franken resultierte ein betriebliches Ergebnis von 2,6 Millionen Franken. Das schlechte Börsenjahr und anderen Faktoren führten jedoch auf dem Kapitalmarkt zu einem Minus von drei Millionen Franken. So schliesst die Rechnung mit einem Fehlbetrag von 405´000 Franken. «Sicher kein Wunschresultat, aber dank der soliden Reserven verkraftbar», erklärte Rolf Pfister. 

Vizepräsident Rolf Brechbühl wurde in seinem Amt bestätigt. Ursula Wymann hat 15 Jahre im Vorstand mitgewirkt. Sie wird durch Yvonne Muri ersetzt. Der Vorstand wird durch den Huttwiler Hausarzt Damian Meli komplettiert.

27.04.2023 :: Ulrich Steiner (uss)