In der neuen Sonderausstellung stehen Illustrationen im Fokus

In der neuen Sonderausstellung stehen Illustrationen im Fokus
Zwei überraschende Werke aus der ehemaligen DDR bereichern die Ausstellung. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Lützelflüh: Die neue Sonderausstellung im Gotthelf Zentrum wurde vorgestellt. «Gotthelfs Welt – illustriert» wird für die nächsten drei Jahre im Museum zu sehen sein.

Das Gotthelf Zentrum in Lützelflüh ist ein Literaturmuseum. Folglich standen Schrift und Text bei den bisherigen Sonderausstellungen im Fokus. Der Kommentar eines Besuchers zur Ausstellung «Käserei in der Vehfreude»: «Das isch e sehr e fürnähmi Usstellig, aber es het eifach viu z viu z läse.» Diese Aussage brachte die Kuratoren Heinrich Schütz, Werner und Kurt Eichenberger auf die Idee, Gotthelfs Werke für einmal mit Illustrationen vorzustellen. Das Literaturmuseum wird nun also temporär auch zum Kunstmuseum.

«Angesichts der grossen Fülle und des überraschenden Reichtums mussten wir uns auf eine Auswahl beschränken», lautet der Tenor der drei Macher an der Vernissage. In sechs verschiedenen Bereichen zeigt die Sonderausstellung Zeichnungen, Stiche, Radierungen und Holzschnitte von bekannten und auch weniger bekannten Künstlern, welche Gotthelfs Werke bebildert haben. Ergänzt wird die Ausstellung mit zwei Geschenken zur Novelle «Die schwarze Spinne», die im Spycher zu sehen ist. Zum ­einen sind es ein echter «Bystal» und Holzschnitte von Bruno Gentinetta, zum anderen sind es Originalkostüme aus der Verfilmung der «Spinne» von Markus Fischer. Es ist nun aber nicht so, dass es in der Ausstellung nichts mehr zu lesen gibt. Das Bild steht wohl im Mittelpunkt, wird aber von Informationen und persönlichen Aussagen von Gotthelf begleitet.


Den Frauen zugetan

Ein eigener Bereich ist den Frauen-Illustrationen gewidmet. Gotthelfs Frauenfiguren spielen in seinen Werken eine wichtige Rolle. Auch persönlich war der Schriftsteller den Frauen sehr zugetan, was ihm unter den Kollegen den Spitznamen Frauenlob einbrachte. Die bunt gemischte Auswahl von Frauendarstellungen wird durch eine Aussage von Gotthelf beschrieben: «So ein handlich Weib ist denn doch ein kitzlig Ding.»

Ganz anders tönt es bei Theodor Hosemanns Illustrationen für die Neuauflage des Uli-Romans aus dem Springer Verlag. Gotthelf sah die Illustrationen erst im fertig gedruckten Werk und war gar nicht begeistert: «Als ich drei oder vier gesehen, warf ich das Buch weg und rührte es seither nicht mehr an. Ich fand Schwarzwälder, Urner Hirten, Guggisberger, aber keine Emmentaler und kein Emmental.» Vielleicht ist es gerade dieses Urteil von Gotthelf, das den Illustrationen zu einer ganz besonderen Bedeutung verholfen hat.


Gotthelf aus der ehemaligen DDR

Eine echte Überraschung bilden die eher unbekannten Illustrationen von Joachim Kölbel und Kurt Eichler aus einer längst vergriffenen Gotthelf-Ausgabe aus der DDR. Es handelt sich um eine Sammlung von Erzählungen mit oft religiös-christlichem Inhalt, was damals ja nicht unbedingt dem Grundgedanken des sozialistischen Ostdeutschlands entsprach. Gerhard Desczyk, Schriftsteller und Redaktor im Union Verlag Berlin, schreibt in seinem Nachwort: «Dass Gotthelf, dieser begnadete Erzähler, ein überzeugter Christ war und dass er für Menschlichkeit, Menschenrechte und sozialen Fortschritt kämpfte, macht ihn in unseren Herzen Doppelt teuer.»

06.04.2023 :: Erhard Hofer (hol)