Dramatische Szenen, glückliches Ende, beeindrucktes Publikum

Dramatische Szenen, glückliches Ende, beeindrucktes Publikum
Das Märchentheater Fidibus machte wieder mal in Langnau Halt – und begeisterte Kinder und Erwachsene mit Gebrüder Grimms Rumpelstilzchen. / Bild: A.K. Jonutin
Langnau: Junge Theaterbesucherinnen und -besucher liessen sich im Kirchgemeindesaal von Rumpelstilzchen verzaubern, und ihre Begleitung ebenso.

Mit Gebrüder Grimms Rumpelstilzchen hat das Fidibus-Märchentheater, das schon seit über zehn Jahren durch die Schweiz tourt, ein populäres, sozusagen klassisches Stück ausgewählt. Trotzdem kannten es bei Weitem nicht alle Kinder, die am Sonntag-nachmittag zappelnd in den vordersten Reihen des Kirchgemeindesaals Langnau auf den Beginn warteten.


Wer erzählt noch Märchen?

Ist Märchenerzählen etwa nicht mehr «in»? Oder lässt das Überangebot an Spassfiguren aus dem Fernseher die alten Märchengestalten, mit denen die Älteren gross geworden sind, verblassen? Immerhin haben sich heute viele Grosseltern, Eltern, Paten oder sonstige Begleitpersonen mit den etwa vier- bis zehnjährigen Kindern aufgemacht, das Theater zu besuchen. Die vordersten Reihen sind für die Kinder reserviert. Manche haben sich besonders schön gemacht, Glitzerpullis und Tüllröckchen lassen sich bewundern. Die Jüngsten drücken ihr Plüschi oder Bäbi fest an sich und schauen verunsichert nach hinten, als es finster wird im Saal.


Zauberhaftes Märchenland

Nun hüpft Fidibus, die Spassmacherin, mit ihrem Märchenkoffer auf die Bühne. Sie schäkert mit dem jungen Publikum, lässt sich Ratschläge geben und fordert Applaus. Dann öffnen sich die Kulissen-Mauern und das Spiel rund um die schöne Müllers­tochter, ihren prahlerischen Vater und den verliebten Königssohn beginnt. Fantasievoll sind die Bühnenbilder, es wird auch gesungen und musiziert. Und Rumpelstilzchen ist zwar kein Zwerg, aber um so lauter, frecher und bösar­tiger. In besonders unheimlichen Szenen, etwa bei Rumpelstilzchens Feuer im Wald, steigt sogar Nebel auf. Er verbreitet sich im Saal und stinkt.


Das Happy End in Sicht

Nach der Pause naht das glückliche Ende. Weil alle einander geholfen haben, konnte die Königin das Rätsel lösen und sie darf ihr Kindchen behalten. Und die Moral von der Geschicht: Lügen können böse Folgen haben und man nütze nie die Notlage anderer aus, sonst bleibt man zuletzt allein. Happy End, die Lichter gehen an. Die fünfjährige Nelia bleibt noch etwas verwirrt sitzen. Sie kannte dieses Märchen nicht. Da wird wohl ein klärendes Gespräch mit Mama auf dem Heimweg nötig sein. Auch die gleichaltrige Lena, die – wie viele andere Kinder – lieber bei der Familie sitzen wollte, ist stark beeindruckt. Theater ist, als hätte man die Geschichte selbst erlebt. Darum, erzählt ihre zwölfjährige Schwester Julia, erinnere sie sich noch an jedes Theaterstück aus ihrer Kindheit, an Filme jedoch nicht.

02.03.2023 :: Gertrud Lehmann (glh)