Ein Tiger als Ligatopskorer – Simon Steiner schreibt Geschichte

Ein Tiger als Ligatopskorer – Simon Steiner schreibt Geschichte
Tigers-Stürmer Simon Steiner sammelte bereits 48 Skorerpunkte. «Das habe ich der starken Teamleistung zu verdanken», sagt er. / Bild: Christoph Hofer
Unihockey: Mit über zwei Punkten pro Spiel ist Simon Steiner bester Skorer der Prime League. Im Gespräch erklärt er, warum er so oft trifft. Und warum er nicht zur Konkurrenz wechselt.

Ligatopskorer zu werden – ob das je zuvor einem Spieler der Unihockey Tigers gelungen ist? Simon Steiner überlegt. «So lange ich mich erinnern kann noch nie», antwortet er schliesslich. Und erinnern kann er sich mindestens zehn Jahre zurück.

Mit 48 Skorerpunkten aus 22 Spielen ist Simon Steiner diese Saison nicht nur Ligatopskorer geworden, sondern mit 30 Toren auch bester Torschütze der Liga. Als aussenstehender Beobachter staunt man über solche Zahlen, zumal Steiner in den vorherigen Saisons jeweils etwa halb so viele Punkte gesammelt hat. Eine derartige Steigerung sei auch für ihn unerwartet gekommen, sagt der 26-Jährige. Aber sie sei erklärbar. Drei der vier Linienkollegen von Flügelstürmer Steiner waren praktisch die ganze Saison die gleichen: Verteidiger Gustav Svensson, Center Janis Lauber und Flügel Kevin Kropf. «Diese Linienkonstellation kommt mir sehr entgegen», sagt der Topskorer. Zum Beispiel müsse er viel weniger in die Angriffsauslösung investieren, weil Svensson hier unglaublich viel Verantwortung übernehme. Deshalb ist es nicht nur eine Floskel, sondern eine Tatsache, wenn Simon Steiner sagt: «Meinen Erfolg habe ich der starken Teamleistung zu verdanken.»


Tiger durch und durch

Aufgewachsen in Röthenbach, spielte Steiner schon als Giel fast in jeder freien Minute draussen Hockey. Zusammen mit einem befreundeten Jungen besuchte er einmal die Uni­hockeyschule – «dort hat es mir sofort den Ärmel reingezogen». So durchlief Simon Steiner bei den Tigers alle Juniorenstufen, gemeinsam mit mehreren anderen Spielern, die stets zusammenblieben und nun den Kern der ersten Mannschaft bilden. «Meine Teamkollegen sind auch meine besten Freunde», sagt Steiner. Deshalb kommt für ihn, der bei den Tigers noch einen Vertrag bis Ende nächster Saison besitzt, kein Wechsel zu einem anderen Schweizer Klub infrage. Ein weiterer Grund für die Klubtreue ist: In der Schweiz haben Unihockeyspieler noch einen anderen Beruf und sind somit eher an einen Ort gebunden. Simon Steiner lebt mit seiner Partnerin in Signau und unterrichtet als Lehrer an der Oberstufe in Trubschachen.

Ein Wechsel nach Schweden war für Steiner in der Vergangenheit aber durchaus mal ein Thema. «Im Prinzip war damals schon alles geregelt», sagt er. Doch dann stieg sein designierter Klub von der höchsten in die zweithöchste schwedische Liga ab. Und Steiner blieb im Emmental.


Kein WM-Aufgebot

Ein Schweizer, der Ligatopskorer wird: Im Eishockey zum Beispiel kommt das äusserst selten vor. Und wenn, würde der betreffende Spieler garantiert ein Aufgebot für die Nationalmannschaft erhalten. Im Unihockey dagegen wurde Simon Steiner von Nationaltrainer David Jansson in den vergangenen 12 Monaten nie mehr aufgeboten, konnte auch an der Heim-WM nicht mittun. «Natürlich war ich darüber enttäuscht», sagt er. Doch nun erhält die Schweiz einen neuen Nationalcoach – und Simon Steiner eine neue Chance, wieder einmal ein Aufgebot für das Nationalteam zu erhalten.

Die unmittelbare Unihockey-Zukunft lautet nun aber: Playoff. Die Tigers treffen ab dem kommenden Samstag auf Floorball Köniz, das Team, das die Qualifikation auf dem zweiten Rang beendete und soeben den Cup gewonnen hat. Die Affiche gab es bereits vor zwei Jahren, damals gewannen die Könizer die Serie mit 4:2. Dieses Jahr traut Simon Steiner den Tigers – bei denen mit Thomas Gfeller, Lucas Schlegel und Micha Strohl drei wichtige Spieler verletzt fehlen – mehr zu. «Vor zwei Jahren überliessen wir oft dem Gegner das Spiel, warteten auf Konter», sagt Steiner. «Diese Saison dagegen konnten wir den Gegner häufig dominieren. Wir werden auch gegen Köniz auf Augenhöhe mitspielen.»

Und wenn der Topskorer auch in den Playoffs so trifft wie in der Qualifikation, dann stehen die Chancen für die Unihockey Tigers gut. Sehr gut sogar.

23.02.2023 :: Markus Zahno (maz)