Error compiling Razor Template (contact the administrator for more details)

2000 geschenkte Stunden

Ein neues Jahr hat begonnen, sagt der Kalender. Ich rechne: Ein neues Jahr, das sind knapp 9000 Stunden Lebenszeit. Etwa ein Drittel davon werde ich verschlafen. Dann werde ich etwa 2000 Stunden arbeiten, und wenn ich Arbeitsweg, Essen und  Körperpflege noch abrechne, bleiben unter dem Strich 2000 Stunden freie, geschenkte Zeit.


Ich beginne zu planen: Vier Wochen Ferien abzüglich Schlaf und andere unproduktive Zeit machen gerade einmal 375 Stunden aus. Hobby: Ein Abend pro Woche schlägt gerade mal 100 Stunden zu Buche, mit üben vielleicht 200. Ausflüge mit Freunden und Familie: Pro Monat zwei Tage à acht Stunden schenken auch etwa 200 Stunden ein. Ein paar Bücher lesen: auch etwa 200 Stunden. Ich komme erst auf 1000! Was mache ich nur mit dieser geschenkten Zeit? Was habe ich im letzten Jahr damit gemacht? Ich kann mich nicht erinnern. Da waren wohl auch leere Stunden dabei, Narrengänge, Abende vor dem Fernseher, irgend eine Beschäftigung aus Langeweile. Eigentlich schade um die Zeit.


Andererseits: Will ich eigentlich mein ganzes Leben verplant haben? Waren nicht manchmal leere Stunden gerade wertvolle Zeiten und Langeweile erholsam für die Seele? Und ich beschliesse, diese 1000 Stunden nicht zu verplanen, sondern leer zu lassen. Das sind umgerechnet 20 Stunden pro Woche oder zweieinhalb pro Tag. Die kann ich spontan

jemandem schenken, der mir begegnet, oder mir selber, indem ich bewusst gar nichts mache. Und plötzlich fühle ich mich reich. Ich habe Zeit im Überfluss – und das ist ein Luxus in unserer verplanten und optimierten Welt. Diesen Luxus will ich mir gönnen im neuen Jahr, den Luxus, Zeit zu haben, nicht alles im Griff haben zu müssen, den Luxus, entspannt und zuversichtlich zu schauen, was da kommt.

05.01.2023 :: Samuel Burger