Die Verwandlung der Sarina Wälti

Die Verwandlung der Sarina Wälti
Hängt sich im Stück «Boeing, Boeing» gleich mehreren Männern ans Bein: Die Schauspielerin Sarina Wälti. / Bild: zvg
Signau: Die junge Emmentalerin wagte an Silvester den Sprung auf die grosse Bühne. Schon als Kind war Sarina Wälti klar, dass sie dereinst Schauspielerin werden möchte.

Schielende Köchin, mondäne Dame oder tragisches Geschöpf – vor allem Fans der Freilichtspiele Moosegg oder der Theatergruppe Signau kennen Sarina Wälti aus zahlreichen Produktionen als leidenschaftliche wie überzeugende Darstellerin. Geboren wurde sie 1996 und wuchs in Zollbrück auf. Mit ihrer jüngeren Schwester Cilia gab sie als Kind im heimischen Wohnzimmer unermüdlich Zirkusvorstellungen oder schnallte sich Tennisschläger als Ski unter die Füsse, um auf dem Parkett den Wintersport nachzuahmen. «Meine Eltern waren immer sehr tolerant», erzählt die 26-Jährige schmunzelnd. Dem Grossvater, den sie nicht kennenlernen durfte, wurde nachgesagt, dass er eine Leidenschaft fürs Theater hegte. «Vielleicht hab ich das von ihm», meint Sarina Wälti. In der siebten Klasse spielte sie im Schultheater die Rolle einer kleinen, dummen Schülerin, die stets blöde Fragen stellt und entdeckte ihre Liebe zu lustigen Rollen. «Man muss sich selbst gernhaben, um jemand anderen zu spielen», ist sie überzeugt. Es gebe ja nur ein Leben, und da sei es grossartig, die unterschiedlichsten Perspektiven einnehmen zu können. «Ich bin ein Gefühlsmensch und möchte so viele Gefühle wie möglich spielen», erklärt die junge Schauspielerin ihren Antrieb, auf der Bühne zu stehen. Nach der Schule fehlte ihr dies zuerst schmerzlich. Doch als ihr angeboten wurde, bei «Ueli, der Knecht» in Röthenbach mitzuspielen, griff sie sofort zu. In Würzbrunnen spielte sie gleich drei Rollen, unter anderem einen Hütejungen mit echten Geissen, das sei cool gewesen.


Liebe zur Theaterwelt

Nicht nur auf der Bühne, sondern auch mit den Mitspielenden fühlt sich Sarina Wälti wohl. «Mit Theaterleuten hab ichs gut, denn sie sind genauso speziell wie ich», stellt sie fest. Das Spielen sei wie psychisches Heilwasser für sie, denn sie könne so all ihre Seiten ausleben. «In der Rolle kannst du auch mal ein Arschloch sein ohne Konsequenzen.» Nach einer KV-Lehre im Regierungsstatthalteramt in Langnau setzte sie noch die Berufsmatura drauf. «Immerhin habe ich was Anständiges gelernt», sagt sie und lacht. Danach brauchte Wälti dringend eine Veränderung. Ein Praktikum beim Radiosender «Neo1» bescherte ihr nach eineinhalb Jahren eine Festanstellung als Moderatorin und Radio-Redaktorin. Im Jahr 2020 begann sie bei der Musical-, Schauspiel- und Filmschule SAMTS in Adliswil ihre berufsbegleitende Ausbildung zur Schauspielerin. Sie spüre, dass sich dank der Schule ihre Präsenz am Mikrofon und auf der Bühne gesteigert habe.


Turbulente Komödie

An Silvester feierte Sarina Wälti Premiere zusammen mit Simon Burkhalter, Anina Rosa und Danièle Themis beim Vier-Personen-Stück «Boeing Boeing» im «Theater am Käfigturm» in Bern. Wälti spielt das schüchterne Emmentaler Meitschi Martina mit langem Rock, Flechtfrisur und Berner Züpfe unterm Arm. In der turbulenten Komödie, in der Marion mit gleich drei Piloten eine Affäre hat – was rein organisatorisch eine Herausforderung ist – mausert sich die scheue Martina aber erstaunlich. Auf der Bühne in Bern zeigt Sarina Wälti eine eindrückliche Verwandlung vom Aschenputtel in eine souveräne Frauenfigur. Zuvor brillierte sie bereits im Sommer auf der Moosegg in verschiedenen Rollen bei Michels Brautschau – mal säuselnd, mal quiekend, mal schmachtend, mal keifend…

«Ich möchte schauspielerisch alles ausprobieren, was geht», blickt Wälti in die Zukunft. Bühne, Fernsehen, Film, alles sei denkbar. Nur bei Hollywood rümpft sie die Nase: «Ich bin sehr landbezogen und heimatverbunden. Wenn ich könnte, hätte ich einen ganzen Zoo. Immerhin lebe ich mit meinen Katern Hügi und Ötteli zusammen. Hollywood ist viel zu weit weg vom Emmental!»

05.01.2023 :: Christina Burghagen (cbs)