Sport ist vorübergehend zweite Priorität

Sport ist vorübergehend zweite Priorität
Halim Gashi (blauer Helm) gewann an der Schweizermeisterschaft. / Bild: zvg
Taekwondo: Halim Gashi aus Escholzmatt wurde im Herbst erneut Schweizermeister. Im Nationalkader ist er nicht mehr, da er sich auf die Lehre als Carrosseriespengler konzentriert.

«Der Weg des Fusses und der Hand» – dies ist die Bedeutung der koreanischen Kampfkunst Taekwondo. Einer der rund 3000 Aktiven in der Schweiz ist Halim Gashi. Der 17-Jährige aus Escholzmatt ist seit knapp sechs Jahren im Bann dieser olympischen Disziplin. Er beschreibt die Kampfkunst folgendermassen: «Taekwondo ist eine Mischung aus Karate und Kickboxen. Es geht darum, Selbstdisziplin zu entwickeln – Aggressivität hat hierbei keinen Platz.»

Zum einen formt und fördert Taekwondo Körper und Geist. Zum anderen vermittelt die Kampfkunst aber auch Werte und ethische Regeln und unterstützt damit soziale Eigenschaften. «Mir gefallen auch andere Kampfsportarten, aber bei Taekwondo sind die Fusstechnik, die Schnelligkeit und die Dynamik sehr ausgeprägt. Dies gefällt mir sehr», erklärt Gashi.


Schweizermeistertitel verteidigt

Zu Taekwondo ist er durch seinen Vater gekommen. Dieser war schon immer fasziniert von der Kampfkunst und unterstützt Halim und dessen jüngeren Bruder tatkräftig. «Mein Vater ist immer dabei – sei es im Training oder an den Turnieren. Wir sind Vater und Sohn, aber zugleich auch beste Kollegen», betont der Escholzmatter.

Momentan trainiert Halim Gashi rund drei Mal wöchentlich in Schüpfheim mit seinem Trainer, Michel Heldner. Der aufgestellte Teenager hat ein gutes Verhältnis zu seinem Meister und geht gerne zu ihm ins Training. Dennoch sagt er von sich, dass er eher der Wettkampftyp sei. «Ich kämpfe gerne. Wenn ich ein Turnier habe und gewinne, bin ich meistens trotzdem nicht zufrieden. Vielmehr will ich gleich wieder in den Kampf, um diesen zu optimieren. Aber das Training braucht es natürlich trotzdem auch.»

Diesen Herbst konnte er den Schweizermeistertitel bei den Junioren in seiner Gewichtskategorie verteidigen. Diese Titel zählen für ihn zu den bisherigen Karrierehöhepunkten. Auch im 2023 will er an der Schweizermeisterschaft teilnehmen. Eine Veränderung gibt es dabei aber: Der bescheidene Escholzmatter wird 2023 erstmals bei den Senioren (Kategorie ab 18 Jahren) starten.


Berufslehre an erster Stelle

Bevor der positiv eingestellte Jugendliche mit der Lehre begonnen hatte, gehörte er dem Nationalkader an. Auch heute hat der Sport nach wie vor einen hohen Stellenwert. Erste Priorität hat aber momentan die Ausbildung zum Carrosseriespengler. Nach dem erfolgreichen Lehrschabschluss möchte er jedoch wieder ins Nationalteam zurückkehren und für die Schweiz um Titel im Taekwondo kämpfen. «Auch wenn ich nicht mehr im Nationalkader bin, mache ich noch Wettkämpfe. Aber nicht mehr so regelmässig und intensiv wie früher. Damals hatte ich mindestens einen Wettkampf im Monat.»

Weltweit ist Taekwondo heute eine der etabliertesten olympischen Kampfsportarten. In der Schweiz ist es hingegen eher eine Randsportart. Dies stört ihn aber überhaupt nicht – im Gegenteil: «Nur meine engsten Freunde wissen, dass ich im Nationalteam war und dass ich Juniorenschweizermeister bin. Ich prahle nicht damit und erzähle es auch nicht gross rum. Wieso auch, ich bin ein Mensch wie jeder andere.»


Wurzeln in zwei Ländern

Halim Gashi wohnt mit seinen drei Geschwistern und seinen Eltern in Escholzmatt. Die Familie stammt ursprünglich aus dem Kosovo, wohin Halim mindestens einmal jährlich reist, um seine Verwandten zu besuchen. «Ich liebe Kosovo – im Winter gibt es Schnee, im Sommer steigen die Temperaturen teilweise auf über 40 Grad. Aber nach drei Wochen Ferien und Nichtstun vermisse ich die Struktur und den geregelten Alltag in der Schweiz. Richtig zu Hause fühle ich mich eher in Escholzmatt.»

05.01.2023 :: Valeria Siegenthaler (vss)