«Ich bin entspannter geworden»

«Ich bin entspannter geworden»
Sebastian Schilt hat mehr Eiszeit als jeder andere Schweizer Spieler des SCL – fast 17 Minuten pro Spiel. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Noch vor anderthalb Jahren stand Sebastian Schilt ohne Vertrag da. Nun ist der 35-Jährige nicht mehr aus der Langnauer Verteidigung wegzudenken.

«Die Pause von zehn Tagen kommt im richtigen Moment», sagt Sebastian Schilt über die momentane Nationalmannschaftspause. Die spielfreien Tage will er nutzen, um sich von einer Beinverletzung zu erholen, welche ihn am Wochenende zum Zuschauen zwang. «Es ist nichts Tragisches, aber ich brauche noch ein paar Tage Zeit», so Schilt. Glück für die SCL Tigers, denn sein Ausfall würde schwer wiegen: Der 35-jährige Verteidiger spielt bisher eine starke Saison und ist im System von Trainer Thierry Paterlini eine zentrale Figur.


Schilt und Lepistö – das passt

«Ich konnte diese Saison sicher nochmals einen Schritt machen», sagt Schilt über seine Rolle im Team und fügt an: «Ich will mit der richtigen Einstellung vorangehen und die anderen Spieler mitziehen.» Er übernehme jetzt mehr Verantwortung. Seine Wichtigkeit für den SCL widerspiegelt sich auch in den Statistiken: Schilt erhält mit knapp 17 Minuten pro Match die meiste Eiszeit aller Schweizer Feldspieler und blockt dabei die zweitmeisten Schüsse.

Zu Beginn der Saison spielte er noch mit Vili Saarijärvi, seit Wochen bildet er nun mit Sami Lepistö das erste Verteidiger-Duo. «Das passt. Wir haben uns schnell gefunden», meint Schilt. Zu passen scheint es auch für Lepistö: Der Finne kann sich dank der defensiven Zuverlässigkeit von Schilt immer wieder in der Offensive einschalten. «Ich versuche immer, die Scheibe so schnell wie möglich aus der eigenen Zone zu bringen und damit den Stürmern gute Möglichkeiten zu eröffnen», sagt Schilt. Dies gelingt aktuell gut: «Die ganze Mannschaft hat einen grossen Schritt gemacht und Selbstvertrauen gewonnen.»


Harter Weg zurück

Sebastian Schilt stammt aus Hasle-Rüegsau. Er spielte bereits als Junior sowie ab Sommer 2010 für zwei Saisons in Langnau. Sein drittes Engagement begann 2019 und lief längst nicht immer so gut wie aktuell: In der ersten Saison zog er sich eine Gehirnerschütterung zu. Er kehrte zwar zwischenzeitlich zurück, litt aber auch im Sommertraining noch stark unter den Folgen. «Ich hatte Probleme mit den Augen, dem Gleichgewicht und dem Nacken», blickt Schilt zurück. «Selbst Einkaufen gehen war zu viel. Es ist eine der schlimmsten Verletzungen.» Mit monatelanger Therapie kämpfte sich der Verteidiger zurück. Die Saison während der Pandemie verlief für Langnau jedoch auf allen Ebenen schwierig, im Sommer stand Sebastian Schilt ohne Vertrag da. Erst im August 2021 erhielt er doch noch einen neuen Vertrag. Auch das sei eine einschneidende Zeit gewesen, sagt Schilt. «Ich ging in jedes Spiel mit dem Wissen, dass es mein letztes sein könnte.» Doch es hatte auch etwas Positives: «Seither spiele ich befreiter und geniesse es noch mehr.» Das widerspiegelte sich in den Leistungen, weshalb sein Vertrag im Februar nochmals verlängert wurde. 


Einstellung ist besser geworden

Wie konnte er sich in dieser Saison nochmal steigern? «Ich bin über die Jahre technisch nicht besser geworden, dafür mental», antwortet Schilt. Seine Einstellung sei heute anders: «Ich bin relaxter geworden. Ich gehe nicht mehr so hart mit mir ins Gericht und rege mich nicht ab jedem Detail auf.» Er sei immer noch selbstkritisch, aber nicht mehr so übertrieben.

Mit der Mannschaft möchte der Routinier die Pre-Playoffs erreichen. Dafür gelte es noch einiges zu optimieren, etwa abgeklärter zu werden beim Verwalten von Führungen. Insgesamt sei man aber auf einem guten Weg. Einen Weg, den er auch über die Saison hinaus mitgehen will? «Ich würde sehr gerne eine weitere Saison in Langnau bleiben», sagt Sebastian Schilt, «die Gespräche sind am Laufen.» Angesichts seiner Leistungen würde es überraschen, wenn sie nicht erfolgreich enden.

15.12.2022 :: Micha Strohl (msz)