Hanspeter Staub: Seit 100 Tagen im Amt

Hanspeter Staub: Seit 100 Tagen im Amt
Einst Schweizergardist und seit 100 Tagen Gemeindepräsident von Schüpfheim: Hanspeter Staub. / Bild: zvg
Schüpfheim: Hanspeter Staub sammelte in den ersten 100 ­Tagen als Gemeindepräsident viele ­Erfahrungen. Er fühlt sich wohl in seinem Amt, bedauert aber die langen Entscheidungswege.

Gestartet ist Hanspeter Staub ohne politische Erfahrung im Gemeinderat, und so wurde er als erstes mit einer Eigenschaft konfrontiert, die wohl den meisten öffentlichen Verwaltungen eigen ist: «Im Gegensatz zur Privatwirtschaft, wo ich auch weiterhin tätig bin, sind die Wege auf der Gemeinde länger. Alles muss zuerst durch die Instanzen im Haus, dann zum Kanton, und es dauert, bis man eine Antwort erhält», findet Staub, und weiter: «Nicht, dass ich das nicht gewusst hätte, aber manchmal denkt man schon, es könnte auch anders gehen.» Offenbar haben aber seine drei Kollegen und die eine Kollegin im Gemeinderat nicht zur Verlängerung der Entscheidungswege beigetragen. «Die Kollegialität ist sehr gut», sagt Staub, «wir halten zusammen, wir finden Lösungen und sind selten uneins vom Tisch gegangen.»

Das Amt des Gemeindepräsidenten ist in Schüpfheim ein 40-Prozent-Pensum. Seine Stelle beim bisherigen Arbeitgeber hat Hanspeter Staub entsprechend auf 60 Prozent reduziert; er habe sich darauf gefreut, etwas Neues anzufangen und dabei das Alte nicht ganz loszulassen. Und er sei sich bewusst gewesen, dass die 40 Prozent auf der Gemeinde am Anfang nicht ausreichten, weil er sich in viele Dossiers einlesen müsse. Doch: «Ich hoffe, dass ich mich später gut organisieren kann, wenn nicht alles das erste Mal sein wird.»


Steuererhöhung vermeiden

Wie viele andere Gemeinden steht auch Schüpfheim mit seiner Einwohnerzahl von gut 4300 vor finanziellen Herausforderungen. An der Gemeindeversammlung vom 29. November, die Staub erstmals leiten durfte, wurde bei einem Umsatz von 34 Millionen ein Budget mit 455´000 Franken ­Defizit verabschiedet. «Wir müssen schauen, dass wir die Finanzen im Lot behalten können», sagt Staub dazu, und weiter: «Steuererhöhungen sollte man natürlich versuchen zu vermeiden, aber es gilt, die anstehenden Investitionen in Grossprojekte zu bewältigen.» Dazu gehören laut dem Gemeindepräsidenten die Sanierung der Kantonsstrasse, der Neubau des Wohn- und Pflegezentrums, die Erweiterung des Sportplatzes und die Sanierung des Schwimmbads. Bei der Sanierung der Kantonsstrasse habe es Verzögerungen gegeben, Baubeginn sei, Stand heute, voraussichtlich erst Frühling 2027. «Ich hoffe, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Gewerbe, mit allen Beteiligten das Beste daraus machen können», sagt Staub. Eine Verlangsamung des Verkehrs sei ein Thema, aber für Tempo 30 sei er «eigentlich nicht».


Er stimmte für die Kaserne in Rom

In seinen ersten 100 Tagen hat der neue Gemeindepräsident auch schon eine Niederlage erlitten, allerdings nicht auf kommunaler, sondern auf kantonaler Ebene: Als ehemaliger Schweizergardist hatte er sich in einer Parteiversammlung der Mitte für den Kredit von 400´000 Franken des Kantons Luzern für den Kasernenneubau im Vatikan in Rom eingesetzt – eine Vorlage, die Ende September aber mit über 70 Prozent Nein von den Stimmberechtigten klar abgelehnt wurde. «Ich bedaure das natürlich», meint Hanspeter Staub dazu, «aber ich sehe nicht, dass die Kaserne deswegen nicht gebaut würde.» Im Übrigen habe er in seiner Zeit in Rom «Ruhe und Geduld» gefunden, er habe in Italien gelernt, dass nicht alles im Hauruck-Verfahren erledigt werden könne. «Gut Ding will Weile haben.» 

15.12.2022 :: Rudolf Burger (bur)