Scharf beobachtete Alltagsgeschichten

Lützelflüh: Pedro Lenz las in der Kulturmühle aus seinen neusten Büchern – und alle wollten zuhören. Er erzählte Alltägliches, scharf beobachtet und abge­mildert mit einer Prise Humor.

Die Kulturmühle platzte aus allen Nähten, die Leute lieben seine Geschichten. Er ist einer von uns, und was er erzählt, könnte jedem von uns passiert sein. Es sind keine spannen-den Krimis, weder Liebesgeschichten mit Happyend noch Gruseliges zum Fürchten. Es sind scharf beobachtete Alltagsgeschichten, kommentiert mit einer Prise Humor, einem Schuss Ironie, einem Löffel Philosophie und einer Handvoll Denkanstössen.

Die Bühne ist klein: Ein Tischchen, ein Glas Wasser und ein Mikrofon, das in den Himmel ragt, das ist alles, was Pedro Lenz, einer der berühmtesten Schweizer Schriftsteller der Gegenwart, für seinen Auftritt braucht. Er wurde schon mit Preisen überhäuft, und wer kennt nicht seinen Roman «Dr Goalie bin ig», welcher verfilmt wurde.


Heiteres und Ernstes

Heute liest er stehend, die Augen hinter der getönten Brille verborgen, fünfminütige Kurzgeschichten aus seinem Kolumnenband «Der Liebgott isch ke Gränzwächter» sowie noch unveröffentlichte Texte aus «Chöit ders eso näh». Dabei denkt er laut darüber nach, wieso sechs Gramper auf dem Bahngleis schuften müssen, während einer nur «hornet», wenn der nächste Zug kommt. Er lernt seinen Zeitungsverträger kennen, und zwar auf dem «stillen Örtchen» eines Tanzlokals. Er erzählt, dass er nie im Leben an ein «Sternzeichen-Treffen» gehen würde und macht amüsant die Wanderfreunde-Gruppen auf dem Bahnhof nach. Die Veränderung unserer Sprache gibt ihm zu denken, all die Anglizismen, die doch nicht jeder versteht. Und darf die schöne Aare nicht nur durchs schöne Bern, sondern auch durchs «abgelegene» Olten, wo Pedro Lenz wohnt, fliessen?

Auch ernstere Themen, wie der uneingeschränkte Waffenkauf in Amerika, oder warum der Luchs nicht gerne im Wallis wohnt, nimmt der Schriftsteller mit seinen Kolumnen aufs Korn. Das Publikum dankte es ihm mit begeistertem Applaus und machte gerne von der Gelegenheit Gebrauch, seine Bücher mit Widmung zu erstehen.

17.11.2022 :: Gertrud Lehmann (glh)