Um die Kleider zu schonen, trug Walter Marti im Schulzimmer einenz wissen Berufsmantel. Auch die Fliege war sein Markenzeichen. / Bild: zvg
Oberburg: Walter Marti war Lehrer, Schriftsteller, Fürsorger, Heimatschützer und vieles mehr. Zu seinem 125. Geburtstag organisierte der Kulturverein einen kurzweiligen Rückblick.
Oberburger gibt es viele, und alle haben sie eine Geschichte, aber Walter Marti war ein Original. In seiner Erscheinung wie in seinem Lebensstil verfolgte er strenge Prinzipien, egal, ob er damit aus der Reihe tanzte, sich Kritik aussetzte, gehasst oder bewundert wurde.
Heuer hätte Marti seinen 125. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass wurde im Kirchgemeindehaus in Wort und Bild auf das schillernde Leben Martis zurückgeblickt. Am gutbesuchten Anlass zeigte sich, dass sich noch ganz viele Oberburger an ihn erinnern, sei es als Lehrer, Nachbar oder weil er auffiel und im Dorf zu reden gab. «Trögli-Wale» nannten ihn die einen, weil manche Ausdrücke in seinen Schriften dem «Bluemete Trögli» zu entstammen schienen. Eine Enkelin erzählte, dass sie bei manchen Wörtern eine Übersetzung im Internet suchte, weil sie ihrer Bedeutung nicht sicher war. Andere nannten Marti «Brissago-Wale», da fast ständig eine «Krumme» – ob mit oder ohne Glut – in seinem Mundwinkel klebte. Auch «Barettli-Wale» hörte man oft, weil in der Öffentlichkeit immer ein schwarzes Béret sein Haupt zierte. Und um sein Erscheinungsbild zu vollenden, sei ein weisses Hemd und die Fliege erwähnt. Gewandet war Herr Lehrer stets in Anzug mit Gilet, sogar bei Wanderungen und beim Spielen mit den Kindern im Garten, wie die alten Fotos beweisen. In der Schulstube schonte er die guten Sachen dann mit einem weissen Berufsmantel.
Arbeit, Ämter, Pflichten
In erster Linie war Walter Marti in Oberburg Lehrer – wie zuvor sein Vater und Grossvater und später einige seiner Enkelkinder. 47 Jahre versah er diesen Dienst, zuletzt als Oberlehrer der Primarschule. Zudem war er 52 Jahre lang Gewerbeschullehrer, betreute 34 Jahre als Amtsvormund Dutzende von Mündeln und präsidierte acht Jahre die Fürsorgekommission. Beinahe 50 Jahre diente er der Fürsorgestelle für Alkoholkranke, amtete 41 Jahre lang als Sektions-Sekretär der Kantonalen Krankenkasse KKB und war Obmann der Sektion Emmental des Berner Heimatschutzes. Dadurch erreichte er den Wiederaufbau der alten «Haslibrügg», der längsten Holzbogenbrücke Europas, als sie durch eine Betonbrücke er-setzt wurde. Auch die «Heilige Sippe», ein 500-jähriges, während der Reformation übermaltes Fresko in der Kirche, rettete der Kunstliebhaber. Die Kosten brachten ihm damals mehr Kritik als Anerkennung ein.
Dass er nebenbei noch einige Bücher mit berndeutschen Geschichten sowie Zeitungsartikel schrieb, Hörspiele für das Radio verfasste, Texte für Lokalchroniken beisteuerte und ein engagierter Familienvater für seine drei Buben war, ist kaum zu glauben.
Erinnerungen bewahren
Christine Marti Kühni, Enkelin und ebenfalls Lehrerin, erzählte am Gedenkanlass amüsante Anekdoten aus der Familiengeschichte. Etwa die, als Martis Familie ihn sonntags Widerwillen ins Schwimmbad schleppte («I hätt Gschiders z tüe») und er dann, weil er mit seinen altmodischen Badehosen und der bleichen Haut auffiel, spurlos verschwand. Margrit Blättler-Aeschlimann, seine Amtsvormund-Nachfolgerin und ebenfalls ehemalige Lehrerin, würdigte seine Riesenarbeit. Etwa all die Besuche, die er notabene nicht mit dem Auto, sondern mit dem Moped leistete.
Der Initiator des Anlasses, Martin Schwander, würdigte Martis Engagement als Heimatschützer, wodurch er unersetzbare Kostbarkeiten für die Nachwelt vor der Zerstörung bewahrt habe.