Langnau: Das Hallen- und Freibad besteht seit gut 50 Jahren. Dass die Anlage Neuerungen bedarf, ist unbestritten. Dennoch waren der Gemeinderat und das Parlament nicht einig.
«Die Badi ist sanierungsbedürftig», sagte der für das Bauwesen zuständige Gemeinderat Beat Gerber. «Und, sie ist auch sanierungswürdig.» Dass die 50-jährige Anlage bei der Teile noch vom ursprünglichen Bau stammen noch funktioniere, sei den umtriebigen Bademeistern zu verdanken, berichtete Gerber.
Dass Verbesserungen unumgänglich sind, zeigt etwa der Umstand, dass die Schwimmbecken an manchen Tagen bis zu 50 Kubikmeter Wasser verlieren – und dies nicht nur durch Verdunstung und Spritzer über den Beckenrad hinaus. «Wir wollen vorwärts machen und nicht riskieren, dass wir die Badi – wie etwa jene in Sumiswald – schliessen müssen», sagte Gerber.
17 bis 35 Millionen Franken
Der Gemeinderat liess von einem spezialisierten Planungsbüro ein Vorprojekt für die Sanierung und die Aufwertung des Hallen- und Freibades ausarbeiten. Alleine die Sanierung wird laut dem Papier 17 bis 20 Millionen Franken kosten, dies bei einer Kostengenauigkeit von plus/minus 15 Prozent. «Eine Attraktivierung würde zusätzlich bis zu 15 Millionen kosten», führte Gemeinderat Beat Gerber weiter aus.
Es geht also um viel Geld. Am Montagabend beantragte der Gemeinderat dem Parlament aber erst einen Kredit von 250´000 Franken, um für die Gesamtsanierung der Badi ein Vorprojekt ausarbeiten zu lassen.
Auch einen Neubau prüfen
Während die Parlamentarierinnen und Parlamentarier den Gemeinderat oft für mangelndes Tempo rügen, geht es hier vielen zu schnell. «Das Tempo ist zu hoch und der eingeschlagene Weg komplett falsch», hielt Anton Liechti, FDP, fest. Um das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis anstreben zu können, müsse auch ein Ersatzneubau geprüft werden.
André Röthlisberger von der EVP zeigte sich ernüchtert, dass der Gemeinderat keine Sponsoringgelder oder Beiträge anderer Gemeinden anstrebe. «Wenn man von Anfang an kommuniziert, dass Langnau alles selber zahlen wird, muss man nicht erstaunt sein, wenn niemand anderes einen Beitrag beisteuert. Röthlisberger wie auch anderen Ratsmitgliedern war dabei der Umstand aufgefallen, dass lediglich 30 Prozent der Besucherinnen und der Besucher aus der Gemeinde Langnau stammten – die restlichen 70 Prozent aus den umliegenden Gemeinden. Die Langnauer Badi verzeichnet pro Jahr jeweils um 100´000 Eintritte. Der dadurch generierte Ertrag von rund 580´000 Franken vermag die Aufwände zirka zur Hälfte zu decken.
Nicht nur die umliegenden Gemeinden sollen für einen Beitrag an die Langnauer Badi angefragt werden, der Gemeinderat solle auch abklären, ob das Bauvorhaben eventuell durch Subventionen des Bundesamts für Sport unterstützt werden könnte. Diese beiden Forderungen waren bereits vor der Debatte vom Montagabend von bürgerlichen Vertretern zusammengetragen worden und lagen als Antrag vor.
Müssen das Stimmvolk überzeugen
SP-Parlamentarier Christian Oswald konnte sich weder für den Antrag des Gemeinderats noch für jenen der Bürgerlichen erwärmen. Die SP hatte ein dringliches Postulat eingereicht, das dieselben Punkte ansprach, wie der Antrag von bürgerlicher Seite, aber noch weitere Aspekte berücksichtigte wie den bei der Badi geplanten Pumptrack. «Wir von der SP stehen 100 Prozent hinter der Badi», sprach Christian Oswald. «Am Ende müssen wir aber das Stimmvolk für ein sinnvolles Bauprojekt gewinnen. Schliesslich wird es am Ende über den Baukredit entscheiden.»
Das Parlament ergänzte den Antrag des Gemeinderats mit jenem der Bürgerlichen und nahm diesen mit 23 zu 10 Stimmen an. Nun muss der Gemeinderat weitere Abklärungen treffen – hier ist sicher wieder mehr Tempo gefragt.