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Adam und Eva

Die Geschichte kennen alle.
Es ist eine der besten Geschichten, die es gibt. Wenn man sie in der Bibel liest, wirkt sie ein wenig hölzern, aber man kann sich vorstellen, wie lebendig sie war, als man sie sich immer wieder erzählte, bevor man sie dann aufschrieb: 
Gott verbietet den Menschen, die Früchte des schönsten Baums im Garten zu essen.

Da weiss man schon, wie es herauskommen wird. Die listige Schlange sagt die Wahrheit: «Ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.» Es ist die Frau, die sich zuerst getraut und zubeisst, dann gehen den beiden die Augen auf – und sie sehen, dass sie nackt sind.
Das ist ihnen vorher gar nicht aufgefallen (kleine Kinder stört das bis heute nicht). Sie bedecken ihre Scham mit Feigenblättern (auch das ist sprichwörtlich geworden) und 
verstecken sich. 

Die Strafe Gottes: Unter Schmerzen Kinder gebären und im Schweiss seines Angesichts sein Brot essen. Ist das eine Strafe? Das tun wir ja seit eh und je! Das ist doch nichts anderes als unser Leben!

Genau, die Geschichte erklärt uns unser Leben – mit einem Schmunzeln und einem Augenzwinkern. Da steckt schon fast alles drin, was wir wissen müssen: Wer Gut und Böse erkennt, ist ein mündiger Mensch und trägt Verantwortung für sein Tun. Er hat Vernunft, kann Zusammenhänge erkennen, Folgen abschätzen, ist fast wie Gott.

Er ist das einzige Tier, das Kleider trägt und weiss, dass er einmal sterben wird. Und dass die Welt kein Paradies ist. Dass er arbeiten und vorsorgen und manchmal auch kämpfen muss.

Später haben Theologen diese Geschichte als «Sündenfall» interpretiert, als Abstieg in der Entwicklungsgeschichte. Ist es nicht viel mehr ein Aufstieg? Aus den naiven Kindern im Paradies werden verantwortliche Erwachsene, welche die Welt schöpferisch mitgestalten – mehr oder weniger gut bis heute.

13.10.2022 :: Samuel Burger