Die Schützes wirten aus Leidenschaft

Die Schützes wirten aus Leidenschaft
Wirten seit 37 Jahren im «Löwen» Landiswil: Annemarie und Fritz Schütz. / Bild: Markus Wehner (wmb)
Landiswil: Den Landgasthof Löwen gibt es in der heutigen Form seit 200 Jahren. Er ist seit 1869 im Besitz der Familie Schütz. Seit 1985 wirten Annemarie und Fritz Schütz hier.

Das heutige Besitzerehepaar übernahm den Gasthof in fünfter Generation. Annemarie Schütz steht hauptsächlich in der Küche, wo vor allem gutbürgerliche Speisen wie Berner Platte, Gnagi, Speckrösti und je nach Saison Bauernbratwürste und eigene Schwartenwürste zubereitet werden. Gekocht wird auf dem Herd, einen Steamer oder andere moderne Hilfsmittel sucht man hier vergebens. «Mein Mann kümmert sich um alles andere und hilft in der Küche, etwa wenn es ums Aufschneiden von Speck und Würsten für die sonntägliche Berner Platte geht», erklärt die Wirtin.


Veränderungen

In den bald 40 Jahren, in denen sie beide schon wirteten, habe sich einiges verändert, erzählen sie: «Wir stellen ein anderes Verhalten der Gäste fest. Früher hat man reserviert und wir wussten, am Sonntag sind Gaststube und Säli und manchmal auch der Saal voll.» Heute komme es vor, dass Reservationen noch kurzfristig annulliert würden oder dass sie am Mittwoch noch keine Reservationen hätten und am Sonntag trotzdem alles voll sei. 

Der Stammtisch, ein Ort, wo man sich trifft, über Gott und die Welt spricht, politisiert und manchmal auch lästert, auch dieser ist nicht mehr wie früher. Mit dem Rauchverbot wurden zwei Stammtische eingerichtet, einer für Raucher und einer für Nichtraucher, getrennt durch eine Scheibe. «Das ist der Kommunikation nicht gerade förderlich und hält viele davon ab, noch schnell ein Feierabendbier zu sich zu nehmen und Neuigkeiten zu vernehmen», erklären Annemarie und Fritz Schütz.


Zukunft

Gejammert wird aber bei den Wirtsleuten nicht. Sie machen die Arbeit immer noch mit Leidenschaft, obwohl sie schon länger im Pensionsalter sind. Trotzdem werde es langsam Zeit, den Gasthof zu übergeben, sagen sie. Annemarie und Fritz Schütz machen sich nun gemeinsam mit ihren vier Kindern Gedanken über die Zukunft des «Löwen». Sohn Rolf bewirtschaftet bereits den zum Gasthof gehörenden Bauernhof. Die Töchter Marie Louise und Yvonne sind auswärts verheiratet, helfen aber regelmässig im Betrieb mit. Der älteste, Friedrich junior, hat Koch und Servicefachangestellter gelernt. 

«Gerade letzte Woche haben wir uns zusammengesetzt, um über die Zukunft zu beraten», erzählt Fritz Schütz. Im Vordergrund stehe die Gründung einer Aktiengesellschaft. «Dabei brauchen wir aber die Hilfe eines externen Beraters. Das Jahr 2023 wird ein Schicksalsjahr für den Betrieb sein», sagt Schütz.


Geschichte

Der Gasthof, Baujahr wahrscheinlich 1822, war einst eine Verpflegungs- und Übernachtungsstation, eine Taverne, für Säumer auf dem Weg von Lützelflüh nach Biglen. Zur Taverne gehörten auch eine Schmiede und eine «Schüür». Letztere ist heute nicht mehr in Besitz der Familie Schütz. Die damaligen Besitzer besassen neben dem Tavernenrecht auch das Backrecht, das Postrecht und sie betrieben eine Metzgerei und einen Laden. 

Der 200. Geburtstag des «Löwen» wurde letzten Samstag mit Raclette, Bier vom Feuerwehrauto und Ländlermusik gefeiert.

06.10.2022 :: Markus Wehner (wmb)