Die Bergkäserei Marbach investierte zehn Millionen Franken in den Neubau der Käse-Erlebniswelt. / Bild: Gody Studer (gse)
Marbach: Seit dem Wochenende ist die neue Erlebniswelt bei der Bergkäserei Marbach geöffnet. Jährlich werden in dem Betrieb zwölf Millionen Liter Milch verarbeitet.
Die Unesco Biosphäre Entlebuch (UBE) ist seit vergangenem Wochenende um eine Attraktion reicher. Die Bergkäserei Marbach investierte zehn Millionen Franken in ein neues Tourismusangebot samt Produktion. Die täglich geöffnete Käse-Erlebniswelt besteht aus einem Schaubereich, der einen umfassenden Einblick in die Käseherstellung gewährt, aus einer Käse-Werkstatt zum selber Käsen, einem Bistro sowie einem Verkaufsladen. Pro Jahr werden rund 25´000 Besucherinnen und Besucher erwartet.
Neuausrichtung drängte sich auf
«Wir sind schon ein bisschen stolz», räumt das Geschäftsleitungs-Ehepaar Regula und Michael Jaun-Felder ein. Die Eltern von Käsermeister Michael Jaun führten ab 1981 im benachbarten Schangnau eine Käserei. Heute beschäftigt das Unternehmen, das seit 2008 in Marbach beheimatet ist, 36 Teil- und Vollzeitangestellte. «Wir mussten innovativ werden und uns ein neues Standbein aufbauen», begründet Verwaltungsratspräsident Peter Brunner die hohe Investition in den Neubau. Die Neuausrichtung habe sich durch die wirtschaftlichen Verhältnisse aufgedrängt. Gemäss Brunner müssten vielerorts Käsereien schliessen wegen steigender Milchpreise, umkämpftem Markt und schwachem Euro, weshalb der Export für mittelgrosse Unternehmen unrentabel sei. «Darum wollen wir weg von der Masse, hin zu mehr Regionalität und zum Tourismus», so der Verwaltungsratspräsident.
Selber Hand anlegen
Mit der Investition von zehn Millionen Franken hat die Bergkäserei Marbach eine attraktive Erlebnis-Käserei gebaut. Beim Eingang sind ein moderner Laden und ein Bistro mit 45 Innenplätzen und 24 Aussensitzplätzen entstanden. Im hinteren Bereich können Gruppen bis zu 15 Personen selber käsen. «Die Leute wollen heute selber Hand anlegen und sehen, woher die Produkte kommen, die sonst nur in den Regalen stehen», sagt Peter Brunner. Ein Stockwerk höher führt ein Rundgang durch den ganzen Herstellungsprozess des Käses, von der Milchproduktion über die Annahme bis zur Produktion. An verschiedenen Stationen kann Jung und Alt dank eines Audiogeräts die Informationen selber abrufen und die Ausstellung so im eigenen Tempo durchlaufen. Regula Jaun rechnet damit, dass ein Rundgang bis zu 50 Minuten dauert und meint: «Mit der Erlebniskäserei bieten wir ein Schlechtwetterprogramm im Entlebuch. Davon profitiert der Tourismus in der ganzen Region.» Während des Rundgangs können die Gäste einen Blick in die Käserei werfen. Selbst einen Kurzfilm und eine Kunstinstallation gibt es zu sehen. Dabei fällt auf: Die Erlebniskäserei brilliert mit viel Liebe zum Detail und einer Prise Humor.
Zwölf Millionen Liter Milch
Die Bergkäserei verarbeitet laut Fabrikationsleiter Kurt Felder rund fünf Millionen Liter Milch zu eigenen Produkten wie etwa Häxerkäse, Burrata, Fondue-Mischung oder Wiesenmilchkäse. Aus weiteren sieben Millionen Litern Milch wird Käse für Emmi hergestellt. Dies sei kein Widerspruch zur Philosophie, mehr auf Spezialprodukte zu setzen, meint Felder. «Wir produzieren auch für Emmi Spezialitäten.» Die Partnerschaft mit Emmi sei wichtig, um die Fixkosten decken zu können, ergänzt er. Neu verfügt die Bergkäserei über ein Reifelager. 13´400 Laibe 20 verschiedener Sorten werden hier von zwei Robotern gepflegt und gedreht. Bisher reifte der Käse in externen Lagern. «Wir möchten die ganze Wertschöpfung in der Region behalten», erklärt Michael Jaun und freut sich zusammen mit seiner Frau Regula auf das neu geschaffene Highlight in der UBE.