12’000 Menschen sahen «Bärewirts Töchterli» in Signau

12’000 Menschen sahen «Bärewirts Töchterli» in Signau
«Das Liseli ist mir ähnlich – emotional, aufmüpfig und nicht auf den Mund gefallen», sagt Sarah Bigler. / Bild: Rhyner Daniel
Signau: Nachdem sieben Wochen lang «Bärewirts Töchterli» aufgeführt wurde, ist im Dorf wieder Ruhe eingekehrt. Ein Blick zurück mit der Liseli-Darstellerin und dem OK-Präsidenten.

Seit den 1920-er Jahren und ab 1960 alle zehn Jahre wird das Theaterstück «Bärewirts Töchterli» von Karl Grunder in Signau aufgeführt. Eigentlich wäre es 2020 Zeit gewesen, doch Corona machte der Theaterproduktion einen Strich durch die Rechnung. Das zweimalige Verschieben zerrte an den Nerven des Regie-Duos Barbara Bircher und Angelo Naef und den Schauspielenden.

«Der Zusammenhalt im Ensemble war mega», sagt Töchterli-Darstellerin Sarah Bigler. Anfangs hätten alle einen Heiden-Respekt gehabt, ob das alles klappt und gut beim Publikum ankommt. Doch schon nach der Premiere stellte sich unter den über 50 Darstellenden eine wahre Euphorie ein, die sie ermutigte, ihre Rollen im Laufe der Spielzeit weiterzuentwickeln und zu festigen.


«So redet mein Grossvater!»

«Das Liseli ist mir selbst recht ähnlich», resümiert Sarah Bigler und lächelt. «Sie ist wie ich emotional, aufmüpfig und nicht auf den Mund gefallen.» Die Sicherheit ihrer Mitspieler, so die 25-Jährige weiter, habe ihr die Unbeschwertheit gegeben, gut zu spielen. Besonders ihre Spielpartnerin Nicole Mosimann, die ihre beste Freundin Vreneli verkörpert, habe immer geschaut, dass sie ihre Requisiten parat hatte. Im Gedächtnis geblieben sind Hühnerhaut-Momente, wenn zum Beispiel «ihr Fritz» in den Krieg zieht. «Wenn er mich als Heuchlerin beschimpft hat, bin ich jedes Mal wirklich richtig wütend geworden, nicht nur in der Rolle.» Der anspruchsvolle berndeutsche Text, der mit hundertjährigen Worten gespickt ist, hat der Röthenbacherin kaum Mühe gemacht. «Das war kein Problem. Mein Grossvater redet so», erzählt sie. Er habe das Stück natürlich auch gesehen, so wie ihre ganze Familie. «Das hast du mega-gut gemacht», hätten sie gesagt, und das sei ihr fast mehr wert als all die tollen Rückmeldungen aus dem Publikum. Die Derniere-Feier sei dann ein lustiges Dessert gewesen, wo bis in die Nacht hinein gelacht und musiziert wurde. Das mag auch daran gelegen haben, dass während der letzten Aufführung Wein und Stärkeres in den Bechern gewesen sei anstatt Wasser wie sonst, verrät sie. Sarah Bigler lebt mit Timo Kobel in einer Wohngemeinschaft in Burgdorf. Kobel hat zeitgleich die Hauptrolle in «Michelis Brautschau» auf der Moosegg gespielt. Dort war die gelernte Damen- und Theaterschneiderin Sarah Bigler auch noch für die Kostüme zuständig. «Unser Haushalt hat in der Theaterzeit ziemlich gelitten», lacht die junge Frau. Aber das hätten sie bald wieder im Griff.


Lob für das ganze Team

«Idealere Wetterverhältnisse zum Theaterspielen hätte man sich nicht wünschen können», betont OK-Präsident Hans Flückiger. Ganze zwei Mal hätten sie verschieben müssen. Er lobt das in allen Teilen überzeugende Ensemble und meint damit auch die Bereiche Ton, Licht und Parkdienst. Auch punkto Zuschauerinnen und Zuschauer zieht er ein positives Fazit. «Es fing etwas zaghaft an, doch schlussendlich haben wir eine Auslastung von 96 Prozent zu vermelden.» Das sind über 12´000 Menschen, die das Stück gesehen haben.

Dem «Bären» sei durch das Gastroteam neues Leben eingehaucht worden, denn das Publikum habe das Angebot eifrig genutzt, sagt Flückiger. Zirka 80 Prozent hätten die Gaststube besucht. Die Signauer Bevölkerung sei verständnisvoll gewesen und habe das Theater meistens unterstützt. «Der Aufwand für alles war enorm», stellt Hans Flückiger fest, «aber ich würde es wieder in Angriff nehmen!»

18.08.2022 :: Christina Burghagen (cbs)