Eine Grippe raubte der OL-Nati die Kraft

Eine Grippe raubte der OL-Nati die Kraft
Voller Einsatz für die Schweizer Staffel: Startläuferin Martina Ruch / Bild: zvg
Orientierungslauf: Martina Ruch startete an der EM über die Langdistanz und in der Staffel. Sie und das ganze Schweizer Team wurden von einem Magen-Darm-Infekt ausgebremst.

Vergangene Woche fand in Estland die Orientierungslauf-Europameisterschaft statt. In den Wäldern von Rakvere wurden Rennen über die Lang- und Mitteldistanz ausgetragen, ausserdem fanden am Sonntag zum Abschluss die Staffelrennen statt. 

Mit dabei war die 27-jährige Eggiwilerin Martina Ruch. Sie wurde vom Verband für das Rennen über die Langdistanz nominiert und war Startläuferin von einer der drei Schweizer Frauen-Staffeln. 

In der Vorbereitung auf das erste Rennen der Europameisterschaft wurden zahlreiche Schweizer Läuferinnen und Läufer von einem Magen-Darm-Infekt zurückgebunden, darunter der fünffache Weltmeister Matthias Kyburz und leider auch Martina Ruch. Im Gegensatz zu einigen Teammitgliedern konnte sie trotzdem an den Start gehen. Im Rennen über die Langdistanz, welches über 12,9 Kilometer ging und 20 Posten beinhaltete, belegte sie mit einer Zeit von gut zwei Stunden den 56. Rang. In der Staffel reichte es zusammen mit Sofie Bachmann und Katrin Müller für den 21. Schlussrang. 


Martina Ruch, wie geht es Ihnen?

Es geht mir wieder besser und ich fühle mich soweit gut, danke.


Was ist Ihr persönliches Fazit nach dieser EM?

Ich bin nicht so zufrieden, ich konnte leider nicht das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Das lag vor allem am Magen-Darm-Infekt. Ich fühlte mich vor dem Rennen eigentlich wieder leistungsfähig, merkte aber schon kurz nach dem Start, dass der Energielevel tiefer war, als ich im Vorfeld angenommen hatte. Danach war es ein sehr grosser Kampf. 


Wann trat dieser Infekt denn auf?

Zuerst wurde eine Person krank, welche dann schnellstmöglich isoliert wurde. Bei mir traten die ersten
Symptome dann etwa eineinhalb Tage später auf, was am vierten Tag des Vorbereitungs-Trainingslagers war.  Mit mir wurde gleichzeitig eine grössere Gruppe krank. Im Vergleich zu andern ging es mir auch nicht extrem schlecht, ich konnte am Abend bereits wieder eine kleine Portion essen.


Wie sah die Vorbereitung und das Training vor dem Wettkampf aus?

Wir sind acht Tage vor meinem ersten Wettkampf angereist. Wir konnten noch ganz in der Nähe des Wettkampfgeländes trainieren. Täglich machten wir in diesem Wald Läufe, um fit zu sein und das Gelände kennenzulernen. Nachdem ich krank wurde, konnte ich nur noch maximal kurze, langsame Dauerläufe machen. 


Wie erging es Ihnen im Rennen über die Langdistanz?

Ich ging mit einem guten Gefühl an den Start. Kurz nach Beginn merkte ich aber, dass Alltag und Rennen nicht dasselbe ist und ich weit weg von meiner vollen Leistungsfähigkeit bin. Ausserdem passierte mir früh im Rennen ein Fehler, ich machte einen Umweg. Das machte es mental nicht einfacher. Zudem macht man sich auf jedem geraden Weg, wo man nicht auf die Karte konzentriert ist, Gedanken über seine Leistung, die man nicht wie gewünscht abrufen kann. Das Rennen war sehr lang und das Gelände überwachsen und einige Posten nur schwer zu erreichen, hinten raus fehlte die Energie umso mehr.


Ging es am Sonntag im Staffelrennen besser?

Nicht wirklich. Ich fühlte mich zwar besser, jedoch passierte mir beim zweiten Posten ein grösserer Fehler, weshalb ich früh den Kontakt zur Spitze verlor. Die Enttäuschung darüber ist in einem Staffelwettkampf noch grösser, weil sich dies auf das ganze Team auswirkt.


Über die Mitteldistanz sind Sie nicht gestartet. Liegt Ihnen die Langdistanz mehr?

Für die Mitteldistanz wurde ich nicht selektioniert. Ich denke, für die Langdistanz bin ich aufgrund meiner körperlichen Voraussetzungen besser geeignet. Ausserdem sah ich es als Chance, nicht tags zuvor über die Mitteldistanz zu starten und dafür erholt in das zweite Rennen zu starten.


Doch die Zeit zur Erholung reichte nicht aus.

Genau. Es ist einfach enttäuschend, intensiv auf einen Event hinzutrainieren und dann nicht fit zu sein. Ich hätte diese Grippe das ganze Jahr über genommen, nicht aber in dieser Woche. Andererseits hat mir die Situation aufgezeigt, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist. 


Wie geht es jetzt weiter?

Jetzt werde ich mich zuerst ganz erholen. Dann stehen ab Ende August die Schweizermeisterschaften über die Mittel- und Langdistanz an. Dort will ich eine gute Leistung zeigen und wenn möglich eine Medaille holen. 

11.08.2022 :: Micha Strohl (msz)