Matthias Aeschbacher übertrumpft alle

Matthias Aeschbacher übertrumpft alle
Matthias Aeschbacher im Schlussgang voller Entschlossenheit, kurz bevor er Domenic Schneider zu Fall brachte. / Bild: Barbara Loosli (blo)
Schwingen: Auf dem Weissenstein gewinnt Matthias Aesch­bacher sein zweites Bergkranzfest. Auch Thomas Sempach zeigt eine starke Leistung, verpasste aber den Schlussgang knapp.

Matthias Aeschbacher startete fulminant. Die ersten beiden Aktionen gehörten zwar seinem Gegner, dem Eidgenossen Joel Strebel. Die beiden Kurzversuche parierte Aeschbacher jedoch gekonnt, bevor er zum siegbringenden Fussstich ansetzte. «Ich spürte bereits beim Aufstehen, dass es gut kommen könnte. Im ersten Gang hatte ich zwar zwei bange Momente, konnte das Duell dann doch für mich entscheiden. Anschliessend lief es von Gang zu Gang immer besser». So analysierte der 30-Jährige seinen Start in den Wettkampf. Die Nordwestschweizer Reto Leuthard und Sinisha Lüscher waren seine Opfer in den folgenden Gängen. Zur Halbzeit konnten nebst Matthias Aeschbacher noch fünf Schwinger ein Notenblatt mit lauter Siegen vorweisen – darunter mit Thomas Sempach ein weiterer Emmentaler.

 

Sempach bodigte von Weissenfluh

Der 37-jährige Routinier startete mit Siegen über Janic Voggensperger und Patrick Schmied. Im dritten Gang folgte ein äusserst zäher Brocken: Der Oberländer Kilian von Weissenfluh, welcher in dieser Saison noch nie auf dem Rücken lag.  Von dieser Tatsache liess sich Sempach nicht irritieren. Mittels Fussstich brachte er seinen Widersacher zu Boden und vollendete mit gekonnter Bodenarbeit. «Ich wusste natürlich, dass Kilian noch nie verloren hatte, aber man muss immer an den Sieg glauben. Dies habe ich von Anfang an gemacht», sagte Sempach nach seinem Sieg. 

Bevor der Sennenschwinger zum nächsten grossen Wurf ansetzte, liess er sich von den Steinstössern inspirieren, welche ihre Qualifikation in unmittelbarer Nähe zum Schwingerzelt abhielten. Fasziniert beobachtete der kräftige Schwinger das Treiben auf der Steinstossanlage. Auf die Frage, ob es selber antreten wolle, meinte Sempach mit einem Grinsen: «Ich muss doch schauen, was ich nach meiner Schwingkarriere machen könnte». In der aktuellen Form muss er sich jedoch noch keine Rücktrittsgedanken machen. Dies bestätigte Sempach auch im vierten Gang, indem er den führenden Adrian Odermatt aufs Kreuz legte. Nun standen die Zeichen gut, dass er nach 2012 zum zweiten Mal den Schlussgang auf dem Weissenstein erreichen könnte. Leider kam es nicht so weit, der Ostschweizer Domenic Schneider machte ihm einen Strich durch die Rechnung, ­gewann das hochkarätige Duell und sicherte sich seinerseits die Schlussgangqualifikation. Sempach beendete den Wettkampf mit einem weiteren Sieg, was ihm den hervorragenden zweiten Schlussrang einbrachte.


Aeschbacher nicht zu stoppen

Zurück zu Aeschbacher. Im vierten Gang musste auch er erstmals mit einem Berner zusammengreifen. Fabian Staudenmann konnte den Siegeszug von Aeschbacher jedoch nicht stoppen. So auch nicht Severin Schwander im fünften Gang. Beide Mittelländer zogen gegen den späteren Festsieger den Kürzeren. Vor allem der Gang gegen Staudenmann hatte es in sich. Schliesslich gab es diese Paarung bereits auf dem Stoos. Staudenmann gewann damals und Aeschbacher musste die Heimreise ohne Kranz antreten. Dies ist Schnee von gestern. Im Schlussgang vor 4600 Zuschauern setzte der Dominator des Tages zur Kür an und beförderte Domenic Schneider nach nur 41 Sekunden mittels inneren Hakens platt auf den Rücken. 

Sechs Gänge, sechs Siege, ein hochverdienter Festsieg für den Emmentaler. «Ein Bergkranzfestsieg ist wunderschön, dass er mit sechs Siegen zustande kam, ist natürlich phänomenal», sagte der strahlende Sieger nach dem gewonnen Schlussgang.


Zaugg mit Kranz, Gäumann ohne 

Der Sieg von Aeschbacher war ein krönender Abschluss einer Machtdemonstration der Berner. Sie konnten sich 11 von 15 abgegebenen Kränzen sichern. Zu den Gewinnern gehörte auch der 20-jährige Lars Zaugg. Den Kranz sicherte sich der Aeschauer mit dem Sieg über den Thurgauer Oldie Stefan Burkhalter. Bemerkenswert in diesem Generationenduell war der Altersunterschied von 28 Jahren. 

Weniger Glück hatte indes Stefan Gäumann, welcher ebenfalls vier Siege herausschwang. Da die Kränze erst ab der hohen Punktzahl 56.75 vergeben wurden, blieb er ohne Kranz. 

Einen besonderen Kopfschmuck gab es indes für Kilian Wenger. Der Oberländer Schwingerkönig gewann seinen 100. Kranz und war somit neben Matthias Aeschbacher die zweite grosse Figur am 71. Weissenstein-Schwinget.

28.07.2022 :: René Willener